Musuk Nolte / Panos / World Press Photo
Seit 1955 werden im Rahmen des World Press Photo Contest professionelle Fotografen für die besten Bilder ausgezeichnet. Eine Auswahl der diesjährigen Siegerbilder.
Die Gewinner des World Press Photo Contest stehen fest. Seit 2022 zeichnet die Jury in einem ersten Schritt die kontinentalen Sieger in vier Kategorien aus, um dann daraus im April die globalen Gewinnerbilder zu küren. Prämiert wurden Fotografen aus aller Welt, die sich bildstark mit drängenden Problemen oder Einzelschicksalen auseinandergesetzt haben. Ein Einblick in die Arbeit der Siegerinnen und Sieger:
AFRIKA
«Tamale Safalu»
Marijn Fidder
Niederlande
Kategorie «Singles»: Nachdem er bei einem Motorradunfall vor fünf Jahren ein Bein verloren hat, ist Tamale Safalu der erste ugandische Bodybuilder mit Behinderung, der in regulären Wettkämpfen antritt. Seine Kraft und sein Willen, allen Widrigkeiten zum Trotz, stellen Stereotype infrage und dienen Menschen in allen Lebenslagen als Vorbild. «Indem ich als Bodybuilder antrete, will ich andere Menschen mit Behinderungen ermutigen, ihr Talent zu erkennen und nie den Kopf einzuziehen», sagt Tamale.
«The Elephant Whisperers of Livingstone»
Tommy Trenchard
Vereinigtes Königreich, Panos für NPR
Kategorie «Stories»: Ausgebliebener Regen und die Nutzung von Land in Zonen, die traditionell von Elefanten genutzt werden, haben in den letzten Jahren in Livingstone in Sambia vermehrt zu Konflikten zwischen Menschen und Elefanten geführt. In der Trockenzeit kommen Elefanten nach Livingstone und suchen nach Futter. Sie plündern Gärten, Gemüsebeete und Fruchtbäume. Es kommt zu gefährlichen Konfrontationen zwischen Menschen und Wildtieren.
Im Jahr 2014 wurden mindestens 14 Personen von Elefanten getötet. Das Elephant Response Team, ein Team aus drei Freiwilligen, versucht, sowohl Menschen als auch Elefanten zu schützen. Eine schwere und gefährliche Aufgabe.
ASIEN
«Drone Attacks in Beirut»
Murat Sengül
Türkei, Agentur Anadolu
Kategorie «Singles»: Im September 2024 eskalierte der Konflikt zwischen Israel und dem Hizbullah zum offenen Krieg. Israel flog erst Luftangriffe im Süden des Landes und begann dann mit einer Bodenoffensive. Später wurden auch Ziele des Hizbullah in der dichtbesiedelten Hauptstadt Beirut angegriffen.
«No Woman’s Land»
Kiana Hayeri
Iran/Kanada, Fondation Carmignac
Kategorie «Stories»: In Afghanistan verbietet das Taliban-Regime den Frauen Zugang zu weiterführenden Schulen und hält sie von den meisten Arbeiten ausserhalb ihres Hauses fern. In manchen Regionen dürfen sie nicht einmal die eigenen vier Wände verlassen ohne einen männlichen Begleiter. Räume, in denen sich Frauen früher frei bewegen konnten – Schulen, Parks, Fitnesscenter, Schönheitssalons und Büros –, sind nun tabu. Trotz diesen Einschränkungen leisten afghanische Frauen auf subtile Weise Widerstand. Er findet hinter verschlossenen Türen statt: in Häusern, geheimen Klassenzimmern oder an privaten Festen.
EUROPA
«Underground Field Hospital»
Nanna Heitmann
Deutschland, Magnum
Kategorie «Singles»: Der Soldat wurde am 22. Februar 2022, zwei Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine, eingezogen, um für die von Moskau unterstützte, separatistische Pseudorepublik Donezk zu kämpfen. Später wurde das Territorium von Russland annektiert und wurden die Einheiten in die russische Armee integriert.
«Protests in Georgia»
Mikhail Tereshchenko
Russland, Tass
Kategorie «Stories»: Im November 2024 gingen Georgierinnen und Georgier auf die Strasse, nachdem die Regierung den Stopp der Gespräche über einen EU-Beitritt bekanntgegeben hatte. Der Schritt folgte auf die Nichtanerkennung der Wahlen in Georgien durch die EU wegen des Verdachts auf Wahlmanipulation. In der Hauptstadt Tbilissi kam es vor dem Parlamentsgebäude zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Protestierenden. Trotz massiver Repression dauern die Proteste an.
«It Smells of Smoke at Home»
Aliona Kardash
Russland/Deutschland, Docks Collective für Stern
Kategorie «Long-Term Projects»: Das faktische Verbot in Russland, über die sogenannte «militärische Spezialoperation» in der Ukraine, wie der Angriffskrieg vom Kreml bezeichnet wird, zu sprechen oder dagegen zu protestieren, hat zur Bildung einer alternativen Realität geführt. Die Russin Aliona Kardash, die in Deutschland lebt, trauert um den Verlust ihrer Heimat und reflektiert über die Liebe zu Leuten, die an eine andere Version der Realität glauben. Bei einem Besuch in ihrer alten Heimat zeigt Kardash, wie Krieg Menschen verändert. Sie gibt ihrer Überzeugung Ausdruck, dass die persönlichen Beziehungen stärker sind als die Kräfte, die versuchen zu trennen.
