Seit Monaten schwelt der Streit um die harten Sparpläne bei VW. Jetzt reagieren Betriebsrat und Gewerkschaft mit einem eigenen Vorschlag – und bieten Einsparungen ohne Personalabbau an.
In die Verhandlungen zwischen dem Volkswagen-Konzern auf der einen und dem Betriebsrat sowie der Gewerkschaft IG Metall auf der anderen Seite kommt etwas Bewegung. Erstmals legten die Arbeitnehmer am Mittwoch unter dem Schlagwort «Zukunftskonzept» einen eigenen Vorschlag vor. Am Donnerstag startet die dritte Verhandlungsrunde zwischen dem Unternehmen und dem Betriebsrat über den neuen Haustarifvertrag und eine nötige Restrukturierung der Kernmarke VW.
Vorstand plant Entlassungen und Werksschliessungen
Das Gesamtkonzept ermögliche eine Entlastung bei den Arbeitskosten um rund 1,5 Milliarden Euro, sagte Thorsten Gröger, der zuständige Bezirksleiter der IG Metall. Dafür verlangen Betriebsrat und Gewerkschaft allerdings erhebliche Garantien für die Beschäftigung und für die deutschen Standorte.
Das Management fordert hingegen aufgrund der schwierigen Lage bei der Kernmarke VW pauschale Lohnkürzungen um 10 Prozent sowie den Verzicht auf einige der bestehenden Sonderleistungen. Zudem hält der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen und die Schliessung von bis zu drei deutschen Werken für nötig. Dazu hatte Volkswagen bereits vor einigen Wochen die seit 1994 geltende Job-Garantie gekündigt.
Diese Beschäftigungssicherung müsse im Gegenzug für das Entgegenkommen wieder in Kraft gesetzt werden und zwar für alle sechs westdeutschen Werke mit ihren 125 000 Mitarbeitern in Niedersachsen und Hessen sowie für die drei Standorte in Sachsen, heisst es von der Gewerkschaft. Zudem fordern Betriebsrat und IG Metall, keines der deutschen Werke dichtzumachen.
Konkret soll nach den Vorstellungen der Gewerkschafter die nächste Tariferhöhung befristet als Arbeitszeit in einen Zukunftsfonds eingehen und vorerst nicht ausbezahlt werden. Das ermögliche flexible Arbeitszeitkürzungen ohne Personalabbau. Als Massstab zieht der Betriebsrat dabei den jüngsten Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie heran, der eine Erhöhung der Löhne um insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen bis 2026 vorsieht.
Ein Gegenmodell zum «Kahlschlagplan»
Ferner soll auch das Management auf Boni verzichten und diese in den geforderten Fonds zur Zukunftssicherung einzahlen. «Weil nachhaltige Lösungen hermüssen, gehen wir nun in die Offensive und legen eine Lösungskonzept vor», sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo laut DPA bei der Vorstellung des Konzepts in Wolfsburg. Es sei ein Gegenmodell zum «Kahlschlagplan» des Vorstands.
Der Vorstand dürfte das allerdings ganz anders sehen, denn die nun vorgestellten Ideen dürften bei weitem nicht ausreichen, um die ausgegebenen Ziele zu erreichen. Konzernchef Oliver Blume und Markenchef Thomas Schäfer wollen die operative Rendite der Kernmarke VW im Jahr 2026 auf 6,5 Prozent bringen. Das sei nötig, damit sich die Marke die nötigen Investitionen selbst leisten könne.
Der Umstieg auf die Elektromobilität, die Digitalisierung und das Vorantreiben des teilautonomen Fahrens kosten enorme Summen. Derzeit erreicht die Rendite von VW nur schwache 2 Prozent und liegt damit weit unter anderen Konzernmarken wie Skoda oder Seat/Cupra.
Sie können dem Frankfurter Wirtschaftskorrespondenten Michael Rasch auf den Plattformen X, Linkedin und Xing folgen.