Ein Städtetrip im Winter? Dann doch bitte in die Sonne! Oder doch nicht? Es gibt auch Orte, die gerade bei Kälte einen besonderen Zauber entfalten. Und solche, denen schlechtes Wetter nichts anhaben kann. Und andere, wo es einfach warm bleibt.
Wein geht immer. Gute Küche auch. Gerade wenn es draussen kalt, nass und/oder windig ist, sitzt man gerne in einer gemütlichen Brasserie, zwischen roten Samtbänken und halbblinden Spiegeln. Im französischen Bordeaux kann man dies besonders gut. Nicht nur wegen des Weins – die «capitale mondiale du vin» hat sich in den letzten zehn Jahren enorm entwickelt. Dank einem ehrgeizigen Sanierungsprojekt unter dem langjährigen Bürgermeister und Ex-Premierminister Alain Juppé erstrahlen die Fassaden der eleganten Herrenhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert wieder in ihren ursprünglichen Farben, das historische Hafenquartier Les Chartrons mit seinen endlosen Weinlagerhallen hat sich vom No-Go-Viertel zum angesagten Treffpunkt gewandelt.
Hinzu kommen Attraktionen wie die gotische Kathedrale Saint-André, das einzigartige Wasserbecken Miroir d’Eau an der zentralen Place de la Bourse, die bedeutenden Kunstsammlungen des CAPC Musée d’Art Contemporain, des Musée des Beaux-Arts oder des Musée des Arts Décoratifs et du Design und vor allem die 2016 eröffnete Cité du Vin, die mit innovativer Architektur, interaktiven Ausstellungen und einem hohen Spassfaktor lockt.
Übernachten: Villas Foch (DZ ab 236 Euro) bietet 20 helle Zimmer und Suiten in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert und punktet mit schicker Bar, beheiztem Pool, Sauna und Fitnesscenter.
Essen: Das «Le 1544» lockt mit bester Bistroküche, schickem Ambiente, Blick auf den berühmten Miroir d’Eau sowie köstlichen Œufs Mimosa, gebratenem Côte de Bœuf und den Weinen vom Kultweingut Angelus.
Die Lagunenstadt gilt als beliebtes Flitterwochenziel, allerdings eher bei Sonnenschein. Dabei ist Venedig zu keiner Jahreszeit romantischer als im Winter. Wenn die Touristen weg sind und ein leichter Nebel über den Kanälen schwebt, entwickelt sich ein morbider Zauber – alles wirkt blass, zart und wunderbar melancholisch. Selbst die halb leeren Vaporetti, die wie aus dem Nichts auftauchen, anlegen und fast lautlos wieder verschwinden, versprühen einen nostalgischen Charme.
Noch romantischer ist eine winterliche Gondelfahrt. Obwohl alle wissen, dass Gondeln nur auf Touristen zielen und hoffnungslos überteuert sind, gehören sie doch zu Venedig und bieten eine einzigartige Erfahrung. Im Winter sind die Preise niedriger, die Wasserwege frei, die Gondolieri besser gelaunt und eher bereit, auch durch abgelegene, schmale Kanäle zu fahren.
Collezione Peggy Guggenheim, Palazzo Ducale (Dogenpalast) – man hat sie fast für sich allein. Auch das kleine Museo Fortuny kann ohne Gedränge besichtigt werden: Der geniale Kostüm- und Textildesigner lebte und arbeitete in einem der ältesten Palazzi Venedigs, heute sind in den prächtigen gotischen Räumen die opulenten Samtstoffe, Ölgemälde und Theatermodelle des exzentrischen Spaniers zu sehen.
Der schöne Rialto-Markt ist jetzt keine überfüllte Touristenattraktion, sondern ein grosser Delikatessenladen unter fahlblauem Himmel. Amateur- und Profiköche kaufen frischen Fisch, violettfarbene Artischocken und frisch gepresstes Olivenöl, trinken noch schnell einen Prosecco im Stehen vor der winzigen Weinbar Al Mercà und eilen dann dorthin, wo es wärmer ist: nach Hause oder in die Küche ihrer Trattoria, wo sie für die meist einheimischen Gäste ein leckeres Essen kochen.
