Nate Anderson hat an der Börse für Schockwellen gesorgt. Überraschend hört der 40-Jährige jetzt auf.
Shortseller sind verhasst an den Finanzmärkten. Sie verdienen ihr Geld, indem sie auf fallende Aktienkurse spekulieren. Sie selbst sehen sich dabei als eine Art Robin Hood und bringen Betrüger zur Strecke. Doch der Grat zwischen Gier und Gerechtigkeit ist schmal: Etwa, wenn der Angriff über die Verbreitung unseriöser Gerüchte erfolgt.
In manchen Chefetagen ist die Erleichterung daher gross, dass der bekannteste Shortseller, Nate Anderson, diese Woche seinen Rückzug angekündigt hat. Der 40-jährige Amerikaner hat seit der Gründung seiner Firma Hindenburg Research vor acht Jahren mehrfach Schockwellen an der Börse ausgelöst.
Seine grösste Attacke ritt er Anfang 2023 gegen den damals drittreichsten Mann der Welt, den Inder Gautam Adani. Anderson warf diesem nichts weniger als den «grössten Betrug der Wirtschaftsgeschichte» vor. Der indische Tycoon habe Bilanzen gefälscht und den Aktienkurs manipuliert. Worauf dessen Imperium mehr als 100 Milliarden Dollar an Börsenwert verlor.
Der Angriff aus Amerika hatte auch eine brisante politische Komponente, denn Adani zählt zu den engen Vertrauten des indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi. Der Aktienkurs hat sich seither wieder etwas erholt. Die rechtliche Aufarbeitung der Vorwürfe dürfte derweil noch Jahre dauern. So oder so hat Anderson mit diesem Coup Milliarden verdient.
Auch ein Schweizer Opfer hatte sich Hindenburg Research ausgesucht: die Genfer Software-Schmiede Temenos. Obwohl ein späteres Gutachten Temenos entlastet hat, leidet der Aktienkurs bis heute unter der Kontroverse. Den spektakulärsten Sieg hat Anderson zweifellos gegen Trevor Milton erzielt. Der Gründer des einst gefeierten Herstellers von Elektrolastwagen, Nikola, erhielt eine vierjährige Gefängnisstrafe.
Überraschend zieht sich der selbsternannte Messias Nate Anderson nun aus dem umstrittenen Shortselling-Geschäft zurück. Er habe sich nie über diesen Job definiert, begründet er den Schritt. Seine Gilde bestehe aus sehr netten und höflichen Menschen, betont er. Nur bei der Arbeit, da seien sie «rücksichtslose Killer».
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