Donald Trump wird am Montag als neuer Präsident der USA vereidigt. Zum «Inauguration Day» werden ehemalige Präsidenten und Trumps Verbündete erwartet. Wegen der Kälte ist dieses Jahr alles etwas anders. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Joe Biden wird am Montag um 12 Uhr (Ortszeit / 18 Uhr MEZ) aus dem Amt als amerikanischer Präsident scheiden. Seit 1933 regelt der 20. Verfassungszusatz den Übergang von einem Präsidenten zum nächsten. Er legt fest, dass eine Präsidentschaft «am 20. Januar um 12 Uhr mittags» endet. Um diese Zeit übergibt Biden die Geschäfte an seinen Nachfolger Donald Trump. Die feierliche Inauguration bildet den Rahmen. Sie findet traditionell vor dem Capitol in Washington statt. Dieses Jahr wird mit dieser Tradition gebrochen: Wegen der niedrigen Temperaturen in Washington ist die Vereidigung kurzfristig ins Innere des Capitols verlegt worden.
Wie laufen die Feierlichkeiten ab? Und wer reist alles nach Washington? Die Fragen und Antworten zur Vereidigung.
Wie läuft der Montag ab?
Der Amtsantritt eines amerikanischen Präsidenten folgt den Regeln einer jahrhundertealten Tradition. Der Tag beginnt mit einem Gottesdienst in der historischen Kirche St. John’s in Washington und einem Treffen im Weissen Haus. Donald Trump und seine Familie übernachten im Gästehaus. Am Morgen empfangen Joe und Jill Biden das Ehepaar Trump zu einer Tasse Tee.
Am Mittag startet die Vereidigung. Traditionell findet diese auf den Stufen des Capitols statt. Bei der Zeremonie schwört der Oberste Richter John Roberts zuerst den neuen Vizepräsidenten J. D. Vance ein. Danach legt Donald Trump den Amtseid ab. Es folgt Trumps erste Ansprache als Präsident, in der er die Ziele für die nächsten vier Jahre darlegen wird.
Dieses Jahr ist der Ablauf etwas anders: Wegen eisiger Kälte wird alles ins Innere des Capitols verlegt. Für Montag werden in Washington minus vier Grad Celsius erwartet. Die Amtseinführung lockt normalerweise Menschenmassen auf die National Mall, die grosse Promenade zwischen dem Capitol und dem Lincoln Memorial. Er wolle vermeiden, dass Personen verletzt würden oder Schaden erleiden. Deshalb habe er angeordnet, die Ansprache zur Amtseinführung, die Gebete und andere Reden am Montag in der Kuppelhalle des Capitols abzuhalten, schrieb Trump am Freitag auf seinem sozialen Netzwerk «Truth Social». Eine Sportarena im Stadtzentrum von Washington werde geöffnet, damit Besucher die Amtseinführung live auf einer Übertragung verfolgen können.
Nach der Vereidigung zieht sich der neue Präsident jeweils zurück und hat Zeit, bereits erste Dekrete zu unterschreiben. Laut Berichten plant Trump mehr als hundert Anordnungen am ersten Tag im Amt. Möglicherweise führt er direkt neue Zölle gegen wichtige Handelspartner ein. Ein Rückzug aus dem Pariser Klimaschutzabkommen gilt ebenfalls als Option.
Am Abend besucht er drei Bälle, die anlässlich seiner Amtseinführung veranstaltet werden: den Commander-in-Chief Ball, den Liberty Inaugural Ball und den Starlight Ball.
Was ist von Trumps Rede zu erwarten?
Trump plant offenbar eine versöhnliche Rede. In Interviews sagte er, dass seine Rede «aufmunternd und vereinigend» sein soll. Das wäre eine Abkehr von der Rede, die er bei seinem ersten Amtsantritt 2017 hielt.
Damals sprach er nur 17 Minuten, doch das Echo der Rede hallte lange nach. Trump rechnete mit der Politik seines Vorgängers Barack Obama ab, forderte radikale Veränderungen und wandte sich gegen das politische Establishment. Der 20. Januar 2017 werde als Tag in Erinnerung bleiben, an dem das Volk wieder zum «Herrscher über diese Nation» geworden sei, erklärte Trump damals. Die Rede wurde von amerikanischen Medien als «Amerikanisches Gemetzel» bezeichnet.
