Tanzen ist etwas sehr Befreiendes und Heilendes für Körper und Geist. Dies haben auch Hotels erkannt. Fünf Häuser in Europa, die ihren Gästen Tanz-Workshops anbieten.
Hotel Post, Bezau: im Flow sein
«Ich bin von Haus aus eigentlich gar kein Bewegungsmensch», sagt Rena Brandenberger, «das beweist doch umso mehr meine Liebe zum Tanz.» Als Bewegungsmuffel kann man die studierte Tanzwissenschafterin aber nicht einordnen. Ihre Tanz-Workshops spickt die Bernerin mit Elementen aus Modern Dance, Ballett, Jazz, sie addiert Kraftaufbau-Übungen dazu und kombiniert alles mit unterschiedlichen Musikrichtungen.
Die geistige Aufnahmekapazität der Teilnehmenden trainiert sie gleich mit, indem eine Choreografie aus den erlernten Elementen eingeübt wird, in der – mal dynamisch, mal lyrisch – Drehungen, Sprünge und Bodenelemente aufeinanderfolgen. Bei Letzteren fragt sie ihre Teilnehmenden, wohlwissend, dass da besonderer Einsatz gefragt ist: «Wollt ihr Floor?»
Und ja: Ihre Tanzgemeinschaft will sich am Boden kugeln, rollen, sich winden, fallen lassen, kurz: die Schwerkraft spüren, auch wenn das mitunter Folgen hat. «Als Braut kurz vor der Hochzeit sollte man den Workshop vielleicht nicht buchen. Es gibt schon immer wieder blaue Flecken.»
«Ich kenne so viele Leute mit einer Tanzsehnsucht», sagt die Vierzigjährige, die in Bern wie Zürich unterrichtet und am Theater Basel choreografiert. «Aber Freizeit und Spa-Time gehören auch dazu.» Und so wird gemeinsam in der Gruppe nach dem Tanzen im heissen Solebecken des Hotels «Post» im österreichischen Vorarlberg entspannt, um einem Muskelkater vorzubeugen.
Wer noch mehr Pflege braucht: Im Spa warten geschulte Therapeutinnen und ein Ärzteteam, gehört die «Post» doch der Familie der Naturkosmetik-Pionierin Susanne Kaufmann. Im Angebot steht da übrigens auch eine Fussreflexzonenmassage mit Baldrianfussbad.
Weitere Informationen
Adresse:
Hotel Post Bezau by Susanne Kaufmann
Brugg 35
6870 Bezau
Österreich
Kosten:
Tanz-Retreat mit Yoga, Faszientraining, Vollpension (Detox-Cuisine), 3 Nächte ab 1490 Euro.
Schloss Elmau, Krün: richtig Gaga
Als Ohad Naharin nach einem Unfall eine Zeitlang nur eingeschränkt tanzen konnte, entwickelte der Choreograf der renommierten Batsheva Dance Company eine eigene Tanztechnik, um dennoch bei Laune und in Bewegung zu bleiben: Gaga. Eine Tanzform, die keine kunstvollen Drehungen und Sprünge verlangt, sondern es jeder Person erlaubt, gemäss den eigenen Möglichkeiten mitzumachen – und die innere Freude am Tanzen auszuleben. Denn eine fliessende Bewegung, dessen war sich der Israeli sicher, trägt eine heilende Kraft in sich.
Und dieser kann man Mitte März beim Gaga-Tanz-Retreat auf Schloss Elmau in den bayrischen Alpen nachspüren – indem man den bildhaften Anweisungen von Saar Harari folgt, der Naharins Tanzinnovation seit mehr als zehn Jahren weltweit unterrichtet, inzwischen als Artistic Director der Gaga-Technik. Zappeln, baumeln, Glieder schütteln: Bei Gaga geht es nicht um bühnengerechte Ästhetik, sondern darum, über die eigenen Grenzen hinauszugehen. Wie ein Pfau zu stolzieren, ist dabei genauso ein tänzerisches Element, wie ungestüm mit Armen und Beinen fuchtelnd einen wild sprudelnden Springbrunnen zu imitieren.
Weitere Informationen
Adresse:
Schloss Elmau
In Elmau 2
82493 Krün
Deutschland
Kosten:
«Gaga in the Alps», 16.–20. März, 4 Nächte, Teilnahme an Konzerten, Lesungen, Yoga- und Fitness-Kursen, pro Person ab 2100 Euro im Doppel- oder ab 2400 Euro im Einzelzimmer. Keine Tanzvorkenntnisse erforderlich, Kurse in englischer Sprache, geeignet für Teilnehmer ab 16 Jahren.
Hotel Bio28, Moncalvo: Hip-Hop und Barre-Work-out
«Der Wunsch, sich zu bewegen, liegt in unserem Wesen», weiss Simony Monteiro. Und so gründete die in New York lebende ehemalige Tänzerin 2016 inmitten der weiten Hügel und Weinberge von Piemont «Orsolina28». Eine Kulturstiftung samt Campus für Artist-in-Residence-Programme und Workshops professioneller Tänzer. Und da sich Tanz laut Monteiros Worten ja an alle Menschen richtet, kam im vergangenen Jahr das Nachbarprojekt «Bio28» hinzu: für Amateure, die sich in ihrer Bewegungsfreude einfach einmal ausprobieren wollen – bei professioneller Anleitung und in netter Gesellschaft.
Als holistisches Konzept angelegt, vereint «Bio28» in ländlichstem Idyll eine nachhaltige Landwirtschaft samt eigenem Gewächshaus mit Biogemüse fürs stiftungseigene Restaurant. Swimmingpools und Glamping-Zelte gehören dazu sowie die Tanzschule mit Kursen und Retreats rund um Ballett, zeitgenössischen Tanz oder auch Yoga.