Übernachten: Das Novecento Boutique Hotel (DZ ab 192 Euro) ist gemütlich, eklektisch und sehr persönlich, in den neun Zimmern stehen Möbel aus Bali, Indien und Venedig, der Service ist nett und das Frühstück so gut wie die Lage.
Essen: Ein verwunschener Platz, ein paar weiss gedeckte Tische und ein Koch, der sein Handwerk versteht. Auf der Karte der «Osteria di Santa Marina» stehen Spaghetti mit Hummer, Fritto Misto oder Enten-Confit mit Kartoffeln und Karotten.
Wer im Winter die Sonne sucht und dafür nicht um die halbe Welt fliegen will, ist an der Costa del Sol genau richtig – mit etwas Glück zeigt das Thermometer 20 Grad und mehr an, im Schatten. Málagas Hausstrand, die Playa de la Malagueta ist dann gut besucht, und ein paar Mutige, die sich lange genug gesonnt haben, trauen sich sogar ins Wasser.
Mit 300 Sonnentagen im Jahr ist Málaga ein perfektes Reiseziel für alle, die sich im Winter nach etwas Wärme sehnen, und darüber hinaus eine attraktive 570 000-Einwohner-Metropole, die neben den Stränden elegante Stadtpaläste, einen entspannten Lebensstil und viel Kultur zu bieten hat. Picasso-Fans dürfen sich auf ein phantastisches Picasso-Museum und auf das Wohnhaus des weltberühmten Künstlers freuen. Noch mehr Picasso gibt es im Centre Pompidou Málaga zu sehen, einem Ableger des berühmten Pariser Museums. Es steht direkt am Hafen, ist von einem grossen, bunten Glaskubus geprägt und zeigt auch Werke von Miró, Frida Kahlo, René Magritte, Alberto Giacometti und Francis Bacon.
Durch schmale Gassen geht es zurück in die Altstadt. Schon morgens decken die Cafés ihre Terrassen ein, gegen Mittag sind bereits viele Tische besetzt: Einheimische trinken jetzt ein Glas Sherry und essen ein paar Tapas dazu. Man sollte es ihnen gleichtun, am besten auf der Plaza de la Juderia, die als Salon der Stadt und als Top-Location gilt, um die Sonne und das bunte Treiben zu geniessen.
Übernachten: Im 18. Jahrhundert für einen italienischen Kaufmann erbaut, beherbergt Palacio Solecio (DZ ab etwa 210 Franken) heute die 116 Zimmer und Suiten eines eleganten Small Leading Hotels mit Gourmetrestaurant und schicker Bar.
Essen: Ganz Málaga trifft sich im «El Pimpi» an der Plaza de la Juderia. Man bestellt Jamon Iberico, grillierte Tintenfische und ein Glas kühlen Manzanilla und taucht wie von selbst in das südspanische Lebensgefühl ein.
Auf Sonne sollte hier niemand hoffen, die gibt es im norwegischen Winter kaum. Doch auch das hat seinen Reiz – immerhin ist es täglich fünf bis sechs Stunden lang hell, und das sollte man nutzen, denn in Oslo gibt es viel zu sehen. Allem voran die Museen: Edvard-Munch-Fans kommen im spektakulären Munch-Museumsturm mit 26 000 Arbeiten des Künstlers, einer interaktiven Ausstellung über dessen Wohnhaus und einem Café mit Aussicht auf ihre Kosten.
