Die Google-Mutter Alphabet will das Cloud-Geschäft ausbauen. Dabei helfen soll die milliardenschwere Akquisition des israelischen Startups Wiz – wenn die Trump-Regierung mitmacht.
Die Google-Mutter Alphabet plant laut Medienberichten den teuersten Zukauf in der Geschichte des Unternehmens. Bis zu 33 Milliarden Dollar will Alphabet offenbar für Wiz bezahlen, ein israelisches Startup im Bereich Cybersecurity. Das berichteten das «Wall Street Journal» und die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Es ist nicht das erste Mal, dass Alphabet Wiz übernehmen will. Bereits vergangenen Sommer traten die beiden Unternehmen in Verhandlungen, damals war noch von einem Kaufpreis von 23 Milliarden Dollar die Rede. Dieses Angebot will Google jetzt wohl deutlich überbieten.
Rasantes Wachstum
Wiz wurde 2020 vom derzeitigen CEO Assaf Rappaport und mehreren Mitstreitern gegründet. Die Firma entwickelt Sicherheitssoftware für die Cloud, die laut Unternehmensangaben jeder zweite Grosskonzern in den USA verwendet. Auch europäische Unternehmen wie Siemens und LVMH zählen zu den Kunden. Wiz hat seinen Hauptsitz in New York, ein Grossteil der Softwareentwicklung findet aber in Tel Aviv statt. Das Unternehmen beschäftigt knapp 2000 Mitarbeiter.
Wiz gilt als eines der am schnellsten wachsenden Startups aller Zeiten und wird knapp vier Jahre nach der Gründung bereits mit 16 Milliarden Dollar bewertet. Vergangenen Sommer lehnte CEO Rappaport Googles Angebot nach einigen Gesprächen schliesslich ab, um sich auf einen Börsengang zu konzentrieren. Von diesem Plan soll er inzwischen aber wieder abgekommen sein.
Darüber hinaus s0ll der Deal daran gescheitert sein, dass sich beide Seiten nicht darauf einigen konnten, ob Wiz eine separate Einheit innerhalb von Google bleiben oder in das Cloud-Computing-Geschäft integriert werden sollte.
Google will im Cloud-Bereich wachsen
Die Wiz-Gründer haben mit solchen Übernahmen bereits Erfahrung: 2015 verkauften sie ihr Software-Unternehmen Adallom für 320 Millionen Dollar an Microsoft. Die Adallom-Software wurde Teil der Microsoft-Palette an Sicherheitstools, Rappaport und seine Mitstreiter blieben über vier Jahre bei dem US-Konzern beschäftigt – bis sie sich schliesslich selbständig machten.
Für Alphabet wäre die Übernahme von Wiz ein wichtiger Schritt im Cloud-Geschäft. In diesem Markt konnte das Unternehmen bisher nicht zu seiner gewohnten Grösse finden und ist deswegen weiterhin stark von Werbeeinnahmen im Suchmaschinen-Geschäft abhängig. Alphabet belegt im weltweiten Cloud-Markt zwar den dritten Platz, jedoch mit einem Anteil von nur zwölf Prozent. Microsoft kommt auf 21 Prozent, Amazon Web Services auf fast einen Drittel.
Die verbesserten Sicherheitsfunktionen, die die Wiz-Akquisition mit sich bringen würde, könnten Google dabei helfen, mehr Kunden für seinen Cloud-Dienst zu gewinnen. Der Markt ist hart umkämpft, die Nachfrage boomt – unter anderem wegen des gestiegenen Bedarfs an Rechenleistung aufgrund von generativer KI.
Der grösste Kauf seit Motorola
Der Schritt würde alle bisherigen Akquisitionen von Alphabet in den Schatten stellen. Der bisher grösste Deal in der Unternehmensgeschichte war die Übernahme von Motorola Mobility im Jahr 2012, wofür Google 12,5 Milliarden Dollar bezahlte. Inzwischen wurde das Unternehmen wieder verkauft.
Vergleichsweise günstig erwarb Google im Jahr 2006 Youtube: 1,65 Milliarden Dollar zahlte das Unternehmen, für die damalige Zeit ein sehr hoher Preis. Weitere bekannte Akquisitionen umfassen den Smart-Home-Anbieter Nest Labs in 2014 und die Fitnesstracker-Firma Fitbit in 2021.
Bei der Übernahme von Fitbit äusserte die EU kartellrechtliche Bedenken und leitete eine Untersuchung ein, genehmigte den Kauf aber schliesslich. Auch der Wiz-Kauf, sollte er zustande kommen, dürfte die Aufmerksamkeit der Kartellbehörden wecken.
Ein Test für die Trump-Regierung
Diese haben ohnehin längst ein Auge auf Alphabet geworfen. Im vergangenen Sommer urteilte ein Richter in Washington, dass Google ein illegales Monopol bei der Internetsuche habe. Nun steht eine Aufspaltung von Alphabet im Raum, das Verfahren könnte sich noch bis ins Jahr 2026 ziehen. In einem anderen Prozess, in dem es um Alphabets Werbetechnologie geht, wartet der Konzern derzeit auf das Urteil.
Wie die neue Trump-Administration zu grossen Tech-Zusammenschlüssen steht, ist ungewiss. Viele Unternehmer erwarten von Trump eine wirtschaftsfreundlichere Herangehensweise, der neue Präsident hat sich in den ersten Wochen seiner Amtszeit als grosser Tech-Freund inszeniert. Doch das erwähnte Monopol-Verfahren gegen Google wurde noch während seiner ersten Amtszeit angestossen. Und Vizepräsident J. D. Vance sagte in der Vergangenheit, Tech-Konzerne hätten «zu viel Macht».
Der von Trump ernannte neue Vorsitzende der Federal Trade Commission (FTC), Andrew Ferguson, hat bereits erklärt, an den von seiner Vorgängerin erstellten, relativ strengen Richtlinien festhalten zu wollen, sehr zur Enttäuschung der Wall Street. Wenn Google den Deal tatsächlich abschliesst, wäre das ein erster Test, wie ernst die Trump-Administration das Kartellrecht nimmt – und damit ein Gradmesser für andere Tech-Deals.