Die Militärjunta Nigers wendet sich von den USA ab und vertieft stattdessen ihre Beziehungen zu Russland. Unklar ist nun, was nach dem Abzug amerikanischer Truppen aus einem 110 Millionen Dollar teuren Luftwaffenstützpunkt in der Wüste wird, in der islamistische Terrormilizen aktiv sind.
bso. /(Reuters) Rund einen Monat nach der Aufkündigung eines militärischen Kooperationsabkommens mit den USA durch die Militärjunta in Niger wollen die USA nun angeblich ihre Truppen abziehen, wie Vertreter der Regierung von Präsident Joe Biden laut einem Bericht der «New York Times» am Freitag sagten. Ähnlich äusserte sich auch eine mit den Vorgängen vertraute Quelle gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der Entscheid basiere auf einer Übereinkunft von Vizeaussenminister Kurt Campbell und der nigrischen Führung.
Das militärische Kooperationsabkommen zwischen Niger und den USA hatte amerikanischen Soldaten und zivilen Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums erlaubt, in dem afrikanischen Land zu operieren. Im Jahr 2023 befanden sich etwas mehr als tausend amerikanische Soldaten in Niger, wo das amerikanische Militär von zwei Basen aus operierte, darunter ein Drohnenstützpunkt, der als Air Base 201 bekannt ist und in der Nähe von Agadez im Zentrum des Landes für mehr als 100 Millionen Dollar errichtet wurde. Ab 2018 war der Stützpunkt zur Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat und der Jamaat Nusrat al-Islam wal Muslimin genutzt worden, einer Al-Kaida-Tochter in der Sahelzone.
Laut einer anonymen Quelle aus dem amerikanischen Aussenministerium, die sich gegenüber der «New York Times» äusserte, hat der amerikanische Vizeaussenminister Campbell dem nigrischen Ministerpräsidenten Ali Lamine Zeine erklärt, dass die USA mit dem Strategiewechsel Nigers nicht einverstanden seien, in dessen Rahmen sich das Land nun in puncto Sicherheit an Russland wenden und mit Iran eine mögliche Vereinbarung über die Uranreserven Nigers schliessen wolle. Hinzu komme, dass die nigrische Führung bisher keinen Plan über eine Rückkehr zur Demokratie vorgelegt habe.
Wie der Truppenabzug ablaufen wird, darüber wird es laut einer anonymen Quelle, die sich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters äusserte, in den kommenden Tagen Gespräche geben. Dennoch werde es weiterhin diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen zwischen den USA und Niger geben.
Hunderte von Demonstranten waren vergangene Woche in Nigers Hauptstadt Niamey auf die Strasse gegangen, um den Abzug der amerikanischen Truppen zu fordern, nachdem die regierende Junta das Militärabkommen mit den Vereinigten Staaten am 17. März aufgekündigt und stattdessen russische Militärausbilder willkommen geheissen hatte.
Bis zu dem Militärcoup im vergangenen Jahr galt Niger als zentraler Sicherheitspartner der USA und Frankreichs in Afrika. Acht Staatsstreiche in West- und Zentralafrika innerhalb von vier Jahren, darunter in Burkina Faso, Mali und Niger, haben die Sorge über einen demokratischen Rückschritt in der Region wachsen lassen.