Dank der Unterstützung durch die Notenbanken erklimmt der Weltaktienindex von MSCI ein Rekordhoch. Das The Market Risk Barometer fällt zurück in den neutralen Bereich.
Sie haben nicht enttäuscht. Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen der Notenbanken – und ihre Signale wurden von den Marktteilnehmern erfreut aufgenommen.
Den Auftakt machte die Bank of Japan (BoJ), die zum ersten Mal seit 17 Jahren den Leitzins anhob. Neu gilt ein Zielband von 0 bis 0,1%, nach zuvor –0,1%. Damit hat die BoJ nach mehr als acht Jahren als letzte Zentralbank ihre Negativzinspolitik endlich beendet.
Paukenschlag der Schweizerischen Nationalbank
Wie erwartet liess die US-Notenbank den Leitzins unverändert auf einem Zielband von 5,25 bis 5,5%. Die Währungshüter stellen bis zum Jahresende aber weiterhin drei Zinssenkungen in Aussicht – die Terminmärkte preisen ebenfalls drei Schritte à 25 Basispunkte ein. Die Kommentare des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, der erklärte, die zuletzt unerwartet hartnäckigen Inflationsraten seien vorübergehenden Faktoren geschuldet, wurden an den Märkten mit Erleichterung zur Kenntnis genommen.
Am Donnerstag sorgte die Schweizerische Nationalbank (SNB) für eine dicke Überraschung: Als erste der wichtigen Notenbanken lockerte sie die Geldpolitik und senkte den Leitzins von 1,75% auf neu 1,5%. Damit ist sie entgegen der breiten Markterwartung vorgeprescht und hat noch vor dem Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) die geldpolitischen Zügel gelockert. In der Folge akzentuierte sich der seit Jahresanfang zu beobachtende Abwärtstrend des Frankens.
Gute Laune an den Aktienmärkten
Das Umfeld für Aktien bleibt also freundlich. Diverse Indizes – darunter der S&P 500, der Stoxx Europe 600 und der Nikkei 225 – erreichten in der vergangenen Woche Höchststände. Der breite Weltaktienindex von MSCI avancierte 1,8% und erklomm am Donnerstag zum neunten Mal in diesem Jahr ein Rekordhoch.
Besonders erfreulich für Investoren: Der Kursanstieg der vergangenen Monate wurde kaum von Rücksetzern getrübt. So hat beispielsweise der US-Leitindex S&P 500 gemäss Bespoke Research letztmals vor mehr als hundert Handelstagen einen Rückschlag von mehr als 2% erlitten.
Kein Wunder, haben Aktien in den Portfolios amerikanischer Privathaushalte derzeit ein ungewöhnlich hohes Gewicht. Gemäss Goldman Sachs investieren Private rund 48% ihres Finanzvermögens in Aktien, womit der Aktienanteil den im März 2000 erreichten Höchststand egalisiert hat.
Grafik: US-Privathaushalte schwören auf Aktien
Vermögensaufteilung auf Aktien, Bonds und Bargeld (in %)
Der Nikkei 225 meldet sich zurück
Aus regionaler Sicht gehörten der Nikkei 225 (5,4%) sowie der Nasdaq 100 (+3%), die vor einer Woche noch die Schlusslichter gebildet hatten, in der vergangenen Woche zu den Zugpferden. Auch der britische FTSE 100 (+2,6%) und der S&P 500 (+2,3%) verzeichneten deutliche Kursavancen.
Nur zwei Indizes büssten im Wochenverlauf an Wert ein: Trotz schwächerem Franken verlor der Swiss Market Index 0,2%, der MSCI China gab um 1,3% nach.
Alle Sektoren verbuchten in der vergangenen Woche einen Zuwachs, wobei die Kommunikations- (+4,1%) und die Technologiewerte (+2,9%) am kräftigsten vorrückten. Die Sektoren Industrie (+2,5%) und zyklischer Konsum (+2,3%) vermochten ebenfalls zu überzeugen.
Kaum vom Fleck kamen die defensiveren Sektoren. So traten Basiskonsumgüterunternehmen (+0,1%) sowie Gesundheitskonzerne (+0,2%) praktisch an Ort. Immobilienkonzerne (+0,3%) entwickelten sich nur wenig besser.
Risk Barometer fällt in den neutralen Bereich
Das Risk Barometer von The Market signalisiert derweil eine Abkühlung der Anlegerstimmung: Im Wochenverlauf nahm es von 57 auf derzeit 52 Punkte ab und notiert damit nur noch knapp über dem langjährigen Mittelwert. Zwar zeigt das Gros der neun Indikatoren – sechs insgesamt – eine Stimmungsaufhellung an, während drei Indikatoren eine Verschlechterung anzeigen. Letztere erfuhren allerdings eine markantere Verschiebung.
Insbesondere das Verhältnis von gekauften Put- zu Call-Optionen lässt ein stark gestiegenes Absicherungsbedürfnis erkennen. Auch das enttäuschende Abschneiden von Small Caps relativ zu Large Caps lässt auf vorsichtigere Anleger schliessen.
Ein Gegengewicht bildete das erfreuliche Abschneiden der zyklischen Sektoren, die ihren defensiven Pendants einmal mehr den Rang abliefen. Der Rückgang des Volatilitätsindex Vix, der die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 abbildet, schlug ebenfalls positiv zu Buche.
In der Summe dominierten aber die negativen Faktoren, so dass das Risk Barometer in den neutralen Bereich rutschte.
In der feiertagsbedingt kurzen letzten Woche des Quartals ist die Datenlage eher ruhig. Angesichts der jüngst wider Erwarten hartnäckigen Inflationsdaten insbesondere in den USA, dürften die Marktteilnehmer die Preisentwicklung bei den US-Konsumausgaben (Personal Consumption Expenditures), die am Karfreitag veröffentlicht werden, aufmerksam verfolgen. In der Woche darauf werden dann die Einkaufsmanagerindizes Hinweise liefern, wie es um die globale Konjunktur steht.