Modisches Waldfest
Am Wochenende ist in St. Moritz ein für die Schweiz ungewöhnliches Modespektakel über die Bühne gegangen. Mit dabei: Kate Moss, flauschige Stiefel und viel «Après-Chic».
Es hätte ein Wochenende wie jedes andere sein können in St. Moritz. Das Alpendorf enthielt etwa das, was man sich vorstellt: eine hohe Pufferjackendichte, koordinierte Outfits beim Après-Ski, volle Restaurants, Mercedes-Minivans mit abgedunkelten Scheiben und Prominente. Bei näherem Hinschauen entdeckte man aber von allem etwas mehr als sonst. Dahinter steckte das Luxuslabel Moncler, das am Samstag, 3. Februar, in einer Waldlichtung oberhalb von St. Moritz die neue Herbst-/Winterkollektion 2024 seiner auf Skimode spezialisierten Linie Moncler Grenoble gezeigt hat.
Wie eine Resort-Show
Geladen waren Kunden, Journalistinnen, Influencer und Stars aus der ganzen Welt. Gastgeber war der italienische Multimilliardär Remo Ruffini, CEO von Moncler und Besitzer eines örtlichen Chalets.
Dinner, Apéros und geführter Schneesport umgaben den Hauptanlass. Die Aufmachung erinnerte an die Resort-Shows von grossen Luxushäusern, für die Gäste regelmässig zu aussergewöhnlichen Destinationen wie Manchester (Chanel) oder Marrakesch (Dior) fliegen.
Solch aufwendige Modeschauen werden aufgrund ihrer Ressourcenintensität immer wieder kritisiert – so auch in St. Moritz, wo Landschaftsschützer im Vorfeld den Austragungsort im winterlichen Wald bemängelten. Die Gemeinde beteuerte darauf ihre Unterstützung für den Anlass und verwies auf dessen Wichtigkeit für den örtlichen Tourismus.
Fussstapfen im Schnee
So fanden sich am Samstagabend hundertfünfzig Gestalten in glänzend weissen Moncler-Daunencapes – sie waren in den Hotelzimmern der Gäste platziert und als Dresscode vorgeschrieben – unter den Tannenbäumen ein, umgeben von mystisch rotem Licht und auf geheizten Bänken sitzend.
Man hätte die Tritte der Models im Schnee knirschen gehört, wären nicht die Kopfhörer mit dem theatralischen Show-Soundtrack von Michel Gaubert auf den Ohren der Gäste gewesen. Nach und nach bahnten sich die gestiefelten Figuren ihren Weg zwischen den Bäumen hindurch und über die Lichtung. Sie trugen Funktionskleidung, die mal mehr, mal weniger und mal so gar nicht danach aussah.
Spikes und Flauschiges
Der übergrosse Kragen eines weissen Pullovers, getragen von Emily Ratajkowski, diente auch als Kapuze. Skihelme, schwarze Spikes und an Rucksäcken festgezurrte Skis fungierten als Accessoires. Die Texturen der Kleider schwankten zwischen praktisch-abweisend und verlockend flauschig; Crème, Rot und Schwarz zogen sich durch die gesamte Kollektion.
Wie schon bei den Designer-Kooperationen von Moncler Genius zeigte sich die Expertise der italienischen Marke unter anderem in den Daunenjacken: Ein kurzes Cape schmiegte sich am Körper an und breitete sich gegen unten aus, so dass es beim Gehen zu schweben schien. Der Bügellift könnte damit zwar eine Herausforderung sein, aber mit klassischen Skianzügen, gegürtelten Jumpsuits und dicken Aran-Pullovern gab es eine Fülle an sportlicheren Alternativen. Dass die Models auf dem beschneiten Laufsteg nicht ausrutschten, könnte man als Beleg für die guten Sohlen der Stiefel und Sneakers sehen.
Luxuslabels ziehen sich warm an
Über hundert Looks wurden während der Show von Models wie Adut Akech, Mariacarla Boscono und Irina Shayk gezeigt. Neben Kate Moss, Anne Hathaway und Willow Smith (die an der Afterparty im Dracula-Club auftrat) sassen in der Front-Row auch Pisten-erprobte Sportler wie der Snowboarder Shaun White oder die Skifahrerin Lindsey Vonn.
Die Verbindung von Moncler zum Sport ist nicht neu: Schon kurz nach der Gründung der Marke 1952 als Hersteller von Schlafsäcken kleidete sie Arbeiter und Entdecker mit Jacken ein, 1968 gar das französische Skiteam für die Olympischen Winterspiele in Grenoble.
Trotzdem ist es kein Zufall, dass das 2010 gegründete Moncler Grenoble gerade jetzt auf einen so gigantischen Anlass setzt. Der Markt für luxuriöse Schneesportbekleidung erweist sich mittlerweile auch für Modelabels von Chanel bis Prada als interessant. Um das zu erkennen, reicht ein Blick auf die vielen mit Skianzügen ausgestatteten Schaufenster der Luxusboutiquen in St. Moritz, wo Moncler Grenoble im Dezember 2023 sein weltweit erstes Geschäft eröffnet hat.
Was hingegen neu ist: Bis anhin wurden die Schneekollektionen von Modelabels für gewöhnlich weniger feierlich lanciert, mit Werbekampagnen statt grossen Shows. Das könnte sich nun ändern.