Nach fast sieben Jahren an der Kreativspitze der Pariser Luxusmarke tritt der französische Stardesigner von seinem Posten zurück.
Schon lange wurde gemunkelt und getratscht – nun ist die Katze aus dem Sack: Die zu LVMH gehörende Luxusmarke Celine hat heute Nachmittag bekanntgegeben, dass der langjährige Kreativchef Hedi Slimane seinen Posten verlässt.
Im Januar 2018 trat er die Stelle als Kreativ- und Imagedirektor an. Nicht ganz unumstritten war sein Debüt, das stilistisch in keiner Form an das anknüpfte, was seine Vorgängerin Phoebe Philo geschaffen hatte, deren Abgang von vielen in der Modewelt betrauert wurde. Und dennoch: Laut Pressemitteilung hat Celine unter ihm ein aussergewöhnliches Wachstum erlebt und sich wieder als ikonisches französisches Modehaus etabliert. Die Firma hebt im Communiqué seine ganzheitliche Vision, seinen Eifer und seine Rigorosität hervor, was ihm half, die Celine-Codes nach seiner prägenden Vorgängerin Phoebe Philo neu zu definieren.
Breiteres Publikum
Machte Phoebe Philo die 1945 gegründete Marke Céline (damals noch mit einem «e» mit Apostroph geschrieben) von September 2008 bis Ende 2017 mit einer Frischzellenkur bei Mode-Insidern wieder hoch begehrt, sorgte ihr Nachfolger Slimane dafür, dass nun auch ein breiteres, globales Publikum einen Teil dieser LVMH-Marke für sich ergattern wollte.
Doch nicht alle verstanden die Neuausrichtung der Marke unter dem neuen Kreativdirektor Slimane, der ab 2018 einen klaren Richtungswechsel, und zwar nicht nur mit neuem Celine-Logo, einschlug: Ziemlich deftig wirkte für viele seinerzeit die Umstellung auf seine knallengen, klitzekleinen «skinny»-Silhouetten, der Wiedereinführung eines deutlich sichtbaren Markenlogos wie auch dem altmodischen, protzigen «Triomphe»-Logo. Darauf folgten in einer nächsten Phase eine Art Nobelversionen von Flohmarkt- und Grungemode. Das sah mal nach minderjährigen Pariser Schnöseln der 1970er Jahre aus, mal nach amerikanischen Beverly-Hills-Gören im Stile der 1980er und 1990er Jahre aus.
Heikle Verhandlungen mit LVMH
Hedi Slimanes grosse Stärke war schon immer sein Gespür, die Codes von Jugendkulturen in begehrenswerte Luxusprodukte zu verpacken, stets mit einer gewissen Rockattitüde und begleitet von coolen Soundtracks. Als etablierter Fotograf, Filmer und Musikliebhaber waren seine Modeschauen bis ins Detail gestylte und durchchoreografierte Spektakel in gestochen scharfer, glamouröser Ästhetik. Zudem weitete sich das Celine-Universum unter Slimane auch auf Männermode, Couture und «Haute Parfumerie» aus, die Luxusmarke erlangte beim Massenpublikum den erwünschten Bekanntheitsgrad mit entsprechender Anziehungskraft.
In jüngster Zeit wurden aber die Gerüchte immer lauter, dass der heute 56-jährige Slimane, einer der letzten veritablen Stardesigner unserer Zeit, schon seit Monaten in heiklen Vertragsverhandlungen mit LVMH-Chef Bernard Arnault gestanden habe. In seiner Amtszeit hat Slimane den Jahresumsatz der Marke auf 2,5 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Nun steht fest, dass er sein Können nicht mehr länger bei Celine ausüben wird. Dem Jahr 2025 blickt die Maison unter CEO Séverine Merle nun ohne Slimane entgegen. Die Marke feiert dann ihr 80-jähriges Bestehen.