Strafzölle von 100 Prozent will der US-Präsident auf Filme verhängen, die im Ausland gedreht wurden. Spielt «Mission: Impossible» bald nur noch in Nordamerika?
Hollywood bringt’s nicht mehr. Das sagt kein europäischer Kulturpessimist. Es ist Donald Trump, dem der amerikanische Film Bauchweh bereitet. «The Movie Industry in America is DYING a very fast death», schreibt er im sozialen Netzwerk «Truth Social». Hollywood liege im Sterben.
Trump spricht nicht als oberster Filmkritiker des Landes. Wie man es von ihm kennt, äussert er sich als selbsterklärter Spezialist in Handelsfragen. Nach seiner Kaskade von Zöllen auf den Warenverkehr versucht er es nun beim bewegten Bild. Trump, der sich vermutlich als «Thor» der Handelspolitik sieht, schwingt den Zollhammer.
Einen Zollsatz von 100 Prozent will der amerikanische Präsident auf Filme verhängen, die nicht in seinem Land produziert wurden. Er sieht dringenden Handlungsbedarf. Die nationale Sicherheit sei bedroht, schreibt Trump. Nichts weniger. Weil nämlich das Ausland amerikanische Filmemacher und Studios abwerben würde. Vermutlich bezieht er sich primär auf Steuergutschriften, dank denen etwa Grossbritannien, Ungarn oder Kanada für Dreharbeiten attraktiv geworden sind. So soll der nächste «Avengers»-Film in London gedreht werden, «Avatar» entsteht in Neuseeland.
Sind europäische Filme zu woke?
Die Absetzbewegung sei nicht nur «verheerend» für Hollywood und weitere Gegenden des Landes, lamentiert Trump. Er spricht von einer «konzertierten» Aktion anderer Staaten, die auf «messaging and propaganda» abziele. Was er damit sagen will, führt er nicht aus. Vielleicht ist ihm das europäische Kino zu woke, und er will nicht, dass amerikanische Kinogänger mit allzu progressivem Gedankengut in Berührung kommen? Jedenfalls erklärt er laut und in «caps» die Erwartungshaltung: «WE WANT MOVIES MADE IN AMERICA, AGAIN.»
Gänzlich unbegründet ist Trumps Einwurf nicht. Los Angeles kämpft schon länger damit, dass sich Produktionsfirmen in der ganzen Welt nach Drehorten umsehen. Er habe «eine sehr gründliche Recherche betrieben», betonte Trump gegenüber dem Fernsehsender C-Span. Seine Erkenntnis: «Wir drehen nur noch sehr wenige Filme.» Die Schuld sieht er auch beim «extrem inkompetenten Gouverneur» von Kalifornien, Gavin Newsom.
Jon Voight hat Einfluss auf Trump
Dieser ist zwar bemüht, den Produktionsstandort Los Angeles mit weitreichenden Steuergutschriften anziehender zu machen. Aber dies scheint nicht der Weg zu sein, den Trump beschreiten möchte. Nach seinem Amtsantritt hatte er Sylvester Stallone, Mel Gibson und Jon Voight als «Botschafter» für Hollywood ernannt, die die Industrie wieder auf Kurs bringen sollen. Während sich die ersten beiden bis jetzt nicht eingebracht haben, weibelte Voight für Zuwendung an die Filmbranche. Laut dem «Hollywood Reporter» ist es der Vater von Angelina Jolie, der Trumps filmpolitischen Aktivismus ausgelöst habe.
Mit der Umsetzung der Zölle auf Filme hat der Präsident den Handelsbeauftragten, Jamieson Greer, beauftragt. An ihm ist es nun, die Worte seines Chefs zu interpretieren. Wie stellt sich Trump die Zölle vor? Werden sie bereits auferlegt, wenn sich einzelne Szenen im Ausland zutragen? Spielt «Mission: Impossible» bald nur noch in Nordamerika? Ob Trump grundsätzlich gegen ausländischen Content in amerikanischen Haushalten ist, bleibt ebenso unklar. Können amerikanische Konsumenten auf Netflix noch «Squid Game» schauen, oder muss der Streamer Strafzölle bezahlen für den koreanischen Brutalo?
Es wird kompliziert. Kurz nach Trumps Votum veröffentlichte das Weisse Haus ein KI-Bild des Präsidenten als muskelbepackter Jedi-Ritter. Damit will sich Trump offenkundig bei Fans anbiedern, die am 4. Mai den «Star Wars»-Tag feiern. Dass der nächste «Star Wars»-Film in London gedreht werden soll, ist ihm offenbar entgangen.
Happy May the 4th to all, including the Radical Left Lunatics who are fighting so hard to to bring Sith Lords, Murderers, Drug Lords, Dangerous Prisoners, & well known MS-13 Gang Members, back into our Galaxy. You’re not the Rebellion—you’re the Empire.
May the 4th be with you. pic.twitter.com/G883DhDRR5
— The White House (@WhiteHouse) May 4, 2025