Ein leichtes E-MTB, das weniger unterstützt, gibt es nicht von der Stange. Allerdings ist es genauso fein ausgestattet wie abgestimmt – und es kostet auch etwas mehr. Dafür empfiehlt sich das Transalpes E1 Enduro aus der Schweiz als echtes Fitnessgerät – und ist vor allem bergab eine Offenbarung.
Die Schweizer Bike-Manufaktur Transalpes baut Mountainbikes mit und ohne Stromunterstützung von Hand in Baar bei Zug. Das edle E1 gibt es in der Variante Trail oder Enduro. Mit Tramschienen-sicherer Bereifung und 250-Watt-Motor machen beide in City oder Umland viel Spass, ihr bevorzugtes Revier liegt aber klar in den Bergen.
Ausstattung
Schon als Basismodell gibt es das E1 mit einem lediglich 2,4 kg wiegenden Carbonrahmen samt Kohlefaser-Schwinge. Ins Tretlager integriert ist ein auffällig schlanker wie Nasa-erprobter Maxon-Antrieb, der in Sachseln produziert wird. Sein monochromes Display mit Bedientasten steckt im Ober- und der Akku im Unterrohr, optional lässt sich auf diesem ein Range-Extender montieren.
Das justierbare Fahrwerk kommt von Rock Shox (als Option auch mit Gabel und Dämpfer von Fox oder DT Swiss), die 12-Gang-Schaltung und Scheibenbremsen von Shimano (optional von SRAM oder Trickstuff), die Kurbel von «e*thirteen». Unser Testbike stand auf handgebauten Laufrädern mit 240er-Naben und 29-Zoll-Carbonfelgen (wahlweise 27,5) mit Onza-Aquila-2.5-Bereifung.
Lenker und Vorbau stammten von Acros, der Sattel von Selle Italia. Die Länge der verstellbaren Sattelstütze wird auf die Grösse der Fahrerin oder des Fahrers abgestimmt. Überhaupt ist das E1 komplett individualisierbar, mit Zubehör oder leichteren Teilen wird es natürlich auch schnell teurer. Das Testbike kostete mehr als 11 000 Franken.
Verarbeitung
Die Qualität des E1 ist hochklassig. Der in Taiwan in drei Grössen produzierte, matt lackierte Rahmen ist optional in jeder gewünschten Farbe lieferbar, dazu kommt ein äusserst cleaner Look mit innen verlegten Kabeln und Zügen. Der bewusst reduzierte Auftritt gefällt, er passt zum Markenkonzept «Weniger ist mehr», und auf den Rahmen gibt es fünf Jahre Garantie.
Fahreindruck
Der Lenker ist vergleichsweise breit und tief montiert. Hinzu kommen kompakte Abmessungen und viel Bodenfreiheit – auf dem E1 sitzt und steht es sich sportlich mit nach vorne gebeugtem Oberkörper.
Die Bedien-Ergonomie passt: Linker Hand sitzt ein aus Aluminium gefräster Drehring von Zirbel aus Biel für drei Unterstützungsstufen. Eine Handgasfunktion gibt es beim Maxon-Antrieb dagegen nicht, und das Transalpes versteht sich ohnehin als Sportgerät. Dazu ist es leicht genug (die Extrem-Version Ultimate wiegt nur 13,5 kg).
Auch positiv: Der abgeschaltete E-Antrieb bremst nicht, ergo lässt sich das E1 dank gut gewählter Serienuntersetzung im Freilauf auch mit reiner Muskelkraft bewegen. Der angenehm leise Motor selbst unterstützt bis 25 km/h oder zu einer Kadenz von 115. Seine 250 Watt sind zwar im Vergleich zu anderen Antrieben nur Durchschnitt, der Antrieb kann aber steile Anstiege entschärfen, und darum geht es hier – für Vortrieb sorgen in erster Linie die Beine des Fahrers.
In den Bergen fühlt sich das E1 fast so lässig und agil an wie ein «Biobike», also ein konventionelles Velo ohne E-Unterstützung. Die Federung dämpft feinfühliger als erwartet, die Bremsen verzögern verlässlich, und die Rahmengeometrie ermöglicht rasche Richtungswechsel. Kurz: Im Gelände ist dieses leichte E-MTB überragend und damit eine Klasse für sich.
Positiv überrascht auch die Reichweite, solange man mit der Energie haushält: Selbst auf alpinen 50-km-Etappen mit Gepäck kann der Range-Extender getrost weglassen werden – zumal er nicht in Kombination, sondern extra geladen werden will; auch der fummelige Stecker ist etwas mühsam.
Vorteile bietet das Ladegerät: Mit nur 315 Gramm ist es eines der leichtesten am Markt, was bei mehrtägigen Touren, auf denen man es mitnehmen sollte, einen echten Unterschied ausmacht. Optional wird ein Schnelllader mit 3,5 A angeboten.
Fazit
Leichte E-Bikes unter 20 kg sind immer gefragter, und Transalpes gehört zu den Vorreitern in diesem wachsenden Segment. Entsprechend lässig wie kompetent wirkt das E1, es fährt sich auch genauso, vermittelt dabei viel Sicherheit und ist auf dem Trail kaum zu schlagen. Wer sich das leisten kann und will, wird mehr als begeistert sein.
Velo à la carte: In der Schweiz wurden 2023 über 170 000 E-Bikes verkauft – und ständig kommen neue Modelle dazu. Die wichtigsten, innovativsten und spektakulärsten testen wir hier in loser Reihenfolge. Die Produkte werden uns von den Herstellern/Importeuren für die Zeit der Tests zur Verfügung gestellt.