Es war das Jahr der Hunde bei den Modemarken. Man sah die Tiere auf dem Laufsteg, in Kampagnen – und dann erhielten sie auch noch ein eigenes Parfum.
Entweder setzt die Mode Trends – oder sie erkennt Trends und setzt sie auf ihre Art und Weise für sich ein. Und so waren es dieses Jahr Hunde, die für Luxusmarken als Werbesujet herhalten mussten, über den Laufsteg getragen oder als lukrative Kundschaft angesehen wurden. So reagiert man auf eine gesellschaftliche Entwicklung, die insbesondere seit der Pandemie zum Tragen gekommen ist: Die Zahl der Hunde ist in vielen Ländern gestiegen, auch in der Schweiz.
Sieht man sich insbesondere in den Städten um, wird ersichtlich, dass sich bei den «Neuhündelern» einiges verändert hat. Diese Menschen tragen keine Outdoor-Kleidung und verbringen ihre Zeit nicht auf dem Hundeplatz. Ihre Tiere sind Alltagsbegleiter und sind in Bars und Cafés dabei, kommen mit ins Büro und zum Shopping. Dabei wird Wert darauf gelegt, dass die Hunde ansehnliche Halsbänder tragen, sie an schönen und handgefertigten Leinen spazieren gehen oder zu Hause in einem Designer-Körbchen liegen. Sie repräsentieren ihre Herrchen und Frauchen. Neue Läden entstehen abseits der grossen Discounter, die anbieten, was den fortgeschrittenen ästhetischen Bedürfnissen entspricht.
Dabei wollen auch die Luxusmarken mitmischen, die einerseits Hunde-Accessoires anbieten – dazu zählen seit geraumer Zeit bereits Hermès oder Louis Vuitton – oder den Trend abbilden. Sie setzen Hunde als Protagonisten in allen möglichen Rollen ein. Das sorgt für Nahbarkeit und Emotionalität, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Accessoire auf dem Laufsteg bei Armani
Abgesehen davon, dass der 90-jährige Giorgio Armani seit 2013 zum ersten Mal wieder eine Show in New York mit rund 650 Gästen präsentierte, gab auch ein Pudel auf dem Laufsteg zu reden. So schrieb die bekannte Modekritikerin Suzy Menkes auf ihrem Instagram-Account: «Giorgio Armanis Liebe zu Hunden machte sich auf dem Laufsteg seiner Frühjahr/Sommer-Show 2025 in New York bemerkbar.» Das Hündchen war farblich auf den Look des Models, das ihn auf dem Arm trug, abgestimmt.
Pudel auf dem Runway und eine Kooperation mit einer Hundemarke bei Armani.
«Das alles war Teil dieser sanften Lieblichkeit, die für die Armani-Kollektion im sonnigen New York entscheidend war», merkte die sonst so strenge Suzy Menkes an. Der Auftritt war definitiv gelungen, zumindest was Social Media betrifft, wo die Bilder fleissig geteilt wurden. Ende des Jahres zog Armani mit einer weiteren Kooperation mit der italienischen Marke «Poldo Dog Couture» nach. Zur Kollektion gehören Mäntel, Hundekörbe, Leinen, Decken und weitere Accessoires.
Models bei Louis Vuitton
Pharrell Williams, Chefdesigner der Männerlinie von Louis Vuitton, hat sogar einen speziellen Begriff für diese neue Art von Hundebesitzern entwickelt: «Dandy Dog Walkers». Sie zeigen sich in der Kampagne für die Pre-Collection Frühjahr/Sommer 2025 neben ihren menschlichen Model-Kollegen, die luxuriöse Arbeitskleidung und Loafers mit Knochenschnalle tragen. In der Pressemitteilung zur Kampagne heisst es: «Die Pre-Collection von Pharrell Williams porträtiert die kosmopolitische Kultur von Hunden und den Menschen, die sie ausführen.»
Die Bilder zeigten eine aus dieser symbiotischen Beziehung hervorgegangene Garderobe, inmitten von alltäglichen Spaziergängen und dem Leben im Park bis hin zu weiteren Aktivitäten der hundebegeisterten Gemeinschaft, die auch das Luxushaus Louis Vuitton als Zielgruppe ausgemacht hat.
Lebendiges Motiv bei Le Fleur
Le Fleur ist eine Luxusmarke, die von Tyler, The Creator, gegründet wurde, seines Zeichens amerikanischer Rapper und Modedesigner. Dank Kooperationen wie mit Lacoste trieb die Marke des Musikers den «Tenniscore» als Modephänomen voran.
Zu den eigenen Entwürfen gehören etwa die «Darryl-Polos» aus Jersey mit Terrier-Emblem. Natürlich durften diese Hunde dann auch nicht in der Kampagne fehlen, die im August lanciert wurde. Airedale-Terrier gehören seit Jahren als Motiv zur Arbeit von Tyler, The Creator, sie sind eine Obsession des Designers, obwohl er eigentlich eine Hundeallergie hat. Die Tiere traten in Musikvideos auf und waren in jüngerer Zeit in den Lookbooks seiner Marke zu sehen – die elegante britische Hunderasse passt in der Tat zur von Golf und Tennis inspirierten Mode.
Stadtbegleiter beim Zürcher Label Quadro
Genau so wie auf dem Lookbook-Bild des Zürcher Foulard-Labels Quadro sieht die neue Hündelergeneration in der Stadt aus. Stilvoll führt man seinen Hund im Monochrom-Look und mit Seidencarré auf dem Kopf aus. Zu erkennen ist auf dem Sujet das Café Lang am Limmatplatz, wo der Hund mit Appenzellerhalsband zum freundlichen Begleiter bei einer Tasse Espresso wird. Danach geht es dann hoffentlich zum Spaziergang an der nahe gelegenen Limmat.
Protagonisten im Video von Coperni
Im Weihnachtsvideo des Pariser Labels Coperni gibt es gleich mehrere Hunde, die eine Hauptrolle spielen: Ein Pudel, ein Italienisches Windspiel, ein Labrador und ein Mops tauschen sich unter dem Christbaum über ihre Untaten aus, etwa dass sie wieder jeden angesprungen und ob sie es damit vielleicht übertrieben haben? Die Hunde sind in Hochglanz-Instagram-Manier inszeniert, umgeben von Geschenkpaketen des Labels.
Kunden bei Dolce & Gabbana
Das italienische Modehaus Dolce & Gabbana sorgt bekanntlich immer wieder einmal für Irritation oder Aufsehen. Dieses Jahr mit einem Hundeparfum, von dem sich nicht alle sicher waren, ob es das braucht. Der Duft nennt sich «Fefé», er ist alkoholfrei und kommt mit Noten von Ylang-Ylang, Moschus und Sandelholz. Auch wenn nicht jeder Hund danach riechen möchte, die Kampagne verbreitete sich blitzschnell im Internet, und dank dem ansehnlichen Model und einem kontroversen Thema, nämlich ein Tier mit Parfum zu besprühen, gelang es Dolce & Gabbana, wieder einmal im Gespräch zu bleiben.
Haustiere bei Burberry
Bambi und Jet heissen die Protagonisten, die für die Home-Collection von Burberry Stimmung machen sollen. Das britische Luxuslabel hat nebst diversen Wohnaccessoires auch Artikel für Haustiere im Programm. Dazu gehören eine Leine und Hundehalsbänder im klassischen Checkmuster von Burberry. Wer es sich leisten kann, lässt den Hund auch auf einer jener Decken thronen, die nicht speziell für Hunde gemacht sind, aber in der gleichen Sektion auf der Website geführt werden.