Mit Sandra Felix und Isabelle Emmenegger bewerben sich zwei Frauen um die Nachfolge des Langzeitdirektors Matthias Remund. Es würde überraschen, entschiede sich der Bundesrat gegen beide Funktionärinnen.
Ende Oktober wird Matthias Remund als Direktor des Bundesamts für Sport (Baspo) abtreten. Nach fast zwei Jahrzehnten an der Spitze der Organisation wechselt der 61-jährige Berner zum Internationalen Hochschulsportverband in Lausanne, wo er als CEO und Generalsekretär vorgesehen ist. In den kommenden Wochen wird der Bundesrat seine Nachfolge regeln und den Entscheid kommunizieren.
Die zuständige Sportministerin Viola Amherd hat eine Findungskommission eingesetzt, die nicht weit suchen musste, um zwei potenzielle Nachfolgerinnen in der Auswahl zu haben. Es handelt sich bei ihnen um Sandra Felix und Isabelle Emmenegger. Die beiden haben bereits für das Baspo oder in dessen Umfeld gearbeitet und eine Vita, die sie legitimiert, an die Schnittstelle zwischen dem professionellen Sport und der Politik zu treten.
Bundesrätin Amherd fordert eine Frauenquote von 40 Prozent in den Führungsgremien von Sportverbänden
Die Bündnerin Sandra Felix, 56 Jahre alt, ist seit 2021 Remunds Stellvertreterin. Zuvor hatte sie während sechs Jahren als Departementssekretärin für Volkswirtschaft und Soziales im Kanton Graubünden gearbeitet. Die Zentralschweizerin Emmenegger, 47, hatte im Baspo ein juristisches Praktikum unter Remund absolviert. Bekanntheit erlangte sie in der Schwingerszene. Als erste Frau auf einem derartigen Posten war sie 2016 in Estavayer-le-Lac Direktorin des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests – und machte es zu einem Erfolg.
Beide Kandidatinnen gelten als kompetent und sollen die notwendige Durchsetzungskraft besitzen, um sich im immer noch männlich geprägten Baspo behaupten zu können.
Eine offizielle Kandidatenliste gibt es bis heute nicht. Fraglos hat sich auch der eine oder andere Mann um die Remund-Nachfolge bemüht. Es würde aber überraschen, würde sich Viola Amherd gegen beide erwähnten Kandidatinnen entscheiden. Die Walliserin hat sich mehr als einmal für die Erhöhung des Frauenanteils in Spitzenpositionen des Sports starkgemacht. So fordert sie eine Frauenquote von 40 Prozent in den Führungsgremien von Sportverbänden. Und drohte, sollte die Quote nicht erreicht werden, mit der Kürzung oder dem Entzug von Unterstützungsgeldern. In diesem Umfeld kann sich Amherd kaum gegen die erste Frau auf dem Chefposten des Baspo aussprechen.
Remund verstand sich immer als ein Mann des Elite- und Spitzensports
Die Führung des nationalen Sports steht so oder vor einer tiefgreifenden Neuausrichtung. Im November wird Swiss Olympic die Nachfolge des zurücktretenden Präsidenten Jürg Stahl regeln. Zur Wahl stellen sich die Altbundesrätin Ruth Metzler-Arnold, der ehemalige Swiss-Ski-Direktor Markus Wolf und der Judo-Olympiamedaillengewinner Sergei Aschwanden. Alle drei befinden sich in den Hearings mit den nationalen Verbänden. Die Entscheidung soll am 22. November in Ittigen fallen.
Von der Neubesetzung der beiden Spitzenpositionen erhofft man sich im Schweizer Sport auch eine Neuaufteilung von Aufgaben und Kompetenzen. Matthias Remund hatte sein Amt am 1. April 2005 angetreten, und der ehemalige Spitzenlangläufer verstand sich immer als ein Mann des Elite- und Spitzensports. Er sass auch im Exekutivkomitee von Swiss Olympic und hat bei den Selektionen der Olympia-Delegationen mitgesprochen, was gelegentlich zu Interessenkonflikten führte.
In Remunds Ära fielen wichtige Grossanlässe wie die Fussball-EM 2008 in der Schweiz und Österreich, aber auch die Ausweitung des Programms Jugend + Sport auf 5-jährige Kinder und die Totalrevision des neuen Sportförderungsgesetzes. Seine grösste Prüfung hatte Remund während der Corona-Pandemie zu gewärtigen, als Teile des Sports wie andere Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens um ihr Überleben kämpften.