Die wichtigsten Informationen zum grossen Frühlingsfest in der Stadt Zürich.
Adieu, Winter! Mit dem Sechseläuten wird in der Stadt Zürich die kalte Jahreszeit verabschiedet. Höhepunkt des Fests ist das Abbrennen des Bööggs, der auf dem Scheiterhaufen thront. Schliesslich heisst es im Volksmund: Je früher der Kopf explodiert, desto schöner wird der Sommer.
Wir haben die wichtigsten Antworten auf Fragen rund um das traditionelle Frühlingsfest in diesem Jahr zusammengestellt.
Wann findet das Sechseläuten statt?
Das Sechseläuten findet jeweils am dritten Montag im April statt, dieses Jahr also am 15. Die Festivitäten starten bereits am Freitag auf dem Lindenhof.
Wie läuft das Fest ab?
Am Montag um 15 Uhr beginnt der Zug der Zünfte durch die Innenstadt. Rund 3500 Zünfter ziehen von der Bahnhofstrasse via Limmatquai zum Sechseläutenplatz, wo um 18 Uhr der Scheiterhaufen mit dem Böögg an der Spitze angezündet wird – und zwar zum sechsten Glockenschlag der Kirche St. Peter.
Begleitet wird der Umzug von über 350 Reitern, von rund 50 Pferdewagen und gegen 30 Musikkorps. Mit dabei sind ausserdem rund 130 Ehrengäste. Es werden Zehntausende von Besucherinnen und Besuchern erwartet.
Wie wird das Wetter?
Laut der aktuellen Prognose: durchzogen. Am Montagmorgen soll es regnen, gegen Mittag dürfte der Himmel dann aufklaren. Wenn sich der Zug der Zünfte am Nachmittag in Bewegung setzt, ist es voraussichtlich trocken und recht sonnig.
Wer ist Gastkanton?
Gastkanton ist dieses Jahr Appenzell Ausserrhoden. Der Kanton ist zum ersten Mal überhaupt am Sechseläuten dabei. Der Auftritt wird zu einem Grossereignis für Ausserrhoden: Rund 600 Personen werden am Sechseläuten teilnehmen, das ist fast jeder hundertste Einwohner.
Die Ausserrhoderinnen und Ausserrhoder sind besonders stolz auf ihr Brauchtum. Am Kinderumzug vom Sonntag sowie am Zug der Zünfte sind rund zwanzig Gruppen unterwegs, um ihre Traditionen zu zeigen. Am Umzug vom Montag wird ein Bloch mitgezogen: ein farbenfroh geschmückter Fichtenstamm ohne Äste. Ursprünglich bedankten sich Waldbesitzer damit bei ihren Arbeitern. Heute wird der Stamm durch die Dörfer im Ausserrhoder Hinterland gezogen und anschliessend versteigert.
Auch auf dem Lindenhof sind die Ausserrhoder präsent, um ihr Brauchtum zu präsentieren. Unter anderem werden die Silvesterchläuse in roten, blauen und grünen Trachten sowie mit verzierten Hauben auf dem Kopf die schweren Glocken schwingen. In der Gruppe stimmen sie die «Zäuerli», wortlose Naturjodel, an.
Welche Prominenten nehmen am Zug der Zünfte teil?
Zahlreich vertreten sind jeweils Persönlichkeiten aus der Politik. Ein Bundesrat darf nicht fehlen – dieses Jahr ist es Albert Rösti. Mit dem Linken-Politiker Gregor Gysi gibt sich auch ein Mitglied des Deutschen Bundestags die Ehre. Eingeladen hat ihn die Zunft Riesbach.
Dazu laufen zahlreiche Prominente aus verschiedenen Lebensbereichen mit: die ehemalige Tennis-Weltmeisterin Martina Hingis, der Schauspieler Hausi Leutenegger, die Sängerin Sina oder der Rockmusiker Chris von Rohr.
Welche Verkehrsbeschränkungen gibt es?
