Bei einem häuslichen Empfang in Berlin hat der Bundeskanzler offenbar den Berliner Kultursenator beleidigt. Eine Entgleisung sieht er darin aber nicht.
Hat der deutsche Kanzler einen schwarzen CDU-Politiker als «Hofnarren» bezeichnet? Laut einem Bericht des Magazins «Focus» soll Olaf Scholz den Berliner Senator Joe Chialo bei einer Privatparty schwer beleidigt haben.
Der Bericht stammt vom «Focus»-Chefredaktor Georg Meck, der bei der Party in Berlin vor zehn Tagen selbst anwesend war. Laut Meck war der Kanzler bei diesem privaten Empfang «aufgekratzt», die Stimmung «gelöst». Scholz soll der Union vorgeworfen haben, sich dem Faschismus anzunähern, und unterstellte ihr abermals, eine Zusammenarbeit mit der AfD anzustreben.
Nannte Scholz Chialo einen «Hofnarren»?
Die Schilderung geht so weiter: «Als CDU-Politiker Joe Chialo einwandte, ob er das wirklich so meine mit dem Rassismus der CDU, jener Partei also, in deren Bundesvorstand er sitzt, fuhr Scholz ihn an, er, der Schwarze, sei nicht mehr als ein Feigenblatt. ‹Jede Partei hat ihren Hofnarren›, sagt der Kanzler an Chialo gerichtet. Ungläubige Blicke in der Runde. Ein Moment zum Fremdschämen.»
Chialo soll zur Widerrede angesetzt haben, doch vergebens, Scholz habe das Wort «Hofnarr» wiederholt. Für einen Kanzler, der mit dem Versprechen von «Respekt» Wahlkampf macht, wäre das eine ziemlich respektlose Äusserung, sollte die Schilderung stimmen.
Scholz hat sich am Mittwochnachmittag auf seinem X-Profil geäussert. Er schreibt, dass er bei einer privaten Geburtstagsfeier vor zehn Tagen mit einem Journalisten über das gemeinsame Abstimmungsverhalten von CDU/CSU und AfD im Bundestag gesprochen und dieses als Tabubruch bezeichnet habe.
Zudem sei es um die Fragen gegangen, ob sich dies wiederholen könne und wer in der CDU den Tabubruch thematisiere. Auf den Hinweis, dass es auch liberale Stimmen in der CDU gebe, habe er entgegnet, dass nur wenige von ihnen das Verhalten des CDU-Vorsitzenden kritisch kommentiert hätten.
Scholz nennt Rassismusvorwurf «absurd»
Scholz schreibt ausserdem: «Der dabei von mir verwandte Begriff ist im Sprachgebrauch nicht rassistisch konnotiert und war von mir auch nie so intendiert. Der erhobene Vorwurf des Rassismus ist absurd und künstlich konstruiert.»
Chialo hat gegenüber mehreren Medien bestätigt, dass es einen «Vorfall» gegeben habe, will sich aber zu Details nicht äussern.
In der CDU schlägt dieser Vorfall hohe Wellen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries schreibt auf X: «Was für eine bodenlose Unverschämtheit und rassistische Entgleisung Joe Chialo gegenüber.» Er forderte Scholz auf, sich bei Chialo zu entschuldigen.