Unter Biden flossen 240 Milliarden Dollar ins Ausland. Aber auch unter Trump stiegen die Hilfszahlungen. Acht Grafiken zeigen, welche Länder und Organisationen profitierten und wofür das Geld genutzt wurde.
Der Aufschrei war gross, und er hält an. Die amerikanische Regierung stoppt für 90 Tage die meisten Zahlungen für die Entwicklungszusammenarbeit, um die Ausgaben zu prüfen. Was danach passiert, ist ungewiss. Präsident Trump droht damit, die wichtigste ausführende Behörde, USAID, vollständig aufzulösen. Er hat die bisher unabhängige Behörde unter die Aufsicht von Aussenminister Rubio gestellt. Dieser will sie erhalten, aber auf die «America first»-Strategie der Regierung trimmen.
Rubio hat vorerst verfügt, dass lebensrettende Hilfeleistungen zur Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Krankheiten wie HIV, Tuberkulose oder der Vogelgrippe wieder aufgenommen werden dürfen. Bis eine endgültige Entscheidung fällt, stehen weltweit aber alle anderen Hilfsprojekte still – und das sind Tausende.
In den letzten vier Jahren der Biden-Regierung erhielten 181 Staaten insgesamt rund 240 Milliarden Dollar aus den USA. Für das Jahr 2025 prognostizierte das Congressional Budget Office bereits Auslandhilfen von knapp 60 Milliarden Dollar. Der grösste Teil davon floss in Projekte der USAID. Von den Geldern profitierten bisher vor allem Länder im Nahen Osten, in Ostafrika, Südasien und Lateinamerika.
Die Vergabe der Hilfsgelder richtete sich neben dem Bedarf eines Landes auch nach strategischen Interessen und Sicherheitsaspekten der USA – mit je nach Regierung unterschiedlicher Gewichtung. In den letzten zwei Jahren nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine flossen am meisten Unterstützungsgelder in die Ukraine. Es handelte sich dabei nicht nur um wirtschaftliche und humanitäre Zahlungen, sondern auch um Militärhilfen.
Die Ukraine hat Israel als grössten Empfänger von amerikanischer Auslandhilfe abgelöst. Bis 2022 hatte kein anderes Land weltweit so viele Unterstützungsleistungen von den USA erhalten wie Israel. Jährlich stellen die Vereinigten Staaten dem Staat im Nahen Osten bis zu 3,3 Milliarden Dollar allein für die Beschaffung neuer Waffensysteme und Technologien zur Verfügung.
Die Entwicklungshilfe kostet Amerika wenig
Für andere grosse Empfängerländer wie Äthiopien, Jordanien, Ägypten und Afghanistan stellten die USA deutlich weniger Geld bereit. Insgesamt investierten die Vereinigten Staaten nur einen winzigen Teil ihres jährlichen Bruttonationaleinkommens (BNE) in Entwicklungszusammenarbeit: Im Jahr 2023 lag der Anteil bei lediglich 0,24 Prozent. Dennoch halten 46 Prozent der Befragten in einer aktuellen Umfrage die Auslandhilfe für zu hoch. Besonders kritisch sind republikanische Wähler: 72 Prozent beurteilten die Hilfen zuletzt als zu hoch.
Gleichwohl sind die USA in absoluten Zahlen mit Abstand der grösste Geldgeber für Entwicklungshilfe weltweit. Es folgen Deutschland, Japan, Grossbritannien und Frankreich. Mit 5,2 Milliarden Dollar belegte die Schweiz Platz 11 unter den Geberländern. Im Verhältnis zu ihrem jährlichen Einkommen zählte sie sogar zu den Top 5.
Die 1961 von Präsident John F. Kennedy gegründete U.S. Agency for International Development (USAID) verwaltet den Grossteil der amerikanischen Auslandhilfe. Weitere Mittel flossen in Projekte des Entwicklungshilfefonds Millennium Challenge Cooperation, der auf die Wirtschaftsförderung ausgewählter Entwicklungsländer fokussiert.
Militärische Unterstützung sowie Zahlungen an internationale Organisationen wie das UNHCR, die Weltbank oder die Internationale Organisation für Migration laufen hingegen hauptsächlich über das Aussen- und das Verteidigungsministerium.
In den letzten 25 Jahren hat sich das Budget versiebenfacht
Seit der Jahrtausendwende wuchsen die Ausgaben der USAID von knapp 7 Milliarden auf bis zu 43 Milliarden Dollar pro Jahr. Während noch unter dem Republikaner George W. Bush und dem Demokraten Barack Obama keine allzu drastischen Erhöhungen erfolgten, erhöhte ausgerechnet Donald Trump die Ausgaben in seiner ersten Amtszeit um 50 Prozent.
Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020 setzte Trump die USAID ein, um Länder weltweit bei der Beschaffung und Verteilung von Masken, Medikamenten und Impfstoffen zu unterstützen. Zudem erhöhte seine Regierung die Mittel für das Welternährungsprogramm und andere humanitäre Organisationen. Nur geringe Mittel stellte die erste Trump-Regierung für Demokratieförderung sowie Bildungs- und Umweltanliegen bereit.
Auch unter Präsident Biden blieb die Förderung von Demokratie, Bildung und Umwelt marginal. Seine Amtszeit war von einer Vielzahl von Krisen geprägt: Auf die Pandemie folgte der chaotische Abzug aus Afghanistan, dann der Krieg in der Ukraine und schliesslich der Gaza-Krieg. Für die Bewältigung der humanitären und wirtschaftlichen Folgen steckte Biden zusätzliche Milliarden in die USAID.
Doch nicht nur für die aufsehenerregenden Krisenherde gaben die USA Geld aus. Die USAID verstärkte ihre Unterstützung für die Betroffenen der anhaltenden Hungersnöte in Somalia, im Sudan und in Mali und erweiterte ihre Wirtschaftshilfe für Länder wie die Moldau und Vietnam.
Tausende Mitarbeitende fürchten um ihren Arbeitsplatz
Mehr als die Hälfte der von den USA finanzierten Hilfsprojekte werden vor Ort von internationalen Organisationen und ausländischen NGO realisiert. Aber auch amerikanische Firmen und Organisationen erhalten jährlich Milliardenbeträge aus der Entwicklungszusammenarbeit.
Wie viele Arbeitsplätze durch einen dauerhaften Zahlungsstopp direkt oder indirekt gefährdet wären, ist derzeit unklar. Ende 2024 beschäftigte die USAID 4675 Personen, davon rund ein Drittel im Ausland.
Die Trump-Regierung schickte sie alle kurzerhand in Zwangsurlaub – eine Massnahme, die ein Gericht vorübergehend stoppte. Doch wie lange der Aufschub hält, ist ungewiss. Das juristische Tauziehen um die Behörde und ihre Mitarbeiter hat gerade erst begonnen.