In den vergangenen Jahren sind Kombilimousinen selbst im «Kombiland Schweiz» von der Flut neuer SUV-Modelle fast weggespült worden. Einige Kombis wie der VW Passat halten aber die Stellung – sogar auch vollelektrisch angetriebene.
SUV dringen in fast allen Grössenordnungen in die Modellpaletten der Autohersteller. Waren die frühen Vertreter dieser Gattung noch grobschlächtige Allrounder nach Geländewagenmuster, sind die modernen Exemplare fast durchgehend sanfter geworden. Kuhgitter und Grobstollenreifen sind verschwunden, und selbst der ursprünglich noch unentbehrliche Allradantrieb ist zugunsten günstigerer Preise und besserer Emissionswerte in vielen Fällen gestrichen worden.
Im zunehmend grossen Schatten der SUV-Phalanx sind Kombis dafür seltener geworden. Viele traditionsreiche Anbieter von Limousinen mit Kombiheck haben sich inzwischen zur SUV-Marke gewandelt. SUV-Fahrern wird der Einstieg mit einer höheren Sitzposition erleichtert, und damit wird auch die Übersicht im Vorfeld verbessert. Dagegen bringen die Hochbeiner oft mehr Gewicht auf die Waage und bieten dem Wind mehr Widerstand.
Der Kombi bietet Vorteile
Zu den augenfälligsten Vorteilen der Kombis gehört das Karosseriedesign. Die niedrigere Dachlinie führt zu einer wesentlich eleganteren Silhouette. Trotzdem kann der Kombi in den meisten Fällen beim Passagierraum und beim Gepäckabteil gut mithalten. Ausserdem schätzen mitfahrende Hunde die niedrigere Ladekante des Kombihecks. Abgesehen von persönlichen Einschätzungen gibt es jedoch auch Marktzahlen, die deutlich für den Trend hin zum SUV sprechen. Sie weisen aus, dass der SUV-Anteil beispielsweise bei VW weltweit auf gut 54 Prozent geklettert ist und in den USA sogar vier von fünf verkauften Modellen SUV sind.
Volkswagen zählt mit den Variant-Versionen der Modelle Golf und Passat seit vielen Jahren zu den wichtigsten Kombiherstellern. Aber auch in Wolfsburg sind inzwischen die Sport Utility Vehicles führend. Allerdings wird der besonders als Geschäftswagen beliebte Passat Variant weitergepflegt.
Als Evergreen und Bestseller des Hauses kommen nun das Kompakt-SUV Tiguan und der Kombi Passat Variant in Neuauflage auf die Strasse. VW lässt der Kundschaft also weiterhin die Wahl der Karosserieform, während die technische Basis zu grossen Teilen gemeinsam genutzt wird. Noch verwenden beide Modelle einen Konzernbaukasten, der für Diesel-, Benzin- und Hybridantriebsstränge ausgelegt ist. Entsprechend vielfältig sind denn auch die Antriebsvarianten – mit der typischen Tendenz bei den Verbrennungsmotoren zu kleineren Hubräumen. Zwei Liter Hubraum und vier Zylinder bilden die obere Grenze. Daneben steht bei VW mit dem ID.7 Tourer neu sogar auch ein vollelektrischer Kombi im Angebot.
Die neunte Generation des Passat rollt mit neuer, eleganter Karosserie an. Der gegenüber dem Vorgänger um 50 Millimeter auf 2,84 Meter verlängerte Radstand und die auf 4,92 Meter ausgedehnte Gesamtlänge kommen der Beinfreiheit im Fond und dem Kofferraumvolumen entgegen. Mit 690 Litern für das Gepäck von fünf Personen und bis zu 1920 Litern bei umgelegten Rücksitzlehnen empfiehlt sich der Passat-Gepäckraum für Business und Freizeit. Ausserdem ist die Karosserie sehr aerodynamisch gestaltet, denn der Luftwiderstandsbeiwert cW von 0,25 ist der beste je in einem VW Variant realisierte. Aber auch als Arbeitsmaschine wird sich der Kombi-Passat bewähren. So beträgt die maximale Anhängelast 2200 Kilogramm, und ein Anhänger-Assistenzsystem (Trailer Assist) hilft beim Manövrieren .
