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Startseite » Wenn es um den Schlaf geht, ist der Mensch ein Mängelwesen: Entweder schläft er zu viel oder zu wenig
Feuilleton

Wenn es um den Schlaf geht, ist der Mensch ein Mängelwesen: Entweder schläft er zu viel oder zu wenig

MitarbeiterVon MitarbeiterMai 28, 2024
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Schlafstörungen nehmen zu, obwohl es den Menschen immer besser geht. Theresia Enzensberger hat zu diesem seltsamen Sachverhalt ein erhellendes Buch geschrieben.

Wer nachts nicht arbeiten muss, ist in dieser Zeit Arbeiter am eigenen Ich. Hier wird der Mensch zum Individuum. Er schläft oder beschliesst, nicht zu schlafen. Am meisten ist er vielleicht er selbst, wenn er nicht schlafen kann. Im Wachzustand kann er zu seinem eigenen Albtraum werden. Die Schriftstellerin Theresia Enzensberger leidet seit Jahren unter Schlafstörungen. In ihrem Leben können mehrere Tage vergehen ohne nennenswerte nächtliche Erholung.

Damit ist sie Teil einer immer ruheloseren Gesellschaft. Sie hat darüber einen überaus erhellenden Essay geschrieben. Schlicht «Schlafen» heisst das Buch, das kein Ratgeber ist, sondern eher ein Kompendium der Fragen. Die wichtigste: Warum schlafen wir immer schlechter, obwohl es uns immer besser geht? Wie sehr das eine mit dem anderen zusammenhängt, beschreibt Enzensberger bei einem Gang durch die Geschichte der Theorien und der deutschen Praxis.

Laut einer Studie der Krankenkasse DAK sind die Schlafstörungen der über 35-jährigen Berufstätigen allein zwischen 2010 und 2017 um 66 Prozent gestiegen. Die Ursachen dafür werden immer diverser. Auch der Klimawandel trägt zur Schlaflosigkeit bei. Bei einer internationalen Untersuchung von 2022 hat sich gezeigt, dass uns die steigenden Temperaturen mittlerweile 44 Stunden Schlaf im Jahr kosten.

Schlafindustrie profitiert von der Schlaflosigkeit

Im Grunde ist der Schlaf skandalös. Er nimmt uns das Bewusstsein und entzieht uns unserem Willen. Gleichzeitig entzieht er uns aber auch dem Willen anderer. Wer schläft, kann die Leistungsaufgaben, die der Wohlstandskonsens ihm zugedacht hat, nicht erfüllen. Ein medizinisch-moralischer Katalog dessen, was als normal gilt, bringt den Schläfer in Gefahr, sich delinquent zu verhalten.

Die Regel, wonach sechs bis acht Stunden entspannter Schlummer das Optimum an Regeneration liefert, wird von Durchschlaf- und Einschlafstörungen torpediert. Theresia Enzensberger schreibt: «Es ist ein Widerspruch, der sich hier auftut: zwischen dem mangelnden Raum für individuelle Bedürfnisse auf der einen Seite und der Individualisierung von Schlafproblemen auf der anderen; zwischen der Standardisierung des Schlafs und der Überzeugung, die Schlaflosigkeit Einzelner hätte nichts mit ihren gesellschaftlichen Umständen zu tun.»

Wer sich nachts nicht entspannen kann oder einen Körper hat, der nicht den üblichen Rhythmen gehorcht, gilt als Mängelwesen. Als solches kann er immerhin noch von der Schlafindustrie gewinnbringend verwertet werden. Von der Medikamentierung bis zu White-Noise-Maschinen wird ihm vieles geboten. «Die Pathologisierung der Normabweichung ist durchaus rentabel», heisst es in «Schlafen».

Theresia Enzensberger hat ihr Buch nach jenen Zyklen aufgebaut, die wir nachts schlafend durchleben. Sogar die Länge der einzelnen Kapitel entspricht der Länge der Phasen. Beim Einschlafen misst das EEG die niedrige Frequenz der Theta-Wellen, und im Essay ist hier der Punkt, an dem sich die Schriftstellerin vage an eigene frühere Konstitutionen erinnert. 2015 hat sie in einem Zeitungstext über die «Diktatur der Lerchen» geschrieben, über eine Rebellion ihres Körpers gegen das frühe Aufstehen.

Sie war Langschläferin und hat damals schon gegen Normen verstossen, die immer auch ein Politikum waren. Banal und vielleicht unmetaphorisch wahr ist es, dass manche Politiker trotz Stress im Beruf mit wenigen Stunden der Ruhe auskommen, aber es gibt auch viele politische Schlaf-Metaphern. Vom deutschen Michel mit der Schlafmütze über den «schlafenden Drachen China» und die terroristischen Schläfer bis hin zu den «Schlafschafen» oder dem Begriff «woke».

Der schlimmste Albtraum

Das Unheimliche des Schlafs und die Revolte des Aufwachens stecken in diesen Begriffen, die Theresia Enzensberger auf ihre politische Wirkung hin abklopft. Dass die Figur des Schlafs gleichermassen individuell wie gemeinschaftlich verstanden werden kann, ist Grundlage ihrer Wirksamkeit. Aus ihr entsteht auch die Kunst, entstehen die «Phantasmen», die zum Beispiel ein Edgar Allan Poe «genau am Rand des Schlafs hat».

Neben den Phantasmen der Kunst nimmt das Buch «Schlafen» auch albtraumhafte Verbrechen ins Visier, bei denen die Täter zur «Sleepwalking Defense» griffen und auf unschuldig plädierten. Eine juristische Grauzone: «Und selbst wenn die Morde ohne Motiv begangen wurden, drücken sich im Schlaf nicht unterbewusste Wünsche aus?»

Ohne Zweifel unerwünscht sind die Folgen einer genetischen Erkrankung namens «Fatal Familial Insomnia», die 1990 erstmals beschrieben wurde. Sie ist erblich, extrem selten und in jedem Fall tödlich. Geradezu explosionsartig allerdings hat sich seit der Covid-Pandemie das «chronische Erschöpfungssyndrom» verbreitet. In den achtziger Jahren wurde sein Erscheinungsbild noch als «Yuppie-Grippe» abgetan.

Heute leiden weltweit 17 Millionen Menschen unter der Myalgischen Enzephalomyelitis, wie Theresia Enzensberger in ihrer Bestandsaufnahme wachsender kollektiver Insomnie festhält. Das Buch «Schlafen» ist eine bestechende Phänomenologie gesellschaftlicher Unruhezustände. Der schlimmste Albtraum: immer wach zu sein und seine Augen nicht vor dem verschliessen zu können, was einen quält.

Theresia Enzensberger: Schlafen. Verlag Hanser Berlin, Berlin 2024. 112 S., Fr. 29.90.

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