Fast genauso beeindruckend ist das 2022 in einem mausgrauen Gebäudekasten eröffnete National Museum mit rund 6500 Exponaten – von antiken griechischen Skulpturen bis zu Werken von Künstlern wie Claude Monet und Pablo Picasso – sowie das vom Stararchitekten Renzo Piano entworfene Astrup Fearnley Museet, das die Astrup-Fearnley-Sammlung mit moderner und zeitgenössischer Kunst beherbergt.
Was noch? Königsschloss, Nationaltheater und Skulpturenpark verströmen eine ganz eigene nordisch-kühle Pracht, der Stadtteil Grünerløkka gilt als Spielwiese der Kreativen, Frogner ist für edle Geschäfte, Kunstgalerien und elegante Stadtpaläste bekannt. Als einzigartiges Highlight lockt die urbane Saunakultur der Stadt: Im Osloer Hafen gibt es mehrere Möglichkeiten für Saunagänge und Bäder im eisigen Fjord. Besonders beliebt sind das Saunaboot KOK, die Saunen des Kunstprojekts SALT und die «Bademaschinen» am Langkaia-Pier.
Übernachten: Das 2022 eröffnete Hotel Sommerro (DZ ab etwa 160 Franken) bespielt ein ehemaliges Kraftwerk. Die Vintage-Einrichtung der 241 Zimmer und Suiten, Restaurants und Bars greift den eleganten Art-Déco-Stil des Gebäudes auf.
Essen: Mittags gibt es im «Smalhans» schnelle, leichte Gerichte, abends ein mehrgängiges Menu. Für Flunder mit Kokosmilch und Roastbeef an Gefügel-Jus gab es einen «Bib Gourmand»-Siegel vom Guide Michelin.
Eigentlich ist es egal, ob es Sommer oder Winter ist: In Bristol wird es selten wirklich sonnig und noch seltener richtig warm. Ob das der Grund dafür ist, dass kaum jemand die knapp 500 000 Einwohner zählende Metropole kennt? Sie gilt als Tor zu den Grafschaften Somerset, Devon und Dorset – man landet, mietet ein Auto und fährt weiter. Warum nur? Wie kann man die prächtige Kathedrale, die coolen Docks und die Banksy-Street-Art einfach so übersehen?
Bristol lockt mit einem pulsierenden Kulturleben, einer vielfältigen Gastronomie und jeder Menge Einkaufsmöglichkeiten. Als ihr Herzstück gilt der Floating Harbour – ein Gewässer, das auf den ersten Blick wie ein Fluss aussieht, in Wirklichkeit aber ein Hafen ist. In der Altstadt führen schmale Gassen an mittelalterlichen Palästen, coolen Bars und hübschen Läden vorbei, im Stadtteil Stokes Croft tummelt sich die Kreativszene und das vornehme Clifton punktet mit Boutiquen, schicken Restaurants und georgianischer Architektur.
Nicht zu übersehen ist das Arnolfini, Bristols Zentrum für zeitgenössische Kunst, das in einem ehemaligen Tee-Lagerhaus direkt am Hafen residiert. Gezeigt werden wechselnde Ausstellungen, aber auch Performances, Filme und Tanzaufführungen. Dazu gibt es eine grosse Buchhandlung mit über 100 Zeitschriften und ein nettes Café. Wer sich mehr für die Produkte junger lokaler Designer interessiert, sollte den quietschbunten Lifestyle-Store That Thing besuchen, in dem es lustige Ohrringe, einzigartige Socken und Kerzen in Turnschuhform gibt.
Übernachten: The Bristol Hotel (DZ ab etwa 90 Franken) ist ein angenehmes Stadthotel an bester Lage im Hafenviertel mit 187 komfortablen Zimmern und Suiten, einer schönen Brasserie mit Blick auf die Docks und einer Cocktailbar.
Essen: Das kleine «Wilsons» lockt mit saisonaler, nachhaltiger Küche. Für grillierten Seelachs auf Kaisergranat-Bisque und Bärlauch-Poulet mit Pilzketchup erhielt der Küchenchef Jan Ostle einen grünen Michelin-Stern.