Zur Asien-Investorenkonferenz der Schweizer Grossbank kommen mehr als 3000 Teilnehmer nach Hongkong – ein neuer Rekord.
Bei der Frage, was Chinas Superreiche an der UBS schätzen, muss Eric Lin nicht lange überlegen. «Es ist sicherlich die Solidität, aber auch die Swissness», sagt der Research-Chef der UBS für die Region Greater China. Dazu komme die lange Verbundenheit der Bank mit Asien. Seit mehr als 60 Jahren ist die UBS in der Region Asien-Pazifik vertreten, seit mehr als 30 Jahren in China.
Die Verwurzelung in der Region will die UBS einmal mehr in diesen Tagen unter Beweis stellen. An vier Tagen versammeln sich im schicken International Finance Centre in Hongkong mehr als 3000 Besucher zur Asien-Investorenkonferenz der Bank, darunter rund 2000 Spitzenvertreter institutioneller Investoren, Family Offices sowie vermögende Privatanleger, ausserdem rund 300 Führungskräfte internationaler Unternehmen.
Erstmals fand die Konferenz im Jahr 1998 während der damaligen Finanzkrise in Fernost statt. Auch wenn, oder vielleicht gerade weil heute der stotternde Konjunkturmotor in China vielen internationalen Anlegern die Schweissperlen auf die Stirn treibt, will die UBS umso mehr ein Bekenntnis zur Region Asien abgeben.
Der CEO Sergio Ermotti hilft dabei nach Kräften mit. Er reist regelmässig zu Gesprächen nach China; zuletzt war Ermotti Ende März zum China Development Forum, einem hochrangigen Treffen zwischen CEO internationaler Konzerne und chinesischen Regierungsvertretern, in Peking.
38 Milliarden Franken für den Immobiliensektor
Eric Lin sieht immerhin erste Zeichen einer Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft. So hat die Regierung vor wenigen Tagen ein umfassendes Hilfsprogramm für den implodierten Immobiliensektor vorgestellt. Die Behörden wollen Lokalregierungen 300 Milliarden Yuan, umgerechnet knapp 38 Milliarden Franken, zur Verfügung stellen. Damit sollen diese fertiggestellte, aber nicht verkaufte Wohnungen erwerben und diese als Sozialwohnungen auf den Markt bringen.
Ausserdem hat Peking einen Katalog mit zahlreichen konkreten Massnahmen vorgelegt, die Investoren aus dem Ausland das Geschäften im Reich der Mitte erleichtern sollen. So wird etwa der Transfer von Daten ins Ausland für Unternehmen deutlich einfacher.
Der UBS-Chefstratege Eric Lin ist aber noch skeptisch. «Wir warten jetzt die nächsten Daten etwa zu den Verbraucherpreisen und den Produzentenpreisen ab», sagt Lin. Erst dann lasse sich ein Urteil darüber fällen, ob in China eine echte Konjunkturerholung eingesetzt hat.
Zusammenlegung der Aktivitäten
Damit die UBS in Fernost weiter schlagkräftig agieren kann, bündelt sie derzeit ihre Kapazitäten. In Singapur, Japan und Australien hat die Bank neue Büros bezogen und im Zuge dessen UBS-Aktivitäten unter einem Dach zusammengelegt. Im Jahr 2026 wird die UBS die bisher über die Stadt Hongkong verteilten Einheiten in einem neuen Bürohochhaus im Stadtteil Kowloon zusammenführen.
Die Integration der Credit Suisse komme in Asien gut voran, sagte Edmund Koh, der UBS-Präsident der Region Asien-Pazifik, zur Eröffnung der Asien-Investorenkonferenz. Ein UBS-Manager in Hongkong bemerkte einst spitz, das Asien-Geschäft der beiden Banken sei so etwas wie ein Versuchskaninchen für die weltweite Integration der Aktivitäten der Credit Suisse.
Blick auf die Entwicklung der Aktienmärkte
Bei den Anlagestrategen der UBS richtet sich der Blick jetzt auf die Entwicklung der Aktienmärkte in Hongkong und auf dem chinesischen Festland. Im vergangenen Jahr mussten die Märkte kräftig Federn lassen, bis im Januar die Regierung einschritt.
Peking tauschte den Chef der Börsenaufsicht aus, intervenierte mit massiven Stützungskäufen und führte Beschränkungen für Leerverkäufe ein. Die Massnahmen zeigten Wirkung. Der CSI-300-Index der Börse Schanghai konnte seit seinem Tief Anfang des Jahres um 13 Prozent zulegen, der Hongkonger Hang-Seng-Index ist seit Januar um rund 15 Prozent gestiegen.
Bei der UBS übergewichtet man die chinesischen Märkte nun wieder, andere wie etwa Südkorea sind untergewichtet. «Die Bewertungen sind momentan günstig», sagt Eric Lin , «da ergeben sich Opportunitäten.» Lin nennt Technologiewerte wie Tencent und den Lieferdienst Meituan, aber auch Hersteller von E-Autos wie BYD.
Das schnelle Geld ist gemacht
Lin bleibt trotzdem skeptisch. Das schnelle Geld sei erst einmal gemacht, für Zuwächse an den Börsen brauche es mehr gute Wirtschaftsdaten. «Ich wäre auch nicht überrascht, wenn es noch einmal eine Korrektur gäbe», sagt Lin, aber auf die tiefen Niveaus vom Ende des vergangenen Jahres gehe es wohl nicht mehr zurück.
Doch die UBS blickt über China hinaus. Auf längere Sicht erwarten die Strategen der Bank Wachstumsimpulse durch die rasch voranschreitende Urbanisierung in Asien. Bis 2050 würden in Fernost 3,48 Milliarden Menschen in städtischen Regionen leben, sagte der UBS-Asien-Pazifik-Präsident Edmund Koh. Derzeit seien es knapp 2,59 Milliarden. Allein in Indien würden in den kommenden Jahren 333 Millionen Menschen in städtische Regionen ziehen.
In der Folge müssen die Länder in Bereiche wie Gesundheitsversorgung, öffentlichen Verkehr, Bildung und die Versorgung mit sauberem Wasser und sicheren Nahrungsmitteln investieren. Für die UBS ergeben sich daraus Geschäftsmöglichkeiten.