Die Grippe ist in der Schweiz noch nicht angekommen. Aber die Zahl der Covid-19-Fälle steigt schon wieder an. Unser Immunsystem steht daher wieder stärker unter Druck. Neben den üblichen, im Leistungssport auch umgesetzten Massnahmen, wie zum Beispiel dem Wechsel vom Händeschütteln zu kontaktlosen Begrüssungen, können wir unser Immunsystem auch über unser Ernährungsverhalten besser unterstützen. An die einfachste Massnahme denken aber viele nicht.
Sportlich Aktive sind grundsätzlich besser gegen die Folgen der lästigen Viren gewappnet, die uns die Grippe oder eine Covid-Erkrankung einbringen. Das im sinnvollen Ausmass durchgeführte Training stärkt das Immunsystem über unzählige Anpassungen im Körper. Wer aber übertreibt und sich ständig an oder oberhalb der Grenze eines sinnvollen Trainingsumfangs bewegt, riskiert eine Schwächung des Immunsystems.
Ein wesentlicher Grund hierfür ist die bei grenzwertigem Training geringere Energieverfügbarkeit für andere Aufgaben im Körper, inklusive der Immunantwort. Es erfolgt eine Verlagerung der Energie im Körper in Richtung Muskeln.
Das Gleiche geschieht auch bei gedrosselter Energiezufuhr. Jeder Gewichtsverlust bedarf einer Unterversorgung an Kalorien über eine reduzierte Kalorienzufuhr. Dadurch steigt aber das Risiko, dass unserem Immunsystem weniger Energie zur Verfügung steht – und virale Eindringlinge einfacheres Spiel haben.
Dies ist nicht nur Theorie. Die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie an ausdauertrainierten Frauen bestätigt dies – wie diverse andere Forschungen auch. Nach zwei Wochen mit etwa halbierter Energiezufuhr verschlechterte sich die Immunantwort der Athletinnen erheblich (und auch die Leistungsfähigkeit nahm ab).
Da wir die gleichen Auswirkungen auch bei Männern erwarten dürfen, gilt ab jetzt und bis zum Ende der Grippesaison: Wer geplant hat, Gewicht zu verlieren, sollte sich dies nochmals gut überlegen. Die bessere Wahl wäre, dies auf die Zeit nach der Grippesaison zu verschieben und bis dahin «normal» zu essen.
Der Ernährungswissenschafter Dr. Paolo Colombani ist Mitgründer und Redaktor des Kompetenzzentrums Notabene Nutrition.
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