Die dritte Generation des Tiguan wurde ebenfalls umfassend überarbeitet. Prägend in der neu gestalteten Frontpartie sind die LED-Scheinwerfer mit den zwei Modulen und dem darüber angeordneten schmalen LED-Tagfahrlicht. Die optisch durchgängige Lichtleiste lässt das Fahrzeug zudem sportlich breit wirken. Optional ist ebenfalls die neue Generation der LED-Matrixscheinwerfer IQ.Light zu haben.
Zum Kombi-SUV-Vergleich bringt der Tiguan einen cW-Wert von 0,28 mit, ausserdem eine um rund 9 Prozent grössere Stirnfläche als der Passat Variant, was zu deutlich mehr Luftwiderstand und höherem Verbrauch führt. Zum neuen Digital Cockpit gehören das Infotainment-System mit 12,9- oder 15-Zoll-Bildschirm und der Fahrerlebnisschalter auf der Mittelkonsole. Mit natürlicher Sprache lässt sich der neue Sprachassistent steuern, also ohne vorgegebene Befehle wie «Neues Navigationsziel» oder Ähnlichem. Er ermöglicht die Bedienung vieler Fahrzeugfunktionen und beantwortet Fragen aller Art. Dazu greift das System auf Online-Datenbanken zu und – als Novum etwas später erhältlich – auf Chat-GPT.
Viele Antriebsvarianten stehen zur Verfügung
Im Tiguan werden der Mildhybrid-Benzinmotor 1.5 TSI und in der Version mit Allradantrieb auch der 2.0 TSI in je zwei Leistungsvarianten angeboten. Dazu gibt es den Diesel 2.0 TDI, ebenfalls in zwei Leistungsstufen, und die Plug-in-Hybridversion eHybrid mit 1,5-Liter-Turbobenziner und E-Maschine. Dieselben Aggregate, aber in unterschiedlichen Zusammensetzungen, stehen für den Passat Variant zur Wahl; als Benziner der 1.5 eTSI und der 2.0 TSI 4-Motion, als Diesel der 2.0 TDI in drei Leistungsvarianten und der PHEV als 1.5 TSI evo2 eHybrid. Die Leistungsspannen reichen von 130 bis 272 PS beim Tiguan und von 150 bis 272 PS beim Passat. Alle Modelle werden mit 7- oder 6-Gang-Doppelkupplungsgetrieben ausgestattet – je nachdem, wie viel Drehmoment zu übertragen ist.
Die Plug-in-Hybridmodelle eHybrid beider Baureihen ermöglichen nun elektrische Reichweiten von rund 100 Kilometern, da die Netto-Batteriekapazität auf 19,7 kWh gesteigert wurde. Das entspricht einem Plus von mehr als 40 Kilometern gegenüber dem Vorgänger. Mit dem neuen Ladegerät ist es möglich geworden, an einer Wallbox mit 11 kW zu laden, und erstmals kann man mit den Plug-in-Hybridantrieben an Schnellladesäulen mit bis zu 50 kW Energie aufnehmen. Laden von 10 auf 80 Prozent soll so in rund 23 Minuten möglich sein.
Sitzkomfort und Platzverhältnisse sind in beiden Modellen – markentypisch – grosszügig, die Gangwahl erfolgt neu am Lenkstockhebel rechts. Fahrinfos und Multimedia-Funktionen werden auf dem grossen zentralen Bildschirm dargestellt, praktische Bedienungshilfen stellen dabei die Abkürzungstasten oben am Bildschirm dar. Im Passat liefern der 150-PS-Mildhybrid eTSI und der 178-PS-e-Hybrid mit 1,5-Liter-Turbobenziner ausreichende Fahrleistungen – spürbar auf maximale Effizienz und nicht auf Sportlichkeit getrimmt. Bei sehr niedrigem Geräuschpegel im Interieur fällt nur gelegentliches leichtes Poltern der Radaufhängungen auf, wenn die Fahrbahnoberfläche nicht tadellos ist.
Preislich startet der Tiguan bei 37 900 Franken (1.5 TSI evo2 mHEV, 130 PS), der Passat Variant bei 48 700 Franken (1.5 eTSI evo, 150 PS). Während die Basisversionen bereits im Handel verfügbar sind und die PHEV-Varianten demnächst erscheinen, folgen die allradgetriebenen Modelle voraussichtlich im April.