Bankaktien haben viel Wert verloren. Sie sind ein Barometer für die erwartete Entwicklung der Wirtschaft – und die ist schlecht.
Es waren bisher vier Börsentage in Donald Trumps Handelskrieg gegen die Welt. Nach drei Tagen Absturz gab es am Dienstag eine Verschnaufpause. Die Börsen in Europa, Asien und den USA stabilisierten sich. An den Vortagen stark abgestrafte Aktien aus dem Technologie- oder Rüstungsbereich wie ABB, Siemens oder Rheinmetall machten ihre Verluste etwas wett. Auch Aktien aus dem Finanzbereich konnten sich fangen, fuhren vorher jedoch mitunter die stärksten Verluste ein.
Für die Banken weltweit war die Ankündigung der Trump-Zölle am vergangenen Mittwoch ein Desaster. In der Schweiz verloren die Titel der Privatbank Julius Bär und des Private-Equity-Spezialisten Partners Group seither ein Fünftel ihres Werts, jene der UBS rund 15 Prozent, wobei auf der Grossbank zusätzlich die ungelöste Kapitaldiskussion lastet. In Europa sahen die Aktien von Deutscher Bank, HSBC oder Standard Chartered massive Verluste. Das gleiche Muster war auch an den Börsen in den USA oder Japan zu beobachten.
Sensitive Bankaktien
Gemäss einem Marktbeobachter sind Anleger darauf «konditioniert», Bankaktien bei jeder schlechten Nachricht zu verkaufen, da diese wirtschaftlich so sensitiv sind. Dienstleistungen wie Kreditwesen, Vermögensverwaltung oder Finanztransaktionen sind eng mit dem makroökonomischen Umfeld verknüpft. Wenn also Firmen weniger investieren oder die Menschen weniger konsumieren, hat das einen direkten negativen Einfluss auf die Gewinnentwicklung der Banken.
Weil sich Anleger während Marktverwerfungen reflexartig verhalten, trennten sie sich systematisch von Finanzaktien, gleichgültig, ob es sich um global agierende Grossbanken handelte oder Regionalbanken, die weniger von den Zöllen betroffen wären. Obwohl sich das Zollregime noch nicht in den Ergebnissen der Institute spiegeln dürfte, bleiben die Anleger gegenüber Bankaktien pessimistisch. Viele europäische Bankaktien machten die positive Gegenbewegung am Dienstag zwar mit, konnten ihre Verluste aber nicht so stark mindern wie Aktien aus anderen Sektoren.
Für die Finanzbranche bedeutet Trumps protektionistische Handelsordnung eine brutale Kehrtwende. Denn noch vor wenigen Monaten war der US-Präsident mit einer umfassenden Agenda von Deregulierung und Steuersenkungen angetreten. Das hätte das Bankgeschäft allgemein belebt und auch dem für Grossbanken lukrativen Geschäft mit Finanztransaktionen wie Fusionen und Übernahmen Schub geben sollen.
Daraus wird vorerst nichts. Die Zölle sorgen für zu viel Unsicherheit. Unternehmen halten sich mit Investitionen oder Zukäufen zurück. Weil niemand weiss, wie es an den Kapitalmärkten weitergeht oder wie sich die Wirtschaft entwickeln wird, dürften sich viele Firmenchefs zweimal überlegen, ob sie jetzt ein Geschäft abschliessen und Investmentbanken hohe Gebühren für deren Beratungsdienste zahlen wollen.
Unter dieser Zurückhaltung bei Transaktionen würden aber nicht nur die Investmentbanken leiden, sondern ebenso Private-Equity-Häuser, die auf den Kauf und den Verkauf privat gehaltener Unternehmen spezialisiert sind. Auch für Jungunternehmen und Startups sind besorgte Finanzinvestoren ein Problem, da es für risikoreiche Projekte schwieriger wird, sich zu finanzieren oder an die Börse zu gehen.
Vieles spricht gegen die Banken
Die allgemein erwartete Wachstumsverlangsamung oder eine Rezession würden Banken doppelt treffen. Zunächst sorgt eine sich abkühlende Wirtschaft für weniger Kreditnachfrage und mehr Zahlungsausfälle bei Firmen und Privaten. Zudem könnten die Renditen von Staatsanleihen in Erwartung einer Konjunkturabschwächung weiter sinken, was auf die für viele Banken wichtigen Zinseinnahmen drückt. Das dürfte die Erträge aus ihrem Kerngeschäft, dem Kreditwesen, schmälern.
Grossbanken dürften einerseits unter der Flaute bei den Transaktionen leiden, anderseits könnte die hohe Volatilität an den Märkten für mehr Einnahmen in den Handelsabteilungen sorgen, weil mehr Wertpapiere umgeschlagen werden. Die Erwartungen an die Ergebnisse der amerikanischen Grossbanken sind deshalb hoffnungsvoll. Ob die Zuversicht gerechtfertigt ist, wird sich etwa am 11. April zeigen, dann werden JP Morgan, Wells Fargo und Morgan Stanley ihre Ergebnisse für das erste Quartal präsentieren. Analysten dürften aber mehr am Ausblick interessiert sein als am vergangenen Geschäftsverlauf der Häuser.