Der bestbezahlte Fussballer der Welt lässt seinen Ex-Klub bluten. Geht es vielleicht gar nicht um Geld?
Cristiano Ronaldo ist nicht dafür bekannt, besonders lustig zu sein. Dafür ist sein Ehrgeiz zu gross. Für Heiterkeit sorgt er mehr ungewollt. Zum Beispiel 2021, als er Juventus verliess und am Ende seines Abschiedsfilmchens «Grazzie Juventus» eingeblendet wurde. Zumindest sein Social-Media-Team war offensichtlich nicht so vertraut geworden mit Italien, dass es eines der simpelsten Wörter korrekt schreiben konnte.
Bedanken kann sich Ronaldo, der in Saudiarabien bei al-Nassr spielt, drei Jahre später noch einmal bei den Turinern. Juventus muss ihm auf Anweisung eines Schiedsgerichts knapp 10 Millionen Euro Lohn nachzahlen. Bei einem geschätzten Jahresgehalt von 200 Millionen Dollar dürfte für den Portugiesen verschmerzbar sein, dass dies nur die Hälfte der von ihm geforderten Summe ist. Vielleicht reicht es ja für den einen oder anderen Bugatti.
Die Geschichte der Nachzahlung ist verworren, und sie wirft kein gutes Licht auf Juventus. Es geht um einen Corona-bedingten Gehaltsverzicht, dem die Spieler zugestimmt hatten. Ein Teil des Salärs – so die geheime Abmachung – sollte schlaumeierisch trotzdem gewährt werden. Und zwar praktischerweise schwarz, also an Steuern und Sozialabgaben vorbei. Juve will das Geld an Ronaldo bereits ausgezahlt haben, was dieser bestreitet – die 10 Millionen sind also eine Art Kompromiss.
Ronaldo ist trotz seinen 39 Jahren immer noch der bestbezahlte Fussballer der Welt, sein Vermögen wird auf 650 Millionen Euro geschätzt. Trotzdem kämpft er durch alle Instanzen um eine Zahlung, die einen zumindest zweifelhaften Hintergrund hat. Doch womöglich geht es weniger um Geld. Und vielmehr um Genugtuung.
Der alternde Star ist in den letzten Jahren chronisch verletzt – nicht die Adduktoren schmerzen, sondern die Seele. Für einen, der sich mit ungeheurem Fleiss und eiserner Disziplin eine Weltkarriere erarbeitet hat, ist es schwer zu akzeptieren, dass auch konsequenter Einsatz nicht mehr reicht, um mit den Besten mitzuhalten.
Statt sich endlich etwas zu entspannen, kämpft CR7 unerbittlich um sein Standing. So behauptete er im Januar tollkühn, die Saudi Pro League sei besser als die Ligue 1. Eine Aussage, die Frankreich staunen liess. Paulo Fonseca, Trainer von Lille, sagte etwa: «Es gibt Dinge, die sind es nicht wert, dass man darauf antwortet. Dieses Statement gehört dazu.»
Generell macht Ronaldo in jüngster Zeit einen gereizten Eindruck. Als ihn Ende Februar die gegnerischen Fans mit Messi-Rufen provozierten, legte er sich nach dem Schlusspfiff die linke Hand ans Ohr und bewegte die rechte mehrfach vor seinem Unterkörper hin und her. In Saudiarabien kam die Geste schlecht an. Ronaldo argumentierte, in Europa sei sie ganz normal. Wirklich? Und als er vor ein paar Tagen im Halbfinal des Saudi-Supercups vom Feld musste, weil er seinen Gegenspieler mit dem Ellbogen zu Boden geschubst hatte, ballte er die Hand zur Faust, klatschte dem Referee höhnisch Applaus und streckte den Daumen nach oben.
10 Millionen sind für Juve eine bittere Erinnerung an seine Luxusinvestition. Wahrscheinlich sagt man «grazzie», dass Cristiano Ronaldo weitergezogen ist.
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