Die Rotweine aus der südfranzösischen Appellation Gigondas werden oft unterschätzt. Dank ihrer Kraft und warmen Aromatik passen sie perfekt an kalten Wintertagen. Dies zeigen gelungene Beispiele, die sich stets aus mehreren Rebsorten zusammensetzen.
Wenn von den Rotweinen des französischen, südlichen Rhonetals die Rede ist, dann sind es jene aus dem Châteauneuf-du-Pape. Stets im Schatten dieser berühmten Appellation stehen die Crus aus dem benachbarten Gigondas. Liegt es an der Qualität? Eher nicht. Liegt es am vielleicht etwas angestaubten, sehr traditionellen Auftreten? Eher ja.
Jedenfalls lohnt sich ein Blick in das rund 1200 Hektaren grosse Anbaugebiet im Département Vaucluse, dessen Böden an den Hängen des Montmirail von Kalkstein geprägt sind. Gigondas hat mit 36 Hektolitern pro Hektare den niedrigsten Jahresertrag Frankreichs. Sortenmässig dominieren Grenache, Syrah und Mourvèdre. Das Konsortium der Appellation hat kürzlich in Zürich Weine von 28 Gütern präsentiert, von denen einige noch einen Schweizer Importeur suchen.
Gigondas Réserve 2022, Domaine du Terme
Von den degustierten Crus ist mir besonders der Gigondas Réserve 2022 der Domaine du Terme aufgefallen. Dem Familienbetrieb ist ein kräftiger, eleganter, komplexer, reichhaltiger Wein mit sehr guter Länge gelungen. Intensives Bouquet von roten Beeren, würzigen Noten und Kräuter-Anklängen. Die reintönige Entdeckung besteht zu 80 Prozent aus Grenache. Je 10 Prozent Syrah und Mourvèdre ergänzen die Assemblage, die gut und gerne über mehrere Jahre reifen darf. Die Domaine du Terme verzichtet aus Überzeugung auf chemische Spritzmittel und arbeitet biologisch. Dieser Gigondas wird für vier Jahre im Stahltank ausgebaut.
Gigondas Réserve 2022, Domaine des Bosquets
Auf einem gleich hohen Niveau ist der Gigondas Réserve 2022 der Domaine des Bosquets einzuordnen. Das Cuvée aus Grenache, Syrah, Mourvèdre, Cinsault und Clairette wird für 18 Monate im grossen Holzfass ausgebaut. Dazu sei notiert: tiefe Farbe, schöne Aromatik mit Noten von roten Beeren, Kräutern und würzigen Anklängen, im Gaumen, kräftig, elegant, saftig, komplex und mit einem relativ langen Nachhall. Sehr gutes Potenzial.
Gigondas Pallierouda 2021, Domaine de Piéblanc
Ein Geheimtipp ist der Gigondas Pallierouda 2021 der erst vor gut zehn Jahren gegründeten Domaine de Piéblanc, der leider noch nicht in der Schweiz erhältlich ist. Der Grenache, der 70 Prozent ausmacht, reift in Terrakotta-Amphoren, der Syrah in Eichenholzfässern. Gearbeitet wird nach biologischen Prinzipien. Der Wein strahlt eine sehr gute Spannung und Energie aus, ist dicht, elegant, besitzt feine Gerbstoffe und eine gute Länge. Das vielschichtige Bouquet wird von fruchtigen, floralen und würzigen Noten dominiert.