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Startseite » Von den Nazis verfemt, dann treu zum «Führer», heute eine «extremistische Organisation» auf Putins Feindesliste: die abenteuerliche Geschichte der Zeitschrift «Osteuropa»
Feuilleton

Von den Nazis verfemt, dann treu zum «Führer», heute eine «extremistische Organisation» auf Putins Feindesliste: die abenteuerliche Geschichte der Zeitschrift «Osteuropa»

MitarbeiterVon MitarbeiterMai 19, 2025
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Wer Wladimir Putins Russland und die osteuropäischen Staaten verstehen will, kommt um «Osteuropa» kaum herum. Jetzt wird die Zeitschrift hundert Jahre alt.

Die Zeitschrift «Osteuropa» ist eine Zumutung – und damit so ziemlich das Beste, was dem interessierten Leser passieren kann. «Osteuropa» ist aus der Zeit gefallen. Man glaubt noch an den langen, guten und vor allem gut geschriebenen Text, der den Lesern etwas abverlangen darf. Gut lesbar sind die Beiträge, weil bei «Osteuropa» knallhart redigiert und, falls nötig, umgeschrieben wird. Jargon ist verpönt, was Wissenschafter stören mag, Laien aber erfreut.

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Wer dann eines der meist voluminösen Hefte mit den oft tiefsinnig-verspielten Einbänden öffnet, wird in der Regel mit ein bis zwei Dutzend Artikeln belohnt, die vor allem informieren, aber auch Position beziehen und keine These unbegründet lassen.

Für die Nazis waren sie jüdische «Salonbolschewisten»

Gegründet wurde «Osteuropa» 1925 vom Historiker und deutschkonservativen Politiker Otto Hoetzsch, einem Verehrer Hindenburgs und Kenner Russlands, das er immer wieder bereiste. Seine Sicht auf den Osten Europas war stark auf Russland und die Sowjetunion Lenins und Stalins ausgerichtet. Länder wie Polen, die baltischen Staaten, die Tschechoslowakei oder Ungarn waren für Hoetzsch «Randstaaten».

Der heutige Chefredaktor Manfred Sapper spricht vom «Geist von Rapallo»: Mit dem 1922 geschlossenen Vertrag intensivierten Deutschland und Russland, die Verlierer des Ersten Weltkriegs, die Zusammenarbeit. Dies mit dem Ziel, ihre wirtschaftliche Not zu lindern.

Das wirkte sich auf «Osteuropa» aus. Der Blick der Zeitschrift auf Russland war schon damals scharf und neugierig: Zu den Themen der ersten Ausgabe gehörten Analysen des Rapallo-Vertrags, die jüdische Agrarkolonisation in der Sowjetunion, die sowjetische Nationalitätenpolitik oder die Zensurbehörde Glawlit – mit deren Hilfe Lenin und Stalin das revolutionäre Versprechen von kompletter Pressefreiheit erwürgten.

Den Nationalsozialisten, die 1933 die Macht ergriffen, war Otto Hoetzschs wissenschaftliche Offenheit und sein gelassener Blick auf Russland natürlich unerträglich. Für sie war Hoetzsch ein «Kulturbolschewist». Dies auch, weil ein guter Teil seiner Autoren dem deutsch-russisch-jüdischen Milieu entstammte, das sie hassten. Die Deutsche Gesellschaft zum Studium Osteuropas, die Trägerin von «Osteuropa», war für die Nazis ein «Sammelbecken jüdisch-freimaurerisch-liberalistischer Sowjetfreunde und Salonbolschewisten».

Für die Zeitschrift begann eine schwere Zeit. Werner Markert, der Nachfolger Hoetzschs im Amt des Chefredaktors, gab sich devot und sprach vom «Führer», dessen Weg man folgen wolle. Und er machte inhaltlich gravierende Konzessionen. Die Positionen von «Osteuropa» hätten sich damals von denen der NS-Ostexperten kaum noch unterschieden, meinte der Osteuropahistoriker Dietrich Beyrau.

Vom Fall der Mauer wurde die Redaktion überrascht

Es nützte nichts. 1939 verschwand «Osteuropa», etliche Schüler Hoetzschs, meist Juden, wurden umgebracht. Die Wiedererstehung kam erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg. 1951 übernahm Klaus Mehnert die Zeitschrift und verlegte ihren Sitz von Berlin nach Aachen, weil er an der dortigen Hochschule eine Professorenstelle antrat.

Dass sich «Osteuropa» ausgerechnet in die westlichste Stadt der Bundesrepublik zurückzog, war symptomatisch. Man war im Kalten Krieg, die Sowjetunion war der Feind, der Antikommunismus blühte und nahm teilweise unangenehme Ausprägungen an. «Osteuropa» blieb gemässigt, musste aber dem Zeitgeist Tribut zollen, was Gutes und weniger Gutes mit sich brachte. Erfreulich war, dass sich der Osteuropa-Begriff zu weiten begann und die etwas obsessive Konzentration auf die Sowjetunion ad acta gelegt wurde.

