Den grössten Teil seines Geschäfts in der Schweiz macht Volvo mit elektrischen und elektrifizierten Modellen. Trotzdem gehören auch Verbrenner-Urgesteine noch nicht zum alten Eisen – auch wenn ihnen elektrisch auf die Sprünge geholfen wird wie dem grossen SUV Volvo XC90.
Der Bestseller im Programm ist mittlerweile ein Elektroauto: Mit dem EX30 hat Volvo einen kompakten SUV in den Top 10 der Schweizer Verkaufsbestseller. Trotzdem bringen die Schweden in chinesischem Besitz jetzt eine Neuauflage des Dauerbrenners XC90. Mit knapp sechsstelligen Preisen nicht gerade ein Massenauto, verkaufte er sich im vergangenen Jahr weltweit immer noch in über 100 000 Exemplaren. Fast die Hälfte der Autos ging in die USA.
913 XC90 fanden in der Schweiz einen Käufer, obwohl das Modell schon etwas in die Jahre gekommen war. Nachdem der Urahn des knapp fünf Meter langen SUV von 2002 bis 2014 gebaut wurde, ist die zweite Generation bereits seit neun Jahren auf dem Markt. Sie kam 2015 auf den Markt, erhielt 2021 ein erstes Facelift – und jetzt legt Volvo noch einmal nach.
Der Hersteller hat sein Topmodell umfangreich aufgewertet und verspricht mehr Komfort, Sicherheit und Vielseitigkeit. Vor allem beim Infotainmentsystem haben die Entwickler viel Arbeit investiert. Zu erkennen ist der neue Volvo XC90 an der neu gestalteten Frontpartie, die Änderungen gehen bis ins Blech mit überarbeiteten Kotflügeln und Motorhaube. Der Kühlergrill wurde breiter und flacher, die seitlichen Lufteinlässe im Stossfänger sind jetzt vertikal angeordnet. Das Aussendesign des Siebensitzers greift Elemente der neuesten vollelektrischen Volvo-Modelle wie dem Schwestermodell EX90 auf.
Auch bei den Motorisierungen, die für den XC90 zur Wahl stehen, setzt Volvo den Weg der Elektrifizierung fort: Das Topmodell ist ein Plug-in-Hybrid, alternativ gibt es eine Mild-Hybrid-Version.
Bei dynamischer Fahrt schwächelt er
Für die ersten Ausfahrten in Dänemark und Schweden stand das teuerste Pferd im Stall zur Wahl, das nach Einschätzung von Volvo auch in der Schweiz den grössten Verkaufsanteil haben wird. Der Plug-in-Hybrid T8 AWD soll rund 80 Prozent der Verkäufe ausmachen, auch wenn sein Preis ab 111 850 Franken üppig erscheint.
Angetrieben wird er von einem Vierzylinder-Ottomotor mit 228 kW (310 PS) Leistung und 400 Nm maximalem Drehmoment. Ein Elektromotor mit 107 kW (145 PS) unterstützt. Das ergibt eine Systemleistung von 455 PS und vor allem 709 Nm Drehmoment – die auch nötig sind, um den 2,3-Tonner angemessen zu bewegen. Solange die Batterie, die knapp 15 Kilowattstunden Strom bereithält, den Elektromotor am Laufen hält, macht der XC90 einen souveränen Eindruck.
Beim forcierten Beschleunigen, zum Beispiel beim Überholen, wenn der Verbrennungsmotor stärker gefordert ist, merkt man allerdings schnell, dass zwei Liter Hubraum für ein Auto dieser Grösse schnell etwas gequält wirken und das Getriebe in die unteren Gänge muss, damit sich überhaupt etwas bewegt.
Mit voller Batterie gestartet, lag der Verbrauch nach rund 150 Kilometern bei 4,5 Litern/100 km. Wer sich am 94 500 Franken teuren Mildhybrid-Modell B5 AWD orientiert, dessen Vierzylinder 185 kW (250 PS) leistet, ist schnell mit Verbrauchswerten knapp unter zehn Litern unterwegs. Und das bei moderaten Geschwindigkeiten im Schweizer Grenzbereich – allerdings im Flachland ohne alpine Steigungen.
Rein elektrisch sind zwischen 60 und 70 Kilometer möglich, was im heutigen Marktumfeld eher wenig ist. Geladen wird die Batterie ausschliesslich mit Wechselstrom (AC) und einer Ladeleistung von 6,4 kW. Auch hier bietet die Konkurrenz mit DC-Ladeanschluss und 50 kW Ladeleistung mehr.
Dabei ist der Volvo XC90 wie geschaffen für Langstrecken und die zügigere Fahrt auf der Autobahn. Im Zuge der Modellpflege wurden Fahrwerk und Federung optimiert. Jeder einzelne Stossdämpfer lässt sich mechanisch an die aktuellen Strassenverhältnisse anpassen.
Noch besser geht es mit dem optionalen adaptiven Luftfederfahrwerk. Damit kann der Volvo XC90 um 20 mm abgesenkt oder um 40 mm angehoben werden, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern, die Aerodynamik bei hohen Geschwindigkeiten zu verbessern oder die Bodenfreiheit in unwegsamem Gelände zu erhöhen. Die Akustikverglasung sorgt dafür, dass Wind- und Strassengeräusche nur gedämpft an die Ohren der Passagiere dringen.
Sieben Plätze sind serienmässig
Das Bedien- und Infotainmentsystem wurde von den Elektromodellen Volvo EX90 und EX30 adaptiert. Ein zentraler Touchscreen mit höherer Auflösung und 11,2 Zoll Bilddiagonale vereinfacht die Bedienung und ermöglicht den Zugriff auf neue Funktionen und Apps. Apple Carplay ist ab Markteinführung an Bord, die Software des Volvo kann «Over the Air» aktualisiert werden.
Das Armaturenbrett wurde im modernen skandinavischen Design neu gestaltet. Die Mittelkonsole bietet mehr Stauraum als bisher. Das Kofferraumvolumen des serienmässig als Siebensitzer angebotenen Volvo XC90 beträgt bei voller Bestuhlung gut 350 Liter, bei bis zur Lehnenhöhe umgeklappten Rücksitzen 708 Liter. Bei komplett umgeklappten Rücksitzen und dachhoher Beladung sind es 2005 Liter. Das sind standesgemässe Werte.
Der neue Volvo XC90 ist mit einer Vielzahl von Assistenzsystemen und aktiven Sicherheitsfunktionen ausgestattet. So kann das Fahrzeug mit Hilfe von Radarsensoren und einer Frontkamera erkennen, wenn es auf die Gegenfahrbahn geraten ist, und es sicher in die eigene Spur zurücklenken. So wird auch ein unbeabsichtigtes Abkommen von der Fahrbahn verhindert.
Auch Kollisionen mit anderen Fahrzeugen, Fussgängern, Radfahrern und grossen Tieren – als skandinavischer Hersteller legt Volvo Wert auf seine Elcherkennung – können durch automatische Brems- und Lenkeingriffe vermieden werden. Das hilft auch hierzulande, Wildunfälle zu vermeiden.
Die Testfahrten wurden durch Volvo unterstützt.