Die Kleider des 19. Jahrhunderts, ihre edlen Stoffe und Verzierungen, haben einen ganz besonderen Reiz. Fünf historische Serien mit besonders opulenten Kostümen.
Sizilien in den 1860er Jahren: Die Adelsfamilie Salina um das Familienoberhaupt Don Fabrizio – von allen «il gattopardo» genannt – führt ein sorgenfreies Leben. Die politischen Umwälzungen des Risorgimento, die auf dem Festland immer mehr an Fahrt gewinnen, interessieren die Familie zunächst wenig. Als die Bewegung der Rothemden schliesslich auch Sizilien erreicht, wird die Familie Salina mit einer neuen Realität konfrontiert.
Nicht nur inhaltlich fesselt die Serie, die auf dem Werk des italienischen Schriftstellers und Adeligen Giuseppe Tomasi di Lampedusa basiert und von dessen eigener Familiengeschichte inspiriert wurde. Auch visuell hat die Serie einiges zu bieten: Die Mittelmeerinsel zeigt sich von ihrer schönsten Seite mit Kutschfahrten entlang der Küste, Villen inmitten von Blütenpracht und Zitronenhainen, so weit das Auge reicht.
Auch die Kostüme sind von besonderer Extravaganz. Wie der Kostümdesigner Carlo Poggioli gegenüber der italienischen «Vogue» erzählte, waren die Jahre um 1860 für die italienische und vor allem für die sizilianische Mode eine besonders kreative Zeit, was den Umgang mit Farben, Materialien und Schnitten betraf. Seide war damals ein beliebter Stoff, auch wurden ausdrucksstarke Farben gewählt und edle Verzierungen beispielsweise mit Perlen an den Kleidern angebracht. Daher war es ihm ein grosses Anliegen, diese modisch prachtvolle Epoche durch die Kostüme so lebendig und realistisch wie möglich wiederaufleben zu lassen.
Die Mini-Serie «Der Leopard» besteht aus sechs Folgen und ist auf Netflix verfügbar.
Es ist kurz vor der Jahrhundertwende. Der Alpentourismus, wie wir ihn heute kennen, war Ende des 19. Jahrhunderts ausschliesslich der Oberschicht vorbehalten. Besonders der britische Adel verbrachte ganze Sommer an der gesunden Bergluft, um sich von der Hektik und den Abgasen der Grossstädte zu erholen. An eine Wintersaison in den Bergen war aufgrund der eisigen Kälte und der damals enormen Schneemengen noch nicht zu denken.
Das will der ehrgeizige Walliser Hotelier André Morel ändern. Seine Vision: ein Fünfsternehotel, das während der ganzen Wintersaison geöffnet ist. Gemeinsam mit seiner Frau Rose übernimmt er ein altes, abgelegenes Grand-Hotel in den Alpen. Doch das Winterwetter, Personalmangel und die hohen Ansprüche der Gäste machen ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung.
Der Kostümaufwand für die Serie war enorm, wie das Schweizer Fernsehen als Produzent der Serie selbst mitteilte. Über 12 000 Kostüme wurden für die achtteilige Serie benötigt, jedes einzelne wurde sorgfältig ausgewählt. Die Historikerin Evelyne Lüthi-Graf stand beratend zur Seite, um auch bei der Kleidung die historische Authentizität zu wahren. Dennoch habe man bei den Kostümen bewusst einige Anachronismen zugelassen, um die Serie auch einem heutigen Publikum gut zugänglich zu machen, erklärte der Regisseur Pierre Monnard gegenüber SRF.
Die Serie «Winter Palace» besteht aus acht Folgen und ist kostenlos auf Play Suisse verfügbar.
Die Geschichte der Kaiserin von Österreich diente schon manchen Filmen als Inspirationsquelle, mittlerweile hat sich auch Netflix des ereignisreichen und komplexen Lebens von Kaiserin Elisabeth angenommen. In den Jahren 2022 und 2024 erschienen die ersten beiden Staffeln unter dem Titel «Die Kaiserin» und bewiesen, dass auch fast siebzig Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Sisi-Films das Interesse an dem royalen Filmstoff nach wie vor ungetrübt ist.
Im Gegensatz zu den drei Kultfilmen der Nachkriegszeit mit Romy Schneider wollte diese Neuverfilmung die Komplexität der Beziehung zwischen Sisi und Franz herausarbeiten, die an den Rigiditäten und Machtspielen am Kaiserhof fast zerbricht. Auch die zunehmenden politischen Unruhen der Zeit, insbesondere die erstarkenden Unabhängigkeitsbewegungen in der Lombardei, bilden einen wichtigen Handlungsstrang der Serie.
