Ein Sachverwalterbericht zu René Benkos Luxusimmobilienfirma Signa Prime Selection gibt einen Einblick ins Geschäftsgebaren des gefallenen österreichischen Tycoons.
Sein Reich liegt in Trümmern, nun lichtet sich die Staubwolke darüber. Der Kollaps der Signa Holding, des von René Benko gegründeten Immobilien- und Handelsunternehmens, gilt als grösste Firmenpleite in der Geschichte Österreichs. Sie hat auch Folgen für die Schweiz. Benko gehört nämlich nicht nur die Hälfte der Warenhauskette Globus. Sondern es haben ihm auch eine ganze Reihe von hiesigen Banken Kredite gegeben.
In Österreich hat nun die Aufarbeitung begonnen. So kommen Details zu den Geschäftspraxen des Tiroler Schulabbrechers ans Licht. Der «NZZ am Sonntag» liegt ein Bericht der Sachverwalter vor, die den Insolvenzprozess der Signa Prime Selection AG begleiten – eine Subfirma, wo Benko besonders werthaltige Immobilien bündelte. Aus dem Bericht geht unter anderem hervor, dass Benkos Anteile an den Globus-Warenhäusern in der Schweiz verkauft werden sollen, wie die «NZZ» am Donnerstag berichtete.
Die Wiener Anwälte, die den Bericht verfasst haben, lassen mit beiläufigen Bemerkungen aber auch tief in die Firmenkultur blicken. So heisst es zum Beispiel: «Nach dem bisherigen Eindruck der Sanierungsverwalterin kann festgehalten werden, dass die allgemeinen betrieblichen Kosten höher als im Branchendurchschnitt waren.» Gehälter, Prämien und sonstige Zusatzleistungen seien für einen Immobilienkonzern «sehr hoch».
Berater seiner eigenen Firma
2022 beschäftigte Signa Prime Selection laut Bericht 313 Angestellte. Der Personalaufwand belief sich im selben Jahr auf 78,8 Millionen Euro. Das ergibt durchschnittliche Jahreslöhne von 252 000 Euro. Zum Vergleich: Das Medianeinkommen in Österreich lag 2022 bei brutto 32 800 Euro pro Jahr.
Benkos Freunderlwirtschaft ist bekannt. Mit viel Geld scharte er willige – und in der Öffentlichkeit bekannte – Helfer um sich. Jüngst berichtete die «Bilanz», dass Benko versucht habe, den früheren Intersport-CEO Franz Julen aus Zermatt als Präsident für eine seiner Firmen zu gewinnen. Der Lohn wären Aktien im Wert von damals rund 60 Millionen Franken gewesen. Julen sagte ab, weil er ein schlechtes Bauchgefühl hatte.
In Österreich wurde Benko 2012 wegen versuchter Korruption verurteilt. In der Folge zog er sich 2013 aus allen offiziellen Ämtern seiner Unternehmungen zurück. Dass er trotzdem nicht nur über alles informiert war, sondern das Steuer fest in den Händen hielt, darauf deutet nun aber vieles hin. So hatte Benko laut den Wiener Anwälten einen Beratervertrag bei der Signa Prime Selection, seiner eigenen Firma.
Benkos Schuldenberg
«Im Rahmen einer Besprechung mit der Sanierungsverwalterin bestätigte René Benko, dass er in wesentliche Entscheidungen, Transaktionen und Finanzierungen involviert war», heisst es im Bericht. Benko sei in der Regel die «Key Person» – die Schlüsselperson – gewesen.
Was wirklich hinter den Kulissen passierte, dürfte aber auch für die betrauten Anwälte schwierig herauszufinden sein. Sie stellen nämlich fest: «Es liegen keine Vorstandsprotokolle über die Vorstandssitzungen in den Jahren 2022 und 2023 vor.» Ob diese verschwunden sind oder ob sie gar nie existiert haben, lässt der Bericht offen. So wird auch schwierig nachzuvollziehen sein, was genau das Management vor dem Kollaps der Firma unternommen hat.
Auch ob die Sachverwalter die Signa Prime Selection noch retten können, bleibt offen. René Benko hat nämlich nicht nur ein beachtliches Immobilienportfolio, sondern vor allem einen gewaltigen Schuldenberg angehäuft. Bis zum 19. Februar haben Gläubiger offene Schulden in der Höhe von über 6,2 Milliarden Euro angemeldet.
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