Die UBS baut ihre Konzernleitung um. Die Verschiebungen liefern Hinweise darauf, wer die Grossbank künftig führen könnte. Mehrere Anwärter für die Ermotti-Nachfolge müssen sich ab diesem Sommer ausserhalb ihrer Komfortzone beweisen.
Robert Karofsky (links) und Iqbal Khan (rechts) leiten künftig gemeinsam das globale Wealth Management, das in den Regionen Americas und Asien-Pazifik ausgebaut werden soll.
«Sehr amerikanisch»: So kommentierte am Donnerstagmorgen ein ehemaliger Topmanager der UBS die Ankündigung der Grossbank, ihre Konzernleitung neu aufzustellen und dabei zwei wichtige Unternehmensbereiche mit Doppelspitzen auszustatten.
Die Verschiebungen auf der obersten Führungsebene der UBS lassen darauf schliessen, wen Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher und CEO Sergio Ermotti in der Favoritenrolle für die künftige Führung der Bank sehen, wenn Ermotti seinen Posten voraussichtlich Anfang 2027 abgibt.
UBS-nahe Kreise sprechen von fünf internen Favoriten, die das Rennen um die Nachfolge anführen. Zwei von ihnen sollen sich ab diesem Sommer ausserhalb ihrer Komfortzonen bewähren.
So wird Rob Karofsky, bisheriger Chef der Investmentbank, neu Co-Leiter der globalen Vermögensverwaltung, der wichtigsten Division innerhalb der UBS. Gleichzeitig übernimmt Karofsky die Leitung der Region Americas, eines der zwei wichtigsten Wachstumsmärkte.
Der bisherige Chef der globalen Vermögensverwaltung, Iqbal Khan, bleibt Co-Chef der Einheit und übernimmt zusätzlich zu seiner bisherigen Rolle die Führung der Region Asien-Pazifik. «Er wird im Sommer zusammen mit seiner Familie nach Asien ziehen», heisst es in einem internen UBS-Memo.
«Karofsky und Khan in der Pole-Position»
Beobachter werten die neuen Rollen von Karofsky und Khan als deutliches Indiz dafür, dass der UBS-Verwaltungsrat in den beiden Bankern die Topfavoriten für den künftigen Chefposten sieht. «Es ist ziemlich klar, dass Iqbal Khan und Rob Karofsky sich die Pole-Position teilen für den CEO-Job», sagt Andreas Venditti, Bankenanalytiker bei Vontobel.
Die Verschiebungen in der Konzernleitung passen auch zum erklärten Ziel Kellehers und Ermottis, eine Shortlist mit internen Nachfolgekandidaten aufzubauen, die innerhalb des Konzerns möglichst breite Erfahrungen sammeln sollen.
Kein Misstrauensvotum gegenüber Khan
Dass Khan in der globalen Vermögensverwaltung einen Co-Chef zur Seite gestellt erhält, sollte laut Kennern nicht als Misstrauensvotum oder gar als Form der Entmachtung gewertet werden – im Gegenteil. Als Leiter der Region Asien-Pazifik wird Khan künftig auch für die regionalen Aktivitäten der UBS in den Bereichen Asset Management und Investment Banking zuständig sein. Wenn er diese Aufgaben erfolgreich erfüllt, steigen seine Chancen auf den Chefposten.
Dasselbe gilt für den Investmentbanker Karofsky, der sich erstmals in seiner Karriere im Geschäft mit wohlhabenden Privatkunden bewähren muss. «Er rotiert am stärksten. Man kennt solche Rotationen von amerikanischen Banken, wo es üblich ist, dass Führungskräfte komplett andere Jobs übernehmen», sagt Bankenanalyst Venditti. Die Vereinigten Staaten sind für die Grossbank im Vermögensverwaltungsgeschäft besonders herausfordernd, weil sie dort nicht mit eigenen Kundenberatern, sondern mit relativ unabhängigen Finanzberatern zusammenarbeitet.
Gelingt Karofsky der Rollenwechsel, ist er in Kombination mit seiner langjährigen Erfahrung als Investmentbanker ein gesetzter Kandidat für die Ermotti-Nachfolge.
Was macht Keller-Busse?
In der Mitteilung nicht erwähnt ist der Name Sabine Keller-Busse, die dritte Favoritin. Die deutsch-schweizerische Managerin leitet das wichtige Schweiz-Geschäft der UBS. In der Öffentlichkeit trat sie seit der Ankündigung der CS-Übernahme im März 2023 aber kaum in Erscheinung. Sie ist zudem nur fünf Jahre jünger als Ermotti. Ein Beobachter gibt jedoch zu bedenken, dass Keller-Busse den Vorteil habe, dass sie näher an der Zentrale sei und mit der Schweiz einen tendenziell einfacheren Markt verantworte. Ausserdem bringe sie Erfahrung aus ihrer Zeit als Chief Operating Officer mit.
Weitere Anwärter für die Ermotti-Nachfolge sind Beatriz Martin Jimenez, Leiterin der Abwrack-Einheit «Non-Core and Legacy», sowie Aleksandar Ivanovic, der Chef der Division Asset Management.
Obwohl die UBS-Führung eine interne Lösung für die CEO-Nachfolge anstrebt, sind externe Kandidaten – anders als von der «Financial Times» diese Woche kolportiert – nicht kategorisch ausgeschlossen.
Körner vor dem Abgang
Definitiv vor dem Ausstieg aus der UBS steht der bisherige Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner. Er ist nach der Übernahmeankündigung im März 2023 als einziger ehemaliger CS-Topmanager in die UBS-Konzernleitung gewechselt und half laut Mitteilung mit, die Bank nach ihrem Fast-Untergang zu stabilisieren. Körner wird die UBS-Konzernleitung auf Ende Juni verlassen, sobald die Stammhäuser von UBS und CS fusioniert sind.
Nicht nur die Vermögensverwaltung, auch das Investment Banking erhält eine Doppelspitze: George Athanasopoulos und Marco Valla werden künftig die Division führen. Ersterer ist ein UBS-Urgestein, Valla stiess erst letztes Jahr zur Bank. Gleichzeitig gab die UBS bekannt, dass die bisherige Amerika-Chefin Naureen Hassan das Unternehmen verlassen wird.
Die Umstellungen in der Konzernleitung müssen zuerst noch von den verschiedenen Aufsichtsbehörden bewilligt werden. Sie gelten voraussichtlich ab dem 1. Juli 2024.