NORD- UND ZENTRALAMERIKA
«Attempted Assassination of Donald Trump»
Jabin Botsford
USA, für The Washington Post
Kategorie «Singles»: Das Attentat auf Donald Trump und die Berichterstattung im Anschluss gelten als Wendepunkt im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2024. Kurz nach den Schüssen ruft Trump: «Fight, fight, fight!», während er von der Bühne eskortiert wird. Das Bild, aufgenommen nur wenige Sekunden später, zeigt einen raren Moment der Fragilität in einem Wahlkampf, der von Vitalität und Stärke geprägt war.
«Night Crossing»
John Moore
USA, Getty
Kategorie «Singles»: Illegale Einwanderung aus China in die USA hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Gründe sind die wirtschaftliche Schwäche Chinas oder finanzielle Einbussen wegen der rigorosen Corona-Einschränkungen. Befeuert wird die Migrationsbewegung durch Anleitungen in den sozialen Netzwerken, die zeigen, wie man über die Grenze kommt. Das Foto, sowohl jenseitig als auch intim, zeigt chinesische Migranten kurz nach der Grenze. Es verdeutlicht die komplexen Realitäten an der amerikanischen Südgrenze, die im politischen Diskurs oft ausgeblendet werden.
SÜDAMERIKA
«Droughts in the Amazon»
Musuk Nolte
Peru/Mexiko, Panos Pictures / Bertha Foundation
Kategorie «Stories»: Der Amazonas führt wegen Trockenheit sehr wenig Wasser. Das Problem wird intensiviert durch die Folgen des Klimawandels. Das bedroht die Biodiversität, zerstört Ökosysteme und hat Folgen für die lokale Bevölkerung, die für ihr Überleben auf den Amazonas angewiesen ist. Viele Siedler stehen vor der schwierigen Entscheidung, ihre Heimat zu verlassen und in städtische Regionen zu ziehen. Die Bildreihe macht die Auswirkungen des Klimawandels, oft abstrakt und schwierig darzustellen, greifbar.
«Jaidë»
Santiago Mesa
Kolumbien
Kategorie «Stories»: Die Emberá Dobida sind ein nomadisches Volk in Kolumbien, das lange in der Gegend um den Fluss Bojayá lebte. Viele sind in die Hauptstadt Bogotá geflohen, um dem Konflikt mit paramilitärischen Kräften aus dem Weg zu gehen. Sie suchen Sicherheit und wirtschaftliche Möglichkeiten. Doch in Bogotá sind sie Diskriminierung ausgesetzt und leben in überfüllten Häusern. Die Zahl der Suizide und Suizidversuche unter den Emberá Dobida hat stark zugenommen.
Hier bekommen Sie Hilfe:
Wenn Sie selbst Suizid-Gedanken haben oder jemanden kennen, der Unterstützung benötigt, gibt es verschiedene Hilfsangebote:
In der Schweiz können Sie die Berater der Dargebotenen Hand rund um die Uhr vertraulich unter der Nummer 143 erreichen.
In Deutschland finden Sie entsprechende Hilfe bei den Beratern der Telefonseelsorge, online oder telefonisch unter der Nummer 0800 / 1110111.
SÜDOSTASIEN UND OZEANIEN
«Paris 2024 Olympic Games»
Jerome Brouillet
Frankreich, AFP
Kategorie «Singles»: Surfen ist seit dem Jahr 2020 eine olympische Disziplin. An der Sommerolympiade 2024 in Paris wurden die Surf-Wettkämpfe in Tahiti, 26 000 Kilometer von Paris entfernt, abgehalten. Die Insel in Französisch-Polynesien ist bekannt für ihre hohen Wellen. Der Brasilianer Gabriel Medina holte mit seiner Fahrt und einer Wertung von fast perfekten 9,9 die Bronzemedaille. Das Bild nach seiner Fahrt erhielt alleine auf seinem Instagram-Kanal 9,5 Millionen Likes.
«A Nation In Conflict»
Ye Aung Thu
Myanmar
Kategorie «Stories»: Seit Jahrzehnten gibt es in Myanmar immer wieder Konflikte und Bürgerkriege. Seit 2021 kämpfen Guerillaarmeen gegen das Militär, das sich an die Macht geputscht hat. Der Fotograf Ye Aung Thu hat als Sechsjähriger bereits den Militärputsch von 1988 erlebt. 2021, als sein eigener Sohn sechs Jahre alt war, wiederholte sich für ihn die Geschichte. Seitdem reist er durch Myanmar und dokumentiert die Aktionen verschiedener Guerilla-Gruppierungen.
«No More Monkey Mania in Thai Town»
Chalinee Thirasupa
Thailand, Reuters
Kategorie «Stories»: Makaken gehören in Lopburi, im Norden von Bangkok, zum Stadtbild. Touristen strömen in die «Monkey City» genannte Stadt, um die Affen zu sehen und zu füttern. Bis 2020 lebten über 3000 Makaken dort. Während der Corona-Pandemie blieben die Touristen plötzlich weg, und die Affen wurden zunehmend aggressiv. Sie greifen Bewohner an, klauen Lebensmittel und kämpfen untereinander. Im April 2024 haben die Behörden ein Sterilisations-Programm lanciert, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.