Wer sind die Gäste?
Rund 200 000 Besucher sind zur Inauguration erwartet worden. Mit der Verlegung ins Innere des Capitols kann nun lediglich eine kleinere Gruppe eingeladener Gäste mitverfolgen, wie Trump offiziell zum 47. Präsidenten ernannt wird.
Neben Trump, Vance und deren Familien nehmen viele US-Senatoren und Mitglieder des Repräsentantenhauses teil. Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris, die im November die Wahl gegen Trump verloren hat, kommen mit ihren jeweiligen Ehepartnern Jill Biden und Doug Emhoff. Trump blieb Bidens Vereidigung vor vier Jahren fern – als erster Präsident seit 152 Jahren.
Traditionell wohnen auch ehemalige Präsidenten und First Ladies der Amtseinführung bei. George W. Bush und seine Frau Laura Bush werden erwartet, Barack Obama ebenso. Michelle Obama nimmt nicht teil, wie ihr Büro mitteilte. Auch Nancy Pelosi, die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, hat abgesagt.
Die Tech-Milliardäre Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg werden voraussichtlich anwesend sein. Laut Berichten soll auch der Tiktok-CEO Shou Zi Chew teilnehmen. Dies nur einen Tag, nachdem ein Verbot der Videoplattform in den USA in Kraft getreten ist.
Trump hat entgegen der Norm ausländische Staatsoberhäupter zur nationalen Feier eingeladen. Normalerweise senden diese aus Sicherheitsgründen jeweils ihre Diplomaten. Der argentinische Präsident Javier Milei hat laut Berichten seine Teilnahme zugesagt. Auch die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni erwägt eine Teilnahme.
Welche Musiker treten auf?
Die Amtseinführung wird musikalisch begleitet. Dafür musste Trumps Team dem Anlass würdige Künstlerinnen und Künstler finden. Wohl kein einfaches Unterfangen, da sich während des Wahlkampfs grosse Teile der Pop-Szene öffentlich zu Kamala Harris bekannten.
Die Country-Sängerin Carrie Underwood sagte zu. Sie singt an der Feier «America the Beautiful». Underwood galt lange als unpolitisch. Im Jahr 2019 erklärte sie, sie wolle sich aus der Politik heraushalten. Dieses Jahr sagte sie, dass sie ihr Land liebe und sich geehrt fühle, aufzutreten.
Auch die Village People treten auf. Die Disco-Band ist bekannt für Hits wie «YMCA» und «Macho Man». Lieder, die als queere Hymnen gelten. Trump nutzte ihre Lieder bereits im Wahlkampf. Die Band wehrte sich zunächst, gab aber schliesslich bekannt, die Einladung des künftigen Präsidenten anzunehmen – auch wenn ihre bevorzugte Kandidatin Kamala Harris die Wahl verloren habe. Auf Facebook schrieb die Band: «Wir glauben, dass es jetzt an der Zeit ist, das Land mit Musik zusammenzubringen.»
Wer finanziert die Feierlichkeiten?
Die Amtseid-Zeremonie vor dem Capitol wird mit Steuergeldern finanziert. Für alle weiteren Veranstaltungen kommt das Amtseinführungskomitee auf. Es wird von Trumps engen Vertrauten geleitet: der ehemaligen Senatorin Kelly Loeffler und dem Immobilienunternehmer Steve Witkoff, der auch Trumps Nahost-Beauftragter werden soll.
Zudem unterstützen zahlreiche Prominente das Komitee finanziell. Unter anderem haben Jeff Bezos und Mark Zuckerberg sowie die Unternehmenschefs Tim Cook, CEO von Apple, und Sam Altman, CEO von Open AI, jeweils eine Million US-Dollar gespendet.
Insgesamt sammelte das Komitee laut Medienberichten über 170 Millionen Dollar. Damit übertrifft es den Rekordbetrag aus dem Jahr 2017. Damals trug Trump für die Feierlichkeiten rund 106 Millionen Dollar zusammen.