Die Initiative «Die Mieten sind zu teuer» verspricht Entlastung, doch führt sie in eine Sackgasse. Warum solche Vorschläge die Wohnungsnot verschärfen und wie die Schweiz den international hohen Standard im Wohnungsbau retten könnte.
Die steigenden Mieten in Schweizer Städten polarisieren wie kaum ein anderes Thema. Zürich, Genf, Lausanne – überall wachsen die Sorgen um knappen Wohnraum und eine sich unerbittlich drehende Preisspirale. Der politische Reflex lässt nicht lange auf sich warten. Stärkere Eingriffe in den Markt mittels Preiskontrollen sind das vermeintliche Patentrezept.
Die jüngste Eskalation kommt vom Mieterverband: Die Initiative «Die Mieten sind zu teuer» will den Schutz vor missbräuchlichen Mieten – den es längst gibt – weiter ausbauen. Vor allem verlangt die Initiative regelmässige behördliche Mietzinskontrollen. Das ist ein gefährlicher Irrweg. Denn solche Vorschläge setzen nicht bei den Ursachen der Wohnungsnot an, sondern verschärfen diese. Und sie entspringen einer wohnpolitischen Märchenwelt.
Die Vorstellung, dass der Staat durch einen Verfassungszusatz günstige Mieten herbeizaubern könnte, widerspricht jeder ökonomischen Logik. Weltweit zeigt sich immer dasselbe Muster: Städte, die wirtschaftlich stark, kulturell vielfältig und international vernetzt sind, ziehen Menschen magnetisch an. Genf, Zürich, aber auch globale Metropolen wie London oder Los Angeles sind hierfür Beispiele wie aus dem Lehrbuch.
Wenn aber Menschen mehr Wohnraum nachfragen und eine Stadt nicht ausreichend in die Höhe oder Breite wachsen kann, schiessen die Preise nach oben. Das ist keine dämonische Verschwörung der Immobilienwirtschaft, sondern das Einmaleins der Immobilienökonomie. Das «Explodieren» der Mieten, wie der Mieterverband es formuliert, ist auch nicht das Ergebnis spekulativer Gier.
Wie sehen die Perspektiven für den Schweizer Wohnungsmarkt aus? Die angestrebte Preisdeckelung führt zu einer verstärkten Nachfrage – wer würde schon freiwillig darauf verzichten, an eine günstige Stadtwohnung zu kommen? Das Resultat ist absehbar: noch längere Wartelisten und eine Verschärfung der Lage. Dieses Muster lässt sich überall dort beobachten, wo Regulierung statt Wohnbau dominiert: in Berlin, in Stockholm – und wenn sich diese Politik fortsetzt, bald auch in Zürich.
In Zürich scheitern Projekte schon jetzt allzu oft am Denkmal- und Ortsbildschutz, an Konflikten mit Anwohnern und schier endlosen Genehmigungsverfahren. Zusätzliche Bauzonen in stadtnahen Gebieten? Kaum realisierbar aufgrund restriktiver Raumplanung oder eines kollektiven Nimby-Denkens (not in my backyard) – man begrüsst zwar prinzipiell die Schaffung neuen Wohnraums, lehnt Projekte in der eigenen Nachbarschaft aber ab.
Der Rückzug von Investoren ist längst im Gang. Während Privatpersonen noch vor 20 Jahren mit einem Anteil von über 55 Prozent die bedeutendsten Vermieter der Schweiz waren, rutschte ihr Anteil inzwischen auf 45 Prozent ab. Institutionelle Schweizer Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen besitzen geschätzt etwa 40 bis 45 Prozent. Den Rest teilen sich Baugenossenschaften und die öffentliche Hand.
Statt sich im Kampf gegen vermeintlich «missbräuchliche» Mieten zu verlieren, wäre es zielführender, die tatsächlichen Ursachen anzugehen. Im Zentrum stehen drei Hebel: ausreichend Bauland in den Wirtschaftszentren und Agglomerationen, der Abbau bürokratischer Hürden und mehr Planungs- und Rechtssicherheit für Investoren.
Gleichzeitig braucht es klare Spielregeln, um Verdichtung gezielt zu ermöglichen. Es muss definiert werden, wo und in welchem Umfang die bauliche Dichte erhöht werden kann – und wie sich Quoten für preisgünstige Wohnungen fair regeln und finanzieren lassen.
Die Schweiz gilt als Land der Mieter, weil der Wohnungsmarkt für institutionelle Investitionen attraktiv und zugänglich ist. Es entstehen Wohnbauten, die in Qualität und Ausbau international Massstäbe setzen. Zugleich bleiben die Wohnkosten für die Mehrheit der Haushalte im Verhältnis zu den Einkommen sehr moderat.
Doch mit jedem weiteren Eingriff wird dieser Vorteil untergraben. Wenn wir den Wohnungsmarkt für Investoren blockieren, fällt die Schweiz in Sachen Wohnen auf einen deutlich tieferen Entwicklungsstand zurück. Ein Rückschritt, den wir uns schlicht nicht leisten können.