Früh erkannte man auf der «Osteuropa»-Redaktion die Bedeutung des von Moskau als überwunden deklarierten Nationalismus, der in letzter Konsequenz zum Zusammenbruch des Ostblocks führen sollte. Über den Ungarnaufstand 1956 und den Streik der Arbeiter in Poznan in demselben Jahr berichtete «Osteuropa» ausführlich, ebenso über den Prager Frühling und, in den 1980er Jahren, über die Streiks der polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc.

Die ungewollte, aber ungeheure Sprengkraft der Gorbatschowschen Maximen von Glasnost und Perestroika realisierte man allerdings nicht sofort. Der plötzliche Zusammenbruch der Sowjetunion überraschte auch die Redaktion.

Verdrängte Nazi-Verbrechen

Der stramme Antikommunismus hatte auch seine Schattenseiten. Er begünstigte den Reflex, die Verbrechen der Nazis zu bemänteln oder (wie Ernst Nolte) als letztlich verständliche Reaktion auf die kommunistische Bedrohung darzustellen. Unerfreulich, aber Tatsache: Themen wie die deutschen Verbrechen im Krieg, der Terror der Besetzung und der Holocaust fanden in «Osteuropa» in den Nachkriegsjahren kaum Erwähnung.

Bis in die Zeit der Perestroika hinein wurden Skandale wie der Hitler-Stalin-Pakt nur am Rande behandelt. Erst 2002 erschien der erste explizite Text über die Judenvernichtung. Forscher, die Nationalsozialismus und Kommunismus gestützt auf Hannah Arendt, Raymond Aron und andere als totalitäre Verwandte betrachten, kamen bei «Osteuropa» nicht zu Wort.

2002 übernahm der Politologe Manfred Sapper die Redaktionsleitung, 2003 zog die Zeitschrift aus Aachen nach Berlin zurück und war nun ihrem Studienobjekt wieder etwas näher. Die neue Crew begleitete die Karriere Putins vom Geheimdienstoffizier zum Präsidenten, Despoten und schliesslich zum Kriegsverbrecher vom ersten Tag an mit Dutzenden von Analysen.

Putin lässt russische Autoren schikanieren

Dies, obwohl die Arbeit heute so mühevoll ist wie schon lange nicht mehr. Vor hundert Jahren war es leichter, an Informationen zu kommen. Natürlich fehlte es damals an moderner Kommunikationstechnik. Doch die frühen Bolschewiken hatten erstaunlicherweise nicht das Geringste gegen Besuche des «Osteuropa»-Gründers Otto Hoetzsch einzuwenden. Klaus Mehnert konnte in der Spätphase des Stalinismus problemlos die Sowjetunion bereisen und das Material sammeln, das die Grundlage bilden sollte für sein Werk «Der Sowjetmensch».

Auch in der Breschnew-Ära war es möglich, sich vor Ort ein Bild zu machen. Doch seit Putin die Ukraine angegriffen, den Westen zum Feind erklärt und die intellektuelle Debatte im eigenen Land zum Schweigen gebracht hat, ist damit Schluss. Russische Autoren, die für «Osteuropa» schreiben, sehen sich extremer Schikane ausgesetzt und riskieren bis zu zwölf Jahren Haft. Viele gelten inzwischen als ausländische Agenten, manche schreiben trotzdem weiter. Im März letzten Jahres wurde «Osteuropa» in Russland zur unerwünschten Organisation, im Juli dann gar zur extremistischen Organisation erklärt.

Normalerweise werden pro Monat rund 2000 Hefte verkauft, das ist recht viel in dieser Sparte. Krieg steigert die Auflage. Die Publikationen zur Annexion der Krim und zum russischen Einfall in die Ukraine fanden zwischen 6000 und 7000 Käufer. Die Zeitschrift lebt zur Hälfte von diversen Zuwendungen des Auswärtigen Amtes und zu rund 30 Prozent vom Verkauf. Den Rest stemmen die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, der Herausgeberin.

Bekenntnis zu den Werten des Westens

Im hundertsten Jahr seit der Gründung hat «Osteuropa» den Band «Gespiegelte Wirklichkeit – Osteuropa und Öffentlichkeit im Wandel» vorgelegt. Zu Wort kommen Autoren, die teilweise seit Jahrzehnten zu den tragenden Säulen der Zeitschrift gehören, unter ihnen Karl Schlögel, Gerd Koenen und viele andere. Was hier zusammenkommt, spiegelt und hinterfragt nicht nur die Lebenswirklichkeit Osteuropas, sondern auch die des Westens und die theoretischen Ansätze, mit denen wir Osteuropa zu verstehen suchen. Man lobt, wo es opportun ist, und hält mit Selbstkritik nicht zurück.

In Friedenszeiten geben sich Publikationen wie «Osteuropa» in der Regel zurückhaltend. Man analysiert Probleme und vermittelt Wissen so neutral wie möglich, Eiferndes wird missbilligt. Heute, in der Welt Putins und Trumps mit all ihren Ungewissheiten und Bedrohungen, ist Stellungnahme Pflicht. Minuziös wie sonst kaum jemand haben die Autoren von «Osteuropa» dargelegt, wie Putin in seinem Land die letzten Reste von Freiheit vernichtet, und ebenso eindringlich fordern sie nun dazu auf, die Werte des Westens zu verteidigen. Ihre Artikel stellen dafür das intellektuelle Rüstzeug bereit.

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