Zum Fotografieren nutzen Angehörige der Generation Z gerade lieber alte Digitalkameras als neue Smartphone-Modelle. Diese verfügen zwar über weniger Megapixel, dafür aber über ganz viel Nostalgie.
Vor kurzem präsentierte Apple das neue iPhone 16. Das Highlight des Geräts: der Knopf zur Kamerasteuerung. «Für perfekte Fotos, fast ohne einen Finger zu rühren», steht auf der Website des amerikanischen Tech-Giganten geschrieben. Überhaupt kaufen sich wohl viele das Gerät insbesondere der Kamera wegen, die mittlerweile bessere Bilder schiesst als so mancher Fotoapparat.
Unbeeindruckt ob der neuen Technik zeigt sich die Gen Z. Im Gegenteil: Sie scheint gerade die alten Digitalkameras zum Fotografieren zu präferieren.
An vorderster Front des Trends stehen Models wie Bella Hadid und Kendall Jenner. Fürs Spiegel-Selfie zücken sie nicht mehr länger das Smartphone, sondern die Digitalkamera. Auch in die Instagram-Feeds der Influencerinnen schleichen sich die mit Digicams geschossenen Bilder. Man erkennt sie an ihrer körnigeren Qualität. Im Vergleich zu den heutigen Kameras verfügen diese Digitalkameras über weniger Megapixel, fangen Details schlechter ein und lassen nicht gleich viel Licht durch die Linse einfallen.
Der neue Stil fällt auf, auch den Followern. In den Kommentaren fragen diese, welche Kamera zum Fotografieren verwendet worden sei. Antwort darauf gibt es auf Tiktok: In verschiedensten Videos verraten Nutzerinnen und Nutzer ihren Favoriten. Besonders populär sind die alten Modelle von Canon, etwa die Powershot 180 oder die G7 X. Nebst Empfehlungen findet man dort auch Tutorials. Etwa dazu, wie man die Bilder auf den Computer importiert. Eine Cloud oder Airdrop gab es vor zwanzig Jahren schliesslich noch nicht.
Dass Digicams gerade hoch im Kurs stehen, zeigt sich auch im Detailhandel. Digitec verzeichnet einen Suchanstieg von rund 102 Prozent, wie die Medienstelle bestätigt. Und weil eben gerade die alten Modelle gefragt sind, wird auch auf Ricardo fleissig nach dem Begriff «Digitalkamera» gesucht. Im Vergleich zum Vorjahr sogar mehr als doppelt so oft, schreibt die Secondhand-Plattform.
Weniger Megapixel, mehr Nostalgie
Ausgerechnet die Digital Natives, die mit Smartphones und in Smart Homes aufwuchsen und bereits in jungen Jahren mit künstlicher Intelligenz experimentierten, wagen sich an ein Gerät, das früher, vor dreissig Jahren, modern war. Doch genau darin liegt wohl der Reiz. Gerade weil diese fortschrittliche Technik sie ihr Leben lang schon begleitet, wird etwas im Vergleich Simpleres wie eine Digitalkamera, die einzig zum Fotografieren konzipiert wurde, wieder interessant.
Auf Instagram wirken die Bilder authentischer
Auch auf Instagram machen sich die Bilder der Kameras gut. In einem Feed voller perfekter Posen und retuschierter Selfies wirken die qualitativ weniger hochwertigen und nicht nachbearbeiteten Fotos der Digicams authentischer. Zudem heben sie sich durch ihre distinktive Optik von den anderen Posts ab.
So gesellt sich das Phänomen zu einer Reihe anderer Geräte der Vergangenheit: Vor ein paar Jahren schon wurden die Analogkameras wieder hervorgekramt, Songs werden mit Kabelkopfhörern gehört, und zu Hause schmückt die Plattensammlung das Wohnzimmer. Die Digitalkamera ist das jüngste alte Gadget in den Handtaschen der nach 1996 Geborenen.