Die Schweizer Exportfirmen spüren laut einer UBS-Umfrage die Auswirkungen von Trumps Zollpolitik. Von der Bundespolitik fordern sie bessere unternehmerische Rahmenbedingungen.
Was von Donald Trumps Zollpolitik am Ende übrig bleiben wird, weiss derzeit niemand. Nach der Ankündigung hoher Zölle am «Liberation Day» von Anfang April hat sich die US-Regierung jüngst gemässigt. Am letzten Wochenende haben sich die USA und China auf eine Aussetzung der hohen Zölle für 90 Tage geeinigt. Auch die Schweiz verhandelt mit den USA über eine Vereinbarung, die die Gefahr eines allgemeinen amerikanischen Strafzolls von 31 Prozent auf Schweizer Produkte bannen soll.
Leben mit dem Protektionismus
Die Schweizer Exportfirmen stellen sich dennoch auf eine Welt mit mehr Protektionismus ein. Dies zeigt eine Umfrage der UBS unter 800 exportorientierten Schweizer Unternehmen. Die Umfrage fand in der zweiten Märzhälfte statt – also noch vor dem «Liberation Day». Es ist aber davon auszugehen, dass sich die Tendenzen seither verstärkt haben.
Die Exportwirtschaft ist wichtig für den Wohlstand in der Schweiz; sie trägt rund 40 Prozent zur Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandprodukt) bei. Die exportorientierten Firmen rechnen nun damit, dass Sand ins Getriebe der Weltwirtschaft kommen wird. Eine Mehrheit der Unternehmen erwartet einen Rückgang der Exporte in die USA. Die Lieferketten geraten auch darüber hinaus unter Stress. Die Exporte in andere Länder könnten ebenfalls sinken. Viele Firmen gehen zudem von höheren Einkaufspreisen für Vorprodukte aus.
Die Firmen reagieren auf verschiedene Weise auf die Zölle. Die meisten wollen sie in Form höherer Preise an die Kunden weitergeben. Das dürfte die Inflation in den USA anheizen. Doch vollständig dürfte eine Überwälzung kaum möglich sein. Den meisten Firmen ist bewusst, dass sie einen Teil der Zölle abfedern müssen, indem sie effizienter arbeiten und selbst Kosten sparen. Viele suchen auch nach anderen Absatzmärkten. Nur eine Minderheit denkt darüber nach, einen Standort in den USA aufzubauen. Doch immerhin ein Drittel der Exportfirmen schliesst dies nicht aus.
Forderung nach Bürokratieabbau und Steuersenkungen
Die Firmen wurden auch gefragt, was sie sich von der Schweizer Politik als Reaktion auf den Protektionismus der USA wünschen. Die Antworten fielen eher liberal aus. Direkte Staatshilfen für betroffene Unternehmen werden kaum gefordert. Stattdessen sollen die Rahmenbedingungen für die Unternehmen verbessert werden.
Die wichtigste Forderung ist jene nach einem Abbau von Bürokratie und Regulierung. Auch eine steuerliche Entlastung wünschen sich die Firmen. Der Ruf nach Förderung fehlt dennoch nicht ganz: Eine Mehrheit der Unternehmen möchte mehr staatliche Unterstützung für Forschung und Entwicklung.
Vor allem aber wünschen sich die Exportfirmen offene Märkte. Der Bund solle darauf hinarbeiten, weitere Freihandelsabkommen abzuschliessen, finden die meisten Unternehmen. Dabei dürfte ein Freihandelsvertrag mit den USA mitgemeint sein.
Unterstützung für EU-Verträge
Die meisten Exportfirmen befürworten zudem eine stärkere Annäherung an die EU. Dabei zeigt sich eine deutliche Unterstützung für die neuen EU-Verträge, die der Bundesrat ausgehandelt hat. Eine Mehrheit der Exportfirmen (54 Prozent) halten sie für die beste Option, um die Beziehungen zur EU weiterzuentwickeln. Einige können sich auch einen EWR-Beitritt vorstellen (18 Prozent). Andere halten die bisherigen bilateralen Verträge für genügend (16 Prozent). Eine kleine Minderheit will einen EU-Beitritt (6 Prozent) oder möchte umgekehrt die bilateralen Verträge mit der EU kündigen (6 Prozent).
Die Haltung der Exportfirmen liegt damit nahe an den Forderungen, die jüngst die grossen Wirtschaftsverbände in Bern deponiert haben. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, der Arbeitgeberverband sowie die Branchenverbände der Maschinenindustrie (Swissmem) und der Versicherungen sehen in der Zollpolitik Amerikas einen «Weckruf» für den Standort Schweiz. Statt dass die Wirtschaft mit einem Ausbau von Sozialstaat und Regulierungen zusätzlich belastet werde, solle der Standort mit besseren Rahmenbedingungen gestärkt werden.