Die schweren Brände in Kalifornien halten weiter an. Insgesamt sind über 160 Quadratkilometer betroffen. Ein Grossteil der Feuer ist noch immer nicht gelöscht, und sie drohen sich wegen starker Winde auszuweiten. Es ist die mit Abstand teuerste Feuerkatastrophe der amerikanischen Geschichte. Die finanziellen Schäden werden jetzt schon auf 150 Milliarden Dollar geschätzt. Wie ist das passiert?
Die NZZ-Korrespondentin Marie-Astrid Langer: Feuer gehören zum Leben in Kalifornien. Und doch unterscheiden sich die Feuer im Los Angeles County von allem bisher Gesehenen. Denn die Flammen brachen mitten in der zweitgrössten Stadt der USA aus, wo 10 Millionen Menschen leben.
Noch dazu gab es mehrere Feuer an verschiedenen Orten gleichzeitig, und die Flammen verbreiten sich mit einer Geschwindigkeit, die selbst erfahrene Feuerwehrleute erstaunte.
Allein in Pacific Palisades, dem am schwersten betroffenen Gebiet nördlich von Los Angeles, sind bisher über 90 Quadratkilometer verbrannt. Das ist grösser als die Fläche der Stadt Zürich. Die Löscharbeiten in den Pacific Palisades erschwerte, dass das Wasser in den Hydranten schon nach einigen Stunden versiegte. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass Wasser für den Schutz einer seltenen Fischart konserviert worden ist, wie Donald Trump behauptet hatte.
Vielmehr war es so, dass die Wasservorräte von Los Angeles durch die vielen Feuer gleichzeitig so stark angezapft wurden, dass der Wasserpegel schnell sank. Und den Kürzeren zogen die in den Hügeln gelegenen Pacific Palisades. In die Wassertanks dort konnte schlichtweg kein Wasser mehr hochgepumpt werden.
Erschwerend kam hinzu, dass ein Wasserreservoir auf den Hügeln wegen Reparaturarbeiten gerade leer war. Doch genau dieses Reservoir hätte man für die Löscharbeiten in den Pacific Palisades dringend gebraucht. Eigentlich hätten die Feuerwehrleute auch Rückendeckung aus der Luft bekommen sollen. Doch die Löschflugzeuge und Helikopter konnten nicht fliegen, weil die Winde an dem Tag so enorm stark waren.
Hinzu kam, dass diese starken Winde die Glut kilometerweit in andere Wohngebiete trieben und dort zusätzlich weitere Häuser in Brand setzten.
Unterm Strich ergab das ein wirklich teuflisches Gemisch: zu wenig Löschwasser, enorm starke Winde und viele Feuer gleichzeitig.
Noch sind die Brände nicht gelöscht, aber nun beginnt die politische Aufarbeitung. Die Behörden, die Bürgermeisterin von Los Angeles und der kalifornische Gouverneur müssen erklären, ob sich das Ausmass der Katastrophe hätte verringern lassen.