Nach Protesten aus Politik und Bevölkerung hat der Vorstand am Dienstagabend eine ausserordentliche Sitzung abgehalten. Yannick Buttet gibt sein Amt ab.
Der Druck war zu hoch: Yannick Buttet hat am Dienstagabend verkündet, dass er sein Amt als Präsident der Walliser Tourismuskammer abgebe. Er tritt per sofort zurück. «Ich möchte sicherstellen, dass die Walliser Tourismuskammer ihre Aufgaben in vollem Umfang erfüllen kann. Ohne diese Unterstützung wird es mir nicht möglich sein, meine präsidialen Aufgaben zu erfüllen. Ich habe daher meinen Rücktritt eingereicht», erklärte Yannick Buttet vor dem Vorstand.
Gegenüber der NZZ sagte Buttet, er bedauere, dass nach der politischen und medialen Welle, die über ihn hereingebrochen sei, einige Milieus ihre Meinung geändert hätten – dies, obwohl sie ihn für dieses Amt angefragt und einstimmig gewählt hätten. Für ihn ist die Sache klar: «Ich bin zum Symbol eines gewissen Kampfes geworden, vor allem im Oberwallis und in der Deutschschweiz.»
Dennoch bleibe bei ihm keine Verbitterung und kein Bedauern zurück: «Ich kenne das politische und mediale Spiel», sagt Buttet. «Was ich bereue, ist das, was ich damals getan habe, und die Konsequenzen, die das hatte – für alle betroffenen Personen.»
Druck aus Politik und Bevölkerung
Der Widerstand gegen seine Personalie war in den letzten Wochen so stark gestiegen, dass die Tourismuskammer eine ausserordentliche Sitzung einberufen hatte. Mehrere Organisationen und Verbände, darunter auch die Mitte-Frauen, hatten in den letzten Wochen den Rücktritt des Unterwallisers verlangt. Über 10 000 Personen hatten eine Petition mit dieser Forderung unterschrieben. Sie kritisierten insbesondere, dass Buttet das Amt trotz seiner zweifachen Verurteilung erhalten hatte. Buttet ist der erste #MeToo-Fall aus dem Bundesparlament: Der ehemalige CVP-Nationalrat war 2018 und 2021 wegen Nötigung sowie sexueller Belästigung verurteilt worden.
Melanie Anderegg, eine der Initiantinnen der Petition sowie Co-Präsidentin des Feministischen Kollektivs Oberwallis, sagte gegenüber der NZZ: «Wir sind sehr zufrieden, dass der Vorstand den Mut gefunden hat, den Entscheid zu revidieren. Für die Zukunft hoffen wir, dass sie etwas daraus lernen und dass die Zusammensetzung von solchen Gremien gut überlegt wird.»
Strafe verbüsst, aber moralisch noch nicht rehabilitiert
Nach der Stalking-Affäre hatte Buttet seine politischen Ämter abgegeben und sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Im Juni dieses Jahres wählte ihn die Generalversammlung der Walliser Tourismuskammer einstimmig zum Präsidenten. Die Strafe sei verbüsst, seine Vorgeschichte habe beim Entscheid keine Rolle gespielt, liess die Walliser Tourismuskammer verlauten. Allerdings befindet sich Buttet noch in der vierjährigen Bewährungsfrist.
Ebenfalls für Diskussionen sorgte der Umstand, dass Buttet in dieser neuen Funktion indirekt mit der Frau, die ihn angezeigt hatte, zusammenarbeiten würde: Kraft seines Amtes ist er auch Vorstandsmitglied von «Wallis/Valais Promotion», wo die Frau heute angestellt ist. Damit wäre er aber nicht ihr Vorgesetzter, sondern lediglich für strategische Entscheide und nicht für operative Fragen zuständig.
Ein weiterer Kritikpunkt betraf den Auswahlprozess für das Präsidium: Anscheinend war Buttet der einzige Kandidat. Das Verfahren sei intransparent, Spitzenpositionen würden unter der Hand vergeben, kritisierten die Initiantinnen der Petition. Sie verlangen, dass nicht nur im eigenen Bekanntenkreis nach Personen für solche Ämter gesucht werden sollte, sondern auch in Gremien, in denen Menschen verschiedenen Alters, Geschlechts und unterschiedlicher Herkunft seien. Sie fordern den Vorstand auf, für die Zukunft transparente Verfahren zu erarbeiten und zu etablieren.