Das Barre-Work-out etwa verbindet Pilates und klassischen Tanz, während Hip-Hop-Workshops mit Übungen rund um Sprunghöhe, Armschwingen und Stampfen Akrobatisches aus den Teilnehmern herauskitzeln. Der Gaga-Begründer Ohad Naharin skizzierte sogar den Architekturentwurf vom Veranstaltungsraum «The Eye» mit, wo Tanz geübt und vorgeführt wird. Hier treten mitunter bekannte Tanzkünstler auf, etwa Jacob Jonas, der Choreograf der weltweit gefeierten «Motomami»-Tour der Sängerin Rosalía.
Weitere Informationen
Adresse:
Bio28
Str. Caminata 28
14036 Moncalvo AT
Italien
Kosten:
Die Tanz-Retreats (etwa «GagaEden Spring Edition», 15.–18. Mai, kosten ca. 1300 Euro und inkludieren Workshops, Vollpension und Unterkunft in Mehrbett-Glamping-Zelten mit Heizung/Klimaanlage und Bad auf dem «Bio28»-Gelände (vier bis sechs Personen) oder (mit Preisaufschlag) im Einzelzimmer im Apartmenthaus «Le Magnolie» im 2 Kilometer entfernten Dörfchen Penango (E-Bike-Verleih vor Ort).
«Almanac», Wien: im Dreivierteltakt durch die Stadt
Wo den Walzer tanzen, wenn nicht in Wien. Hier wird der Opernball noch so richtig zelebriert – und 2025 noch ein bisschen mehr, feiert man doch den 200. Geburtstag des Walzerkönigs Johann Strauss. Für den grossen Auftritt seiner Gäste hat sich das 2023 eröffnete Fünfsternehotel Almanac ein besonderes Package erdacht. Dazu gehört nicht nur ein privater zweistündiger Tanzunterricht in Walzer, Foxtrott und Cha-Cha-Cha in den historischen Sälen des Hotels, einem Wiener Ringstrassenpalais im 1. Wiener Bezirk. Sondern beispielsweise auch die Fiakerfahrt zum Wiener Opernball oder die Massage für die nach durchgetanzter Nacht schmerzenden Glieder am Tag danach.
Sogar um die Ankleideprobe mit dem Designer Jürgen Christian Hörl kümmert sich das «Almanac». Der Modedesigner empfängt inmitten seiner Roben aus Seidencrêpe, Brokat, Tüll und Samt im Atelier am Opernring. Er leiht den Herren Tuxedo oder Frack und schneidert den Damen ihr Traumkleid auf den Leib. «Die Ballsaison ist für uns die stressigste Zeit – von kurz vor Weihnachten bis nach Aschermittwoch umfasst die Saison rund zweihundert Bälle», erklärt der Österreicher. Einen Modetrend gebe es nicht, nur der bodenlange Saum sei wichtig, so der 50-Jährige. Überhaupt, sagt er mit etwas Ironie, sei es ganz einfach: «Man muss nur das richtige Kleid für die richtige Dame finden.»
Weitere Informationen
Adresse:
Almanac Palais Vienna
Parkring 14/16
1010 Wien
Österreich
Kosten:
2 Nächte ab etwa 4000 Euro pro Person in einer Duplex-Suite, samt zweistündigem Tanzunterricht, Galadinner, Terminen mit Ballkleid-Designer und Visagist sowie weiteren Annehmlichkeiten. Das Ballkleid ist nicht im Preis inbegriffen (ab 2400 Euro).
Hotel Schwarzschmied, Lana: freies Tanzen
«Tanzen und singen – das sind Grundbedürfnisse», da ist sich Stefanie Dariz sicher, «auch wenn wir das heute im Alltag oft vernachlässigen.» «Aber das haben Menschen immer gemacht, nicht nur zur Unterhaltung – auch zur Heilung», so die Körpertherapeutin. Befreiend sei es, gerade weil es in ihren Tanz-Retreats nicht um die genaue Ausrichtung der Bewegung gehe wie etwa im Yoga, das sie auch unterrichtet, sondern um Körperbewusstsein, Authentizität und Emotion. «Oft tanzt man ja leicht angetrunken, oder um jemandem zu gefallen», so die gebürtige Meranerin. Aber bei ihrem Wochenprogramm im Südtiroler Hotel Schwarzschmied geht es um freies Tanzen, aus dem Inneren heraus. Und weil dabei ganz runde, wellenförmige Bewegungen entstehen, nennt Dariz ihren Workshop Schlangentanz, oder genauer: «Serpent dance – surf your inner wave».
Dazu spielt sie in den wildesten Momenten des Kurses hypnotische, pulsierende Musik. Ein harter elektronischer Sound mit starken Bässen lockt die Teilnehmer aus sich heraus: «Irgendwann klickt es», nickt Dariz. Sei es nun die 80-jährige Dame oder Mütter, die mit ihren Kindern mitmachen, alle bewegten sich wie in einer Art Trance. «Vor allem aber ist es Spass», betont Dariz. Und zuweilen auch richtig anstrengend!
Weitere Informationen
Adresse:
Hotel Schwarzschmied
Schmiedgasse 6
39011 Lana, Südtirol
Italien
Kosten:
«Serpent dance – surf your inner wave» findet im «Schwarzschmied»-Aktivprogramm zweimal wöchentlich statt (jeweils 60 Minuten). Stefanie Dariz bittet aber auch für mehrtägige Retreats zum Tanz, etwa bei «Sound, Voice and Movement» mit Stimm- und Klangyoga bei Live-Musik (15.–17. Juni und 5.–7. September 2025), 2 Nächte pro Person ab 620 Euro mit Frühstück (gegen Aufpreis auch Mittag- und Abendessen).