Als Kostümdesignerin beauftragt wurde die Schweizerin Gabriela Reumer. Wie sie gegenüber der deutschen «Vogue» erzählte, hatte sie ursprünglich einen moderneren Ansatz für die Kostüme im Sinn als den klassisch-historischen. Vor allem bei Sisis Kleidern war ihr eine gewisse Dynamik wichtig, um ihrem starken, emanzipierten Charakter gerecht zu werden. Zu diesem Zweck änderte sie die Form des Reifrocks – der damals eigentlich kugelförmig war – und machte ihn vorne flacher und hinten etwas elliptischer, wodurch ihre Kostüme freier und flexibler wirken. Ausserdem wählte sie minimalistische Stoffe und Muster. Fast alle Kostüme wurden von der Wiener Schneiderei Costumes Couture angefertigt, die auch Abendkleider für den Wiener Opernball entwirft.
«Die Kaiserin» besteht gegenwärtig noch aus zwei Staffeln, eine dritte Staffel wird voraussichtlich Ende 2026 auf Netflix erscheinen.
Die Serie «Mr. Sunshine» spielt im späten 19. Jahrhundert vor dem Hintergrund der Joseon-Dynastie in Korea. Nachdem seine Eltern von Aristokraten getötet wurden, flieht der junge Eugene Choi nach Amerika. Viele Jahre später kehrt er als amerikanischer Marineoffizier in sein Heimatland zurück. Dieses ist nach wie vor beeinflusst von den grossen politischen Umwälzungen und Kämpfen um die Unabhängigkeit Koreas.
Teil dieser Bewegung ist auch die aus adligem Hause stammende Go Ae-shin, die sich heimlich Schiessen und Kämpfen beigebracht hat. Beeindruckt von ihrer Willenskraft und ihrem Mut, verliebt sich Eugene Choi in sie. Zwischen den beiden entwickelt sich eine komplizierte Beziehung, die von sozialen Klassenunterschieden, politischem Widerstand und den bevorstehenden Kolonialisierungsbestrebungen Japans überschattet wird.
«Mr. Sunshine» zeigt das Modebild des traditionellen Koreas des 19. Jahrhunderts. Die Kostümbildnerin Cho Sang Kyung achtete dabei auf eine gründliche historische Recherche, wie sie dem Magazin «Koreana» erzählte. So studierte sie die Uniformen der US-Marine aus dieser Zeit und liess das Kostüm für die Hauptfigur Eugene Choi in den USA anfertigen. Auch die verschiedenen Hanbok von Go Ae-shin, die traditionelle koreanische Tracht aus mehreren Stoffschichten, wurden in einem aufwendigen Verfahren hergestellt, um der historischen Epoche und dem sozialen Status einer damaligen Aristokratin gerecht zu werden.
Die erste Staffel von «Mr. Sunshine» besteht aus 24 Folgen und ist auf Netflix verfügbar.
Madrid im späten 19. Jahrhundert. Elena Bianda wird von reichen Familien engagiert, um deren Töchter in die Gesellschaft einzuführen und ihnen einen passenden Ehemann zu vermitteln – denn Elena ist trotz ihrem jungen Alter die beste und begehrteste Anstandsdame der ganzen Stadt. Zwanzig Mädchen hat sie bereits erfolgreich vermittelt.
Doch die drei Töchter der Familie Mencía stellen Elena auf eine harte Probe. Die Mädchen haben vor einem Jahr ihre Mutter verloren und leben nun allein mit ihrem Vater Don Pedro. Die älteste Tochter, Cristina, hat bereits einen Verehrer, der aber in keiner Weise den Ansprüchen von Elena genügt. Die zweite Tochter, Sara, interessiert sich überhaupt nicht für Männer, und die jüngste, Carlota, bringt vor allem Chaos mit sich – Affären, Intrigen und Skandale sind die Folge.
Kostümbildner der Serie ist Pepe Reyes. Bei der Farbgebung liess sich der spanische Designer vor allem von impressionistischen Gemälden von Künstlern wie Renoir, Degas und Monet inspirieren, wie er gegenüber der spanischen Zeitschrift «Hola» erklärte. Überhaupt ist Farbe ein wesentliches Element der gesamten Serie und vermittelt immer wieder inhaltliche Botschaften. Jeder Figur wurde eine eigene Farbpalette zugeordnet, um ihren Charakter auch bildlich auszudrücken: So trägt Cristina, die sinnlichste der drei Schwestern, vor allem eine Palette von Weisstönen mit Blumenmustern, während die rebellische Sara eher funktionale, maskuline Kleidung vorzieht.
Die Anfang April erschienene Mini-Serie «Handbuch einer Anstandsdame» besteht aus acht Folgen und ist auf Netflix verfügbar.