Wegen des Kinderumzugs am Sonntag und des Zugs der Zünfte und der Bööggverbrennung am Montag werden mehrere Strassen in den Stadtzürcher Kreisen 1 und 2 für den Verkehr gesperrt. Die Dienstabteilung Verkehr und die Stadtpolizei signalisieren Umleitungen. Die Stadtpolizei empfiehlt, die Innenstadt grossräumig zu umfahren.
Wo laufen kostümierte Frauen mit?
Bis vor kurzem waren Zünfte reine Männerzirkel, und Frauen durften das Sechseläuten nur als Blumenmädchen oder Ehrengast begleiten. Drei Zünfte haben nun aber entschieden, dass sie sich auch für Frauen öffnen wollen.
Die erste, die diesen Schritt gemacht hat, war die Zunft zur Meisen. Im Rahmen eines Pilotprojekts können neben Zünftersöhnen auch volljährige Töchter als ständige Gäste an Anlässen teilnehmen. Letztes Jahr liefen deshalb auch Frauen am Umzug mit. Die Zünfte zu den Drei Königen und Höngg haben sich ebenfalls entschieden, Frauen in ihren Kreis aufzunehmen.
Wie verändert der Zeitgeist das Zunftwesen?
Zu einem Novum wird es bei der Zunft zum Kämbel kommen. Deren Mitglieder tragen am Zug der Zünfte jeweils Beduinenkostüme. Bisher war es üblich, dass die Zünfter sich die Gesichter dunkel färbten.
Dieses Jahr stellt es die Vorsteherschaft der Zunft zum Kämbel ihren Zünftern frei, ob sie sich schminken wollen oder nicht. Damit wolle man den unterschiedlichen Meinungen innerhalb der Zunft gerecht werden, sagte der Zunftmeister zu den Tamedia-Zeitungen. Einige wollten darauf verzichten, für andere sei es Tradition.
Das Zentralkomitee der Zünfte hat ausserdem Empfehlungen gegen Diskriminierung ausgearbeitet. Ein eigentliches Dokument gibt es aber nicht, wie der Zunftmeister der Zimmerleuten zur NZZ sagte. Anstand und Toleranz gehörten zu den Grundwerten der Zünfte, und man wolle nicht Zensurbehörde spielen.
Taugt der Böögg als Wetterfrosch?
Leider nicht, wie eine Auswertung von Meteo Schweiz zeigt. Das Bundesamt für Meteorologie hat die mittleren Sommertemperaturen in der Schweiz zwischen 1965 und 2022 mit der Brennzeit des Bööggs verglichen und festgestellt: Die am Sechseläuten gemachten Prognosen halten einer klimatischen Prüfung nicht stand. Ein Blick aufs letzte Jahr zeigt, wie sehr der Böögg manchmal danebenliegt. 57 Minuten dauerte es, bis sein Kopf endlich explodierte, was auf einen miserablen Sommer hinwies. Er wurde dann aber heiss und trocken.
Ab und zu gelingt dem Böögg ein Treffer. So hat er den Hitzesommer 2003 «vorausgesagt»: Der Kopf explodierte nach nur 5 Minuten und 42 Sekunden.
Was passiert, nachdem der Kopf des Bööggs explodiert ist?
Der offizielle Teil des Frühlingsfests ist dann vorbei. Die Zünfter ziehen sich in ihre Zunfthäuser zurück; später folgt der Auszug mit Besuchen bei anderen Zünften.
Für manche Zuschauerinnen und Zuschauer beginnt nach dem Abbrennen des Bööggs der beste Teil des Festes. Sobald sich der Sechseläutenplatz geleert hat, versammeln sich bei schönem Wetter jeweils einige Dutzend Personen rund um den Scheiterhaufen zu einem inoffiziellen Festakt: dem gemeinsamen Grillieren.
Es werden Schaufeln zur Verfügung gestellt, mit denen man die heisse Kohle vom Scheiterhaufen holen kann. Das Grillgut besorgt man sich am besten in einem der umliegenden Grossverteiler. Die Hartgesottenen kommen auch, wenn es regnet – und bleiben bis am späten Abend.