Auf 1000 Einwohner kommen in Zürich 28 Staatsangestellte. Das ist ein Spitzenwert – und wird für die grösste Stadt der Schweiz früher oder später zum Problem werden.
Zürich wächst – und mit ihr die Stadtverwaltung. Mehr Einwohner bedeuten mehr Staatsangestellte. So einleuchtend dieser Automatismus auf dem Papier klingen mag, so sehr sollte man ihn als kostenbewusster Bürger hinterfragen.
Vor allem wenn man sieht, wie stark die Zürcher Verwaltung in den letzten Jahren tatsächlich angeschwollen ist.
Neue Zahlen zeigen: Keine grosse Schweizer Stadt beschäftigt so viele Staatsangestellte wie Zürich. 28 pro 1000 Einwohner sind es. In der Beamtenstadt Bern sind es beispielsweise «nur» 20, in Genf 17 und in Luzern 16. Verglichen wird dabei bloss die Kernverwaltung, Angestellte der personalintensiven Zürcher Stadtspitäler oder der Verkehrsbetriebe sind nicht eingerechnet. Sonst sähe die Bilanz noch schlechter aus.
Besonders zu denken geben sollte, dass die Verwaltung deutlich stärker gewachsen ist als die Bevölkerung. Während die Einwohnerzahl seit 2011 um 14 Prozent zunahm, schnellten die Staatsangestellten um 21 Prozent in die Höhe. Ein deutliches Missverhältnis, das stutzig machen müsste. Denn an einer ineffizienten, aufgeblähten Verwaltung darf eigentlich niemand ein Interesse haben – auch die herrschende Linke nicht.
Mehr Stellen, gegen die sich sogar der Stadtrat wehrt
Treiber der Entwicklung ist der Erfolg der Stadt. Das mag widersprüchlich klingen, doch erklärt sich wie folgt: Seit Jahren steigen die Steuereinnahmen in Zürich; das ist dem attraktiven Standort und der guten Wirtschaftslage in der Vergangenheit geschuldet. Darum fehlt in der grössten Stadt der Schweiz der Anreiz, die Kosten ernsthaft zu überprüfen.
Stattdessen werden die zusätzlichen Einnahmen laufend für die Lösung von vermeintlichen und tatsächlichen Problemen ausgegeben. Die Ausgaben addieren sich. Früher oder später, wenn die Steuereinnahmen einmal nicht mehr sprudeln, wird sich das rächen. Denn ein Stellenabbau in der Verwaltung ist erfahrungsgemäss schwer zu bewerkstelligen.
Besonders deutlich zeigt sich die fahrlässige Politik im Bildungsbereich, wo Jahr für Jahr speziell viele neue, längst nicht immer notwendige Stellen geschaffen werden. Neu eingestellt werden nämlich nicht bloss Lehrerinnen und Lehrer – die es ohne Zweifel braucht –, sondern auch zahlreiche Hilfskräfte.
In Erinnerung bleibt diesbezüglich eine Budgetdebatte vor ein paar Jahren, als die rot-grüne Mehrheit im Parlament 70 neue Klassenassistenzen in den Etat schrieb – entgegen dem ausdrücklichen Willen des Stadtrats und Schulvorstehers Filippo Leutenegger. Dazu kamen Stellen für Aufgabenhilfe und «begleitetes Malen». Mit einer derart laxen Ausgabendisziplin wird Zürich seinen unrühmlichen Spitzenplatz im Städtevergleich lange behaupten können.
Corine Mauchs schönfärberische Aussage
Wie wird es besser? Keine wünschenswerte Option ist eine deutliche Verschlechterung der Wirtschaftslage, welche die städtische Politik zwangsweise aufrütteln und zum Handeln bewegen würde.
Viel besser als ein solcher externer Schock wäre es, wenn die Behörden von sich aus rechtzeitig eine tiefgreifende Verwaltungsreform in Angriff nehmen würden. Vor vier Jahren gab es diesbezüglich einen Lichtblick. Im Zuge der «7 statt 9»-Volksinitiative gab die Stadt einen Bericht in Auftrag, der die Verwaltung durchleuchtete.
Zwei externe Beratungsunternehmen kamen zum Schluss, dass es in Zürich manche «Unklarheiten, Duplikationen und Ineffizienzen» gebe – kein Wunder bei insgesamt neun Departementen und zig Dienstabteilungen mit zum Teil überlappenden Aufträgen.
Doch viel mehr wurde dann nicht aus der zutreffenden Analyse. Effizientes Verwalten sei eine «Daueraufgabe», hiess es aus dem Stadthaus. Und Corine Mauch konstatierte: «Die Verwaltung ist handlungs- und wandlungsfähig.»
Angesichts der Entwicklung des vergangenen Jahrzehnts, die nun schwarz auf weiss vorliegt, war das eine äusserst schönfärberische Aussage der Zürcher Stadtpräsidentin.