Die Schweizer Privatbank kauft einen dänischen Online-Broker. Damit bekommt sie nicht nur eine neue Digitalplattform, sondern erschliesst auch neue Kundengruppen.
Die Konsolidierung der Schweizer Bankbranche nimmt Fahrt auf. Die in Basel ansässige Privatbank J. Safra Sarasin hat eine Beteiligung von 70 Prozent an der dänischen Saxo Bank erworben. Das ist eine in Kopenhagen beheimatete Digitalbank, die international und auch in der Schweiz tätig ist.
J. Safra Sarasin übernimmt die Beteiligung von der chinesischen Geely und vom finnischen Finanzdienstleister Mandatum. Über den Kaufpreis wurde nicht informiert. Die beiden Banken werden weiterhin unabhängig voneinander arbeiten und dürften somit auch ihre eigenen Marken weiterführen.
Sarasin: Integration der Saxo-Plattform
Kim Fournais, der die Saxo Bank 1992 gründete, bleibt weiterhin Chef der Bank und wird einen Anteil von etwa 28 Prozent an Saxo behalten. J. Safra Sarasin beabsichtigt, die Digitalplattform der Saxo Bank in ihre Vermögensverwaltungsdienste zu integrieren. Damit dürfte die Privatbank bei der Digitalisierung einen Sprung nach vorn machen.
J. Safra Sarasin ist ein traditionsreicher Vermögensverwalter, der Geld für reiche Privatpersonen und Institutionen anlegt. Saxo hingegen ist eine junge Fintech-Bank, die sich als digitale Handelsplattform einen Namen gemacht hat. J. Safra Sarasin verwaltet derzeit rund 247 Milliarden Dollar, die Saxo Bank etwa 118 Milliarden. Mit total 365 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen würde J. Safra Sarasin ihre Stellung als drittgrösste Privatbankengruppe der Schweiz hinter Julius Bär und Pictet behaupten.
«Diese strategische Akquisition ist ein signifikanter Meilenstein für J. Safra Sarasin», lässt sich der Präsident der Gruppe in einer Medienmitteilung zitieren. Der Zukauf eröffne neue Möglichkeiten, um zu expandieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Bank zu verbessern.
Zusammengenommen kommt die Bankengruppe auf rund 4850 Mitarbeitende, die Kunden in Europa, Lateinamerika, Asien und im Nahen Osten betreuen. Die Transaktion muss in der Schweiz von der Finanzmarktaufsicht und anderen regulatorischen Behörden bewilligt werden.
Der Zukauf der Saxo Bank könnte den Start für die grenzüberschreitende Konsolidierung des Schweizer Bankenplatzes markieren. Bisher konzentrierten sich Transaktionen auf den Inlandmarkt und waren von überschaubarer Grösse: Im Februar kündigte die Privatbank EFG den Kauf der Westschweizer Cité Gestion an. Anfang Jahr brachte die Bank Vontobel die angekündigte Übernahme des Kundenbuchs der Zürcher Privatbank IHAG zum Abschluss. Die Bank J. Safra Sarasin tauchte bei Übernahmespekulationen regelmässig als involvierte Partei auf.
Saxo: in Dänemark systemisch relevant
Mit der Saxo Bank bewegt sich die Transaktion aber auch grössenmässig in einer anderen Liga. In der Schweiz hat Saxo eine Banklizenz, ist aber nur mit einer Niederlassung und rund vierzig Mitarbeitenden in Zürich präsent. Doch in ihrem Heimatland Dänemark gilt Saxo mit über einer Million Kunden als systemisch relevant. Für J. Safra Sarasin attraktiv sollen aber nicht unbedingt die zusätzlichen Kunden, sondern die Technologie sein.
Die digitale Plattform von Saxo hat in der Branche einen guten Ruf und gilt als innovativ. In der Schweiz bieten etliche Vermögensverwalter im Lizenzangebot unter eigenen Namen den Zugang zur Saxo-Handelsplattform an. Im Herbst 2024 ging Saxo zudem eine Partnerschaft mit Leonteq ein, um ihr Angebot an strukturierten Produkten zu erweitern. Dabei will man bei der Entwicklung und dem Vertrieb strukturierter Produkte zusammenarbeiten.
Saxo war in der Schweiz bereits als eigenständiger Anbieter erfolgreich unterwegs. Die Dänen positionierten sich als kostengünstige Alternative zu etablierten Online-Handelsplattformen wie Swissquote oder Yuh und lancierten für die Schweiz innovative Angebote wie kostenfreie ETF-Sparpläne.
Die Anzahl Kunden soll im vergangenen Jahr rapide zugenommen haben, wobei es sich vor allem um Hobby-Trader gehandelt haben dürfte. Mit der Saxo Bank hat J. Safra Sarasin also nicht nur Zugang zu einer neuen Technologieplattform, sondern auch zu neuen Kundengruppen. Das weite Kundenspektrum eröffnet kommerzielle Möglichkeiten, ist aber auch ein anspruchsvoller Spagat.