ReiseTIpps
Regensburg, eine der ältesten deutschen Städte, pflegt sein Erbe mit integrativem Mut. Was baulich Anstoss erregt, wird rasch selbst denkmalwürdig.
Gut zwanzig Minuten für knapp 2000 Jahre – länger braucht Christoph Süss nicht, um die Geschichte Regensburgs von der Gründung als Römerkastell an der Donau im Jahr 178 nach Christus bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation anno 1806 Revue passieren zu lassen. Oder besser gesagt: sie als Revue im Haus der Bayerischen Geschichte zu präsentieren.
Fast 40 Mal verwandelt sich der deutsche Kabarettist, Fernsehmoderator und Schauspieler im sogenannten Panorama: Als Marc Aurel in Toga beschimpft er die Barbaren, im schmalen Anzug talkt er mit Kaiser Karl dem Grossen, er tritt auf als Barde und plaudert mit den bayrischen Universalkünstlern des Barocks, den Gebrüdern Asam, ehe er als multiples Mitglied des Immerwährenden Reichstags mit dessen Ende von der multimedialen Bühne tritt. Das 360-Grad-Kino im 2019 eröffneten Museum ist somit ein besonders guter Ort, um sich mit der Stadt vertraut zu machen.
Das Obergeschoss bietet einen eindrucksvollen Blick auf die Altstadt, seit 2006 ist sie Welterbestätte. Zu Fuss ist es von hier der Donau entlang nicht weit zur Steinernen Brücke, der ältesten erhaltenen Brücke Deutschlands.
Wer noch nicht genug hat von multimedial aufbereiteter Historie, ist im Besucherzentrum Welterbe im spätmittelalterlichen Salzstadel am östlichen Brückenkopf gut aufgehoben.
Weitere Highlights, auch sie ohne Routenplaner zu entdecken: der 52 Meter hoch aufragende «Goldene Turm», einer von einst 60 Geschlechtertürmen im Manhattan des Mittelalters. Getoppt wurden sie später vom doppelt so hohen gotischen Dom.
Ein Blick auf den Boden dagegen ist am Neupfarrplatz geboten: Seit 2005 erinnert das Betonrelief des israelischen Künstlers Dani Karavan an die 1519 zerstörte Synagoge. 500 Jahre später entwarf der Architekt Volker Staab den Neubau für ein jüdisches Gemeindezentrum wenige hundert Meter entfernt. Mit gestaffelten Höhen vermittelt die moderne Synagoge zwischen Altstadthäusern, geschlämmte Ziegelfassaden fügen sich ein, ohne ihr Entstehungsjahr zu leugnen.
Als Provokation hingegen wurde 1970 die brutalistische Betonfassade des Traditionsgeschäfts Schreiner gesehen, in dem noch heute schöne Haushaltswaren verkauft werden.
Auch das zur selben Zeit eröffnete Kaufhaus Horten, das heute Galeria heisst, galt als Schandfleck: Die Fassade aus den berühmt-berüchtigten quadratischen Kacheln des Architekten Egon Eiermann nimmt die klassizistische Front der Alten Wache brachial in die Mitte. Die Empörung allerdings ist auch längst Geschichte: Heute wird diskutiert, ob das Gebäude denkmalwürdig ist.
Ein Tag in Regensburg
Samstag: 9:00 | Ankunft
Der Kiosk in Fliegenpilzform (Milchschwammerl) aus den 1950er Jahren sollte die Nachkriegsbevölkerung zum Milchtrinken animieren.
12:00 | Mittagessen
Beim Wurstkuchl gibt es Bratwurstkipferl in der Semmel mit Sauerkraut.
14:00 | Baumarkt-Shopping
Im Baumarkt DaBastler findet man alles – von Blumenerde bis Klebstoff und einzeln verkauften Schrauben.
Sonntag: 10:00 | Sonntagschor
Sind keine Ferien, singt der älteste Knabenchor zum Hochamt im Dom.