Gegen die konservativen Historiker waren von linken Studenten schwere Vorwürfe erhoben worden. Nach einer Prüfung stellte sich die Universität jetzt hinter ihre Wissenschafter.
Die Historiker Peter Hoeres und Benjamin Hasselhorn von der Universität Würzburg sind von der Hochschulleitung umfänglich rehabilitiert worden. Gegen sie waren von der Studentenvertretung der bayrischen Hochschule Mitte März Vorwürfe erhoben worden, am Lehrstuhl für Neueste Geschichte eine «neurechte Diskursverschiebung» in der Lehre vorgenommen zu haben und Kontakte in «offen rechtsextreme Kreise» zu unterhalten.
Hoeres und Hasselhorn wiesen die Vorwürfe als haltlos und böswillig zurück und vermuteten eine Kampagne. Sie kritisierten die Universität, ihrer Fürsorgepflicht ihnen gegenüber nicht nachgekommen zu sein.
Inhaltlich keine Beanstandungen
Der Konflikt wurde jetzt beigelegt. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die der Präsident der Julius-Maximilians-Universität Paul Pauli und der Lehrstuhlinhaber Hoeres am Dienstag veröffentlichten. Vorausgegangen war ein Gespräch im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst in München. Dieses war vom Ministerium angeordnet worden, nachdem die Affäre immer weitere Kreise gezogen hatte.
In der Stellungnahme erklärten Hoeres und Pauli einvernehmlich, dass die von Teilen der Studenten kritisierten Äusserungen und Publikationen in keiner Weise zu beanstanden seien. Das habe die Prüfung einer von der Hochschulleitung eingesetzten Task-Force ergeben. Die Hochschulleitung werde auch in Zukunft ihre Fürsorgepflicht vollumfänglich wahrnehmen und die Freiheit von Forschung und Lehre gewährleisten.
Gleichzeitig wurde vereinbart, alles zu tun, um den Hochschulfrieden und einen offenen Diskurs im Sinne der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit zu wahren. Vereinbart wurde zudem, das Lehrangebot nur im Einvernehmen mit Professor Hoeres zu erweitern. Studenten hatten bemängelt, dass die NS-Geschichte zu wenig Berücksichtigung finde, und deswegen ein alternatives Lehrangebot am Lehrstuhl vorbei gefordert. Hoeres hatte dies als unbegründet bezeichnet und als Eingriff in die freie Lehre zurückgewiesen.
Gegenstand der Untersuchung waren Veröffentlichungen Hasselhorns in der Zeitschrift «Sezession» im Jahre 2014. Schon länger wurde er als Verfasser der Texte vermutet. Kürzlich räumte der frisch habilitierte Wissenschafter erstmals ein, der Autor der unter einem Pseudonym publizierten Beiträge zu sein.
Das Magazin wurde bis vor kurzem von dem seit 2021 vom Verfassungsschutz des Landes Sachsen-Anhalt als rechtsextrem eingestuften Institut für Staatspolitik (IfS) herausgegeben. Nach dessen Auflösung im vergangenen Jahr hat ein Verlag die Herausgeberschaft übernommen. Zum Zeitpunkt der Publikation waren das IfS und «Sezession» vom Inlandgeheimdienst noch nicht als extremistisch eingestuft worden.
Wissenschafter erklären sich solidarisch
Der neurechte Verleger Götz Kubitschek, Mitbegründer des IfS, erklärte jetzt, dass Hasselhorns damalige Beiträge keinerlei programmatische Ausrichtung gehabt hätten. Er bestätigte zudem dessen Darlegung, sich aufgrund inhaltlicher Differenzen von der Zeitschrift «Sezession» abgewendet zu haben. Hasselhorn habe den Kurs missbilligt, den das Magazin 2014 eingeschlagen habe, so Kubitschek, indem es «Pegida-freundlich, Höcke-nah, grundsätzlich, nicht liberalkonservativ, politisch-romantisch, expressiv» geworden sei.
Hunderte Wissenschafter erklärten sich mit Hoeres und Hasselhorn derweil in einem Aufruf solidarisch. Man wisse beide fest auf der Seite der Demokratie und der deutschen Verfassungsordnung, heisst es darin. Für eine Gefahr für die Demokratie halte man vielmehr die «Extremisten», die die Mitglieder des Lehrstuhls für Neueste Geschichte der Universität zu Opfern einer Kampagne gemacht hätten, um