Susie Wiles gilt in ihrer Heimat Florida als einflussreiche Politikstrategin. Noch im Jahr 2018 galt sie als Vertraute von Gouverneur Ron DeSantis; dann wechselte sie die Seiten und wurde Donald Trumps wichtigste Beraterin. Nun belohnt sie der Sieger der Präsidentschaftswahl.
Der neugewählte amerikanische Präsident hat am Donnerstag seine erste Personalentscheidung gefällt. Die 67 Jahre alte Susie Wiles soll Stabschefin werden, wenn Donald Trump am 20. Januar 2025 ins Weisse Haus zurückkehrt. «Susie ist hart, schlau, innovativ» und sie werde durchs Band respektiert, sagte der republikanische Wahlsieger gemäss einer Pressemitteilung.
Wiles falle nun die wohlverdiente Ehre zu, als erste Frau im Amt des «Chief of Staff» in die amerikanischen Geschichtsbücher einzugehen, schrieb Trump weiter. Der Stabschef des Weissen Hauses muss, im Gegensatz zu Kabinettsposten, nicht zuerst vom Senat bestätigt werden.
Die Entscheidung zugunsten Wiles kommt nicht überraschend. Sie hatte zuletzt an der Spitze des Wahlkampfteams des Präsidentschaftskandidaten gearbeitet; in enger Zusammenarbeit mit dem Chefstrategen Chris LaCivita gelang es ihr dabei, Trumps Piratenschiff auf Kurs zu halten.
So brachte Wiles den Republikaner dazu, im Wahlkampf disziplinierter vorzugehen, was sich letztlich am Dienstag an der Urne auszählte. Auch hielt sie das Chaos im Umfeld des Kandidaten unter Kontrolle, und wehrte sich erfolgreich gegen Intriganten. Weil sie dabei selten ihre Contenance verlor, verlieh Trump ihr die Beinamen «Ice Baby» oder «Ice Maiden».
Im Gegenzug ist Wiles ihrem Chef gegenüber loyal und drängte sich während des turbulenten Wahlkampfes nie ins Rampenlicht. So lehnte sie es in der Nacht auf Mittwoch dankend ab, an der Wahlfeier Trumps einige Worte an die begeisterten Anhängerinnen und Anhänger zu richten. Auch deshalb wird sie vom engsten Familienkreis des künftigen Präsidenten hochgeschätzt.
Wiles war eine Vertraute von Floridas Gouverneur
Wiles ist die Tochter des ehemaligen Football-Spielers Pat Summerall, bis zu seinem Tod im Jahr 2013 ein allseits verehrter Sportmoderator. Sie stieg in den späten Siebzigerjahren in die Politik ein.
Nach einem längeren Aufenthalt in Washington etablierte sie sich in den Neunzigerjahren in ihrer Heimat Florida als Wahlkampfstrategin. Dabei bevorzugte Wiles lange Zeit Kandidaten des Establishments. In einem Gespräch mit der Publikation «Politico» räumte sie vor einigen Monaten ein, dass sie mit der modernen Republikanischen Partei wenig gemein habe. Sie sagte aber auch: «Es gibt Veränderungen, mit denen wir leben müssen, um die Dinge zu erreichen, die wir anstreben.»
Der grösste Triumph von Wiles kam im Herbst 2018. Da gelang es Wiles, weniger als einen Monat vor dem Urnengang, den Wahlkampf von Gouverneurskandidat Ron DeSantis wieder auf Kurs zu bringen. Nach dem (knappen) Sieg des Republikaners wollte Wiles sich in Floridas Hauptstadt Tallahassee etablieren, als Quasi-Vorsitzende der Rechtspartei. Aber der neue Gouverneur (und seine einflussreiche Gattin Casey) wurden misstrauisch und verdächtigten die Politberaterin, in die eigene Tasche zu wirtschaften.
2019 kam es deshalb zum Bruch mit dem mächtigen und ambitionierten DeSantis. Wiles war ihren Job los und galt fortan als Persona non grata unter Floridas Republikanern. Auch Trump, für den sie den Präsidentschaftswahlkampf im Sunshine State koordinieren sollte, trennte sich von ihr.
Doch bereits einige Monate später änderte der damalige Präsident seine Meinung. Trump heuerte Wiles wieder an. Dabei ignorierte er auch die Proteste von DeSantis.
Dies kam ihm zugute, als DeSantis 2023 einen Anlauf nahm, Trump als Fahnenträger der Republikaner abzulösen. Geschickt platzierte seine ehemalige Vertraute Susie Wiles Anekdoten in den Medien, die DeSantis und seine Frau in einem schlechten Licht erscheinen liessen. Darunter litt der Präsidentschaftswahlkampf des Gouverneurs; bereits zu Beginn der Primaries im Jahr 2024 musste DeSantis deshalb aufgeben. Angesprochen auf diese Episode sagte ein Vertrauter zu «Politico»: Wiles sehe vielleicht harmlos aus, wie eine ältere Grossmutter, «aber sie ist ein Ninja.»
Diese Episode zeigte auch, das Wiles trotz ihrer Nähe zu Trump ein gutes Verhältnis mit Journalistinnen und Journalisten etablierter Massenmedien pflegt. Das wird ihr ab nächsten Januar nun auch in Washington zugutekommen.