Das Lobbying in eigener Sache hat sich gelohnt für die Berner Ökonomin. Ihre Behörde dürfte bald mehr Macht erhalten.
Nach dem PUK-Bericht würden Köpfe rollen, raunten angebliche Kenner des Berner Politbetriebes seit Wochen. Die Finma-Präsidentin Marlene Amstad werde zurücktreten müssen. Die Gerüchtestreuer beweisen damit nur, wie schlecht informiert sie sind. Amstad kommt im Bericht überraschend gut weg.
Die grossen Böcke schoss die Aufsicht, bevor Amstad Präsidentin wurde. Sie konnte der PUK glaubhaft versichern, dass sie erst im Jahr 2022 von den unseligen Kapitalerleichterungen für die CS erfuhr. Da war es bereits zu spät, sie aufzuheben. Es hätte zur sofortigen Pleite der Bank geführt.
Sie störte die CS-Oberen in ihrer Realitätsverweigerung
In der Akutphase der Krise mühte sich die Finma so erfolglos ab wie alle anderen Akteure. Doch im Unterschied zu Finanzminister Ueli Maurer erledigte Amstad immerhin ihre Hausaufgaben. Sie arbeitete mit den ausländischen Behörden zusammen, spielte den Ernstfall an einem Wochenende durch und bereitete den Abwicklungsplan unterschriftsreif vor.
Zur besonderen Ehre gereicht ihr, dass sie für die CS-Oberen zu einem roten Tuch wurde, wie dem PUK-Bericht zu entnehmen ist. Offenbar fühlten sich die Banker von der Ökonomieprofessorin in ihrem Wolkenkuckucksheim gestört. Informellen Treffen verweigerte sich Amstad. Den Beschönigungen der CS-Spitze zu lauschen, erschien ihr als Zeitverschwendung.
Gegen Kritik ging sie resolut vor
Dass sie so gut wegkommt, verdankt Amstad auch dem Lobbying in eigener Sache. Gegen mediale Kritik ging sie resolut vor, die eigenen Verdienste strich sie hervor. Dabei überspannte sie zuweilen den Bogen. Der vor einem Jahr publizierte Bericht über die Rolle der Finma liess Selbstkritik vermissen und die entscheidende Frage unbeantwortet: Wie konnte die CS untergehen, wenn die Aufseher doch so umsichtig handelten?
Das muss Amstad nun nicht mehr kümmern. Sie kann nach vorne blicken und die von der PUK geforderte Stärkung der Finma einfordern. Die Behörde soll früher eingreifen und renitenten Banken Bussen verteilen dürfen. Und sie soll vom Maulkorb befreit werden, den ihr bankenhörige Politiker verpasst haben.
Man darf gespannt darauf sein, was die oberste Aufseherin über ihre Arbeit zu berichten weiss.