Nach dem Klimagipfel von Baku wird über die kläglichen Ergebnisse gejammert. Zurecht. Entscheidende Schritte zur Senkung der Treibhausgasemissionen finden längst ohne sie statt. Durch die Erforschung und Entwicklung relevanter Technologien.
Der Klimagipfel der Uno in Baku endete am Wochenende mit einer Enttäuschung: 300 Milliarden Dollar jährlich wollen reiche Länder für die Anpassung an den Klimawandel und andere Massnahmen in armen Ländern aufbringen. Diese Summe entspricht nur rund drei Promille des Bruttoinlandprodukts der G-20-Staaten.
Gefordert hatten die Entwicklungsländer mehr als viermal so viel Geld. Entsprechend harsch fielen die Reaktionen von ihnen und von grossen Umweltorganisationen aus. Nur knapp konnte ein Scheitern des Gipfels verhindert werden.
Für den Fortschritt im Klimaschutz sind derartige Veranstaltungen aber ohnehin nicht mehr entscheidend. Der rasante Ausbau von Solaranlagen und die Ausbreitung von Elektroautos zum Beispiel können durch Forschungs- und Wirtschaftspolitik viel effizienter gefördert werden.
Die Klimakonferenz stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Anfang November ging die Uno-Biodiversitätskonferenz ohne greifbares Resultat zu Ende. Dann wurde Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt, der angekündigt hat, sein Land werde aus dem Pariser Klimaabkommen austreten.
Internationale Spannungen erschweren die Konferenzen
Generell erschweren es geopolitische Spannungen zwischen autokratisch regierten Ländern und den westlichen Demokratien zunehmend, internationale Vereinbarungen zu treffen. Ob die Uno-Konferenz zur Vermeidung von Plastikmüll in der laufenden Woche erfolgreicher sein wird, bleibt abzuwarten.
Eigentlich sollten die Unterzeichnerstaaten des Pariser Klimaabkommens demnächst neue Klimaziele verkünden. Die Idee war, dass die Staaten sich alle fünf Jahre zu verschärften Zielen verpflichten. Doch kaum ein Land hat bis anhin die Karten auf den Tisch gelegt. Der Gipfel in Baku hat auch diesem Prozess keinen echten Schub verliehen.
Immerhin haben sich die Staaten über Regeln für Kohlenstoffzertifikate geeinigt. Wunderdinge sollte man von Projekten, die dabei helfen sollen, den Ausstoss von Kohlendioxid zu kompensieren, aber nicht erwarten. Dafür hat es in der Vergangenheit zu viele Fehler und Betrugsfälle gegeben. Fachleute zweifeln daran, ob die Regeln ausreichen werden, Schummeleien in Zukunft zu verhindern.
Die Klimagipfel verlieren an Bedeutung
Wie schon nach früheren enttäuschenden Weltklimakonferenzen sagen diesmal viele Beobachter: Wenn so wenig dabei herauskomme, brauche es die Mammutveranstaltungen nicht mehr. Dies ist leicht gesagt, doch die Beharrungskräfte sind stark.
Zum Beispiel haben die Entwicklungsländer ein grosses Interesse an öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen, wo sie Finanzmittel zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels fordern können. Sich auf ein alternatives Verhandlungsprozedere zu einigen, würde Jahre dauern.
Die Erwartungen an solche Gipfel müssen allerdings heruntergeschraubt werden – wie auch bei ähnlichen Themen, etwa Biodiversität oder Plastikmüll. Von überzogenen Forderungen, endlich «das Klima zu retten», wie es so oft mit absurdem Pathos heisst, sollte man wegkommen. Das Programm der Konferenzen sollte abgespeckt werden: kleinere Gipfel, die sich auf die wesentlichen Themen wie die Förderung von Klimaschutzmassnahmen und die Finanzierung der Anpassung an die Erderwärmung fokussieren, würden mehr Nutzen bringen.
Wenn nicht alles täuscht, kommt der entscheidende Fortschritt beim globalen Klimaschutz ohnehin nicht von der Politik, sondern von Forschung, Technologie und Handel. Solarzellen und Batterien sind in den vergangenen Jahren deutlich billiger geworden, die Elektromobilität breitet sich unaufhaltsam aus, neue Arten von Kernreaktoren werden entwickelt.
Wer solche Entwicklungen anschiebt – etwa durch Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie durch den Abbau von Handelsbarrieren –, tut so viel für den Klimaschutz, wie durch die jährlichen Riesenkonferenzen nur schwerlich erreicht werden kann.