Die UBS ist zufrieden mit ihrem Konzernchef. Ermotti erhält 14,4 Millionen Franken für neun Monate Arbeit im Jahr 2023. Bis anhin liefert er, doch die CS-Integration könnte länger dauern als gedacht.
Der UBS-Chef Sergio Ermotti lässt sich seinen zweiten Einsatz bei der Grossbank grosszügig vergüten. Für die Zeit von seiner Einwechslung als CEO am 1. April 2023 bis zum Ende des Geschäftsjahres soll er 14,4 Millionen Franken bekommen. 2,1 Millionen Franken davon als fixes Gehalt und 12,3 Millionen als variable Vergütung, mehrheitlich als Aktienzuteilungen. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht der UBS hervor.
Damit verdient Ermotti merklich mehr als sein Vorgänger Ralph Hamers, der für das Geschäftsjahr 2022 eine Vergütung von 12,6 Millionen Franken zugesprochen bekam. Hamers trat im unmittelbaren Nachgang der CS-Rettung zurück und wurde durch Ermotti ersetzt. Im Vergütungsbericht würdigt der UBS-Verwaltungsrat die «hervorragende Leitung» Ermottis in einem historischen Jahr für die UBS.
«Anmassende Boni-Exzesse»
Wie in der Schweiz beim Bekanntwerden hoher Managersaläre üblich folgten empörte Reaktionen aus der Politik. Kritische Voten zu den Bezügen kamen aus dem gesamten politischen Spektrum. Auch der FDP-Präsident Thierry Burkart äusserte über den Kurznachrichtendienst X Unverständnis für die Vergütungspolitik der UBS.
Die «anmassenden Boni-Exzesse» einiger Topmanager würden das Vertrauen der Bevölkerung in die Wirtschaft zerstören. «Gerade bei Banken, deren Geschäftsrisiken faktisch das Volk trägt, wäre mehr Bescheidenheit angebracht», schreibt der bürgerliche Politiker weiter.
Burkart bezieht sich damit auf den Umstand, dass die UBS, trotz Rückgabe der Bundesgarantien im vergangenen August, wegen ihrer kritischen Grösse weiterhin eine implizite Staatsgarantie geniesst und im Notfall vom Steuerzahler gerettet werden müsste.
Der UBS-Verwaltungsrat, der die Vergütung des Managements am 26. April der Generalversammlung unterbreiten wird, sieht das anders. Er zeigt sich mit der bisherigen Arbeit Ermottis hoch zufrieden. So habe der Bankchef das Kundengeschäft und die Credit Suisse nach der Übernahme rasch stabilisiert und die Transaktion innerhalb von drei Monaten erfolgreich zum Abschluss gebracht.
Auch die vorzeitige Rückzahlung der Milliarden aus der staatlichen Liquiditätssicherung für die CS-Übernahme, der staatlich garantierten Notfall-Liquidität (public liquidity backstop), sowie die Rückgabe der Verlustgarantie durch den Bund im letzten August werden Ermotti als persönliche Erfolge angerechnet. Seit der Rückgabe der Garantien haben die UBS-Aktien über 40 Prozent an Wert gewonnen.
Nicht nur Ermotti, auch die 15-köpfige Geschäftsleitung der UBS kommt für das abgelaufene Geschäftsjahr auf eine höhere Gesamtvergütung von 140 Millionen Franken. Im Vorjahr waren es 107 Millionen. Laut der UBS wurden die finanziellen Einflüsse der CS-Übernahme, die zu einer Verzerrung der Gewinnzahlen geführt haben, bei der Berechnung der Boni ausgeklammert.
Die Belegschaft kommt indes nicht durchs Band in den Genuss von höheren Boni. So hat sich, über den kombinierten Konzern gerechnet, die absolute Grösse des Bonuspools von 5,3 auf 4,5 Milliarden verkleinert. Dabei soll ein Grossteil der Boni in Cash ausbezahlt werden. Es ist bemerkenswert, dass der Bonustopf kleiner wurde, obwohl die UBS 736 Millionen Franken an Halteprämien für ausgewähltes CS-Personal gezahlt hat, um es an die neue UBS zu binden.
Wall Street zahlt mehr
Die zugesprochene Vergütung an Ermotti für das Jahr 2023 übersteigt auch seine Bezüge im letzten Amtsjahr bei seinem ersten Einsatz bei der UBS im Jahr 2020. Damals wurden ihm 13 Millionen Franken zugesprochen, von denen er 11 Millionen realisierte, also in Cash oder Aktien ausbezahlt bekam. Auch in den Jahren zuvor war sein zugesprochenes Salär meist höher als das effektiv bezogene. Die Bank befand sich jahrelang in Restrukturierung, was es Ermotti erschwerte, Vorgaben zu erfüllen.
Der Tessiner gehört für das Jahr 2023 auch im europäischen Kontext zu den bestbezahlten Bankenchefs. So übersteigen seine Bezüge jene der Santander-Chefin Ana Botin – umgerechnet 11,9 Millionen Franken – und des CEO der britischen HSBC, Noel Quinn (12,1 Millionen).
Mit den Löhnen an der Wall Street kann Ermotti derweil nicht mithalten. Bei der amerikanischen Grossbank Morgan Stanley, mit der sich die UBS gerne vergleicht, erhielt der abtretende Chef James Gorman eine Gesamtvergütung von umgerechnet 33 Millionen Franken. Bei Goldman Sachs gab es für den CEO David Solomon 28 Millionen, trotz Gewinnrückgang.
In der Schweiz kommt derzeit nur der Novartis-Chef Vas Narasimhan mit 16 Millionen auf ein höheres Gehalt als Ermotti, wobei sich dieses im Jahresvergleich beinahe verdoppelt hat und an der Generalversammlung des Pharma-Multis von Kleinaktionären kritisiert wurde.
Bleibt Ermotti länger?
Die Grossbank veröffentlichte am Donnerstag auch die Traktanden für die anstehende Generalversammlung am 24. April. Darin stellt der UBS-Präsident Colm Kelleher in einem Brief an die Aktionäre eine verlängerte Amtsdauer für Ermotti in Aussicht: «Sergio hat sich verpflichtet, mindestens bis zum Abschluss des Integrationsprozesses zu bleiben, wenn nicht länger.»
Die UBS hat bisher kommuniziert, dass die Integrationsarbeiten bis 2026 beendet sein würden. Dass Ermotti darüber hinaus im Amt bleiben könnte, legt nahe, dass die CS-Integration oder die Suche nach einem geeigneten Nachfolger länger dauern könnten als erhofft.
Aus dem Geschäftsbericht geht zudem hervor, dass das Jahresergebnis für 2023 um mehr als eine Milliarde Franken nach unten korrigiert wurde, weil bestimmte Bewertungsschätzungen am Übernahmedatum präzisiert werden mussten. Das ergab eine Anpassung des sogenannten negativen Goodwills. Deshalb sinkt der Nettogewinn auf 27,8 Milliarden von zuvor 29 Milliarden. Auch die Kernkapitalquote wird geringfügig kleiner.