Die Weissrussin gilt derzeit als beste Hartplatz-Spielerin der Welt. Diesmal unbeirrt von den Rufen des Publikums setzte sie sich im Final gegen die Amerikanerin Jessica Pegula durch.
(sda)
Nach Tränen der Enttäuschung vor einem Jahr, fliessen sie diesmal aus Freude: Die als Nummer 2 gesetzte Aryna Sabalenka triumphiert erstmals am US Open. Im Final gewinnt die Weissrussin in einem spektakulären Duell 7:5, 7:5 gegen die Amerikanerin Jessica Pegula.
Jessica Pegula warf alles in die riesige Waagschale des Arthur Ashe Stadiums, am Ende reichte aber auch der Support von 23 000 amerikanischen Fans nicht, um die Überraschung gegen die derzeit beste Hartplatz-Spielerin zu schaffen. «Ich wünschte, sie hatte mir wenigstens einen Satz überlassen», meinte die 30-jährige Milliardärstochter aus Buffalo bei der Siegerehrung mit einem bittersüssen Lächeln.
Nach der Erfahrung vor einem Jahr hatte Sabalenka aber natürlich anderes im Sinn. Nach zwei Siegen am Australian Open sicherte sie sich erstmals auch den Titel beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres auf Hartplatz. Die Final-Debütantin Pegula, Nummer 6 der Welt, zeigte einen starken Auftritt und vermochte die Favoritin zu ärgern. Diese gewann aber die wichtigen Punkte am Ende beider Sätze und nach 1:53 Stunden die Partie.
Aus bitterer Erfahrung gelernt
Sabalenka zeigte, dass sie aus ihre bitteren Erfahrung im letzten Jahr gelernt hat, als sie sich im verlorenen Final gegen die Einheimische Coco Gauff vom lautstarken Publikum in New York aus dem Konzept bringen liess. Diesmal behielt die 26-Jährige aus Minsk mit dem Tiger-Tattoo am Unterarm in den entscheidenden Momenten die Nerven.
«Nicht nochmal», hatte sie sich bereits vor dem Final geschworen. «Jetzt bin ich sprachlos und super stolz auf mich», konstatierte sie mit dem Pokal in der Hand. 2019 hatte sie an der Seite von Elise Mertens in New York bereits einmal im Doppel triumphiert, im Einzel brauchte sie aber einen langen Atem. Halbfinals 2021 und 2022, der verlorene Final im letzten Jahr, und nun also die längst fällige Erlösung.
Bei wegen Regens geschlossenem Dach fand Sabalenka die idealen Bedingungen für ihr Powertennis vor, Pegula hielt aber entschlossen dagegen. Die Weissrussin ging schnell 5:2 in Führung, doch die vier Jahre ältere Amerikanerin kämpfte sich zurück und hatte sogar eine Breakchance zum 6:5, die sie nicht nutzen konnte. Gleich darauf gab sie selber den Aufschlag ab und geriet in ihrer schwächsten Phase im zweiten Satz sogleich 0:3 ins Hintertreffen.
Pegula bäumte sich nochmals auf und gewann fünf Games in Folge. Sie schaffte es aber nicht, die Partie in einen dritten Satz zu bringen. Nach dem 3:5 gewann Sabalenka aber 16 der letzten 23 Punkte und damit die Partie.
Zu druckvoll
Sabalenka dominierte die Ballwechsel mit ihrem druckvollen Schlägen von der Grundlinie, zeigte sich aber auch deutlich verbessert im Spiel nach vorne. Sie beging 34 unerzwungene Fehler, schlug aber auch 40 Winner und gewann am Netz 18 von 23 Punkten. Der Lohn ist ein Preisgeld von 3,6 Millionen Dollar und der insgesamt dritte Grand-Slam-Titel.
Sabalenka reiht sich in eine erstaunliche Serie ein. Seit Serena Williams› sechstem und letztem US-Open-Triumph 2014 gab es in zehn Ausgaben neun verschiedene Siegerinnen, die einzige zweifache Triumphatorin ist Naomi Osaka 2018 und 2020. Auch ist Sabalenka erst die fünfte Spielerin, die beide Hartplatz-Majors im gleichen Jahr gewann, seit das Australian Open von Rasen auf Hartplatz wechselte. Ihre illustren Vorgängerinnen sind Steffi Graf (1988 und 1989), Monica Seles (1991 und 1992), Martina Hingis (1997) und zum zuvor letzten Mal Angelique Kerber (2016).