Jim Ratcliffe, Milliardär und Mitbesitzer von Manchester United, tut sich schwer mit der Frauenabteilung des Klubs. Das zeigte sich schon bei einer Begegnung mit dem Führungspersonal.
Es ist manchmal schwierig, als schwerreicher Mensch den Überblick über seine Besitztümer zu behalten. Der Brite Jim Ratcliffe hat mit seinem Chemiekonzern Ineos bisher rund 14 Milliarden Franken an Privatvermögen angehäuft, er gehört zu den wenigen Leuten, die eine Sammlung von Privatjets besitzen – und natürlich eine Superjacht, auf der er mit seinem Helikopter landen kann.
Das alles bringt zwar Status, aber wenig echte Emotionen. Darum hat sich Ratcliffe auch ein paar Luxusartikel aus der Sportwelt angeschafft: ein Segelteam, mit dem er 2024 fast den America’s Cup gewonnen hätte; ein Radteam, das dummerweise genau dann seine Dominanz einbüsste, als es anfing, unter dem martialischen Namen Ineos Grenadiers zu pedalen; eine kleine Armada von Langstreckenläufern; und Beteiligungen an mehreren Fussballklubs.
Einen kleinen Traum erfüllte sich Ratcliffe, als er 2019 in Wien einen Marathon für nur einen einzigen Läufer inszenierte. Eliud Kipchoge lief als erster Mensch die 42,195 Kilometer in weniger als zwei Stunden. Am Ziel nahm ihn der Milliardär in die Arme. Der beste Läufer der Welt und ein Hobbyjogger, der auch mit über 70 Jahren Marathons rennt. Solche emotionalen Momente gibt es nur im Sport.
Allerdings ist auch hier nicht alles Glückseligkeit. Als Ratcliffe im Dezember 2023 für rund eine Milliarde Franken gut einen Viertel der Anteile an Manchester United kaufte, hofften die Fans auf einen Aufschwung. Es folgte aber ein drastischer Sparkurs, sogar das Druckerpapier in den Büros wurde rationiert. Und Ratcliffe strich der Klublegende Alex Ferguson den Lohn für dessen repräsentative Aufgaben. Im Umfeld von ManU nennen sie Ratcliffe nun «The Rat» – die Ratte. In der Premier League dümpelt der Verein im hinteren Mittelfeld.
Dass der Mitbesitzer seine eigene Sicht der Dinge hat, musste nicht nur Ferguson erfahren. Die Frauenabteilung musste im Sommer 2024 das für 10 Millionen Pfund erbaute Trainingsgebäude verlassen, weil die Männer mehr Platz brauchten. Die Frauen hätten doch erst den FA Cup gewonnen, sagte Ratcliffe. Genau, das war 2024, der erste grosse Titelgewinn der ManU-Frauen. Den Final hatte er leider verpasst, er musste halt den Männern in der Premier League zuschauen.
Nun hat der «Telegraph» öffentlich gemacht, dass der Milliardär bei einem Besuch des Trainingszentrums die Frau, die ihn dabei herumführte, fragte, was denn eigentlich ihre Funktion im Klub sei. Klar, es hätte ja die Putzfrau sein können. Nur war es eben Katie Zelem, Captain des Frauenteams. Dass Ratcliffe sie nicht kannte, sagt wohl einiges über sein Interesse für die Frauen im Klub aus.
Der Milliardär wurde 2018 von Queen Elizabeth geadelt. Die Zeremonie führte ihr Enkel Prinz William durch. Das war vielleicht besser so – sonst hätte Sir Jim Ratcliffe die alte Dame mit dem Schwert in der Hand womöglich noch gefragt, welche Funktion sie eigentlich im Buckingham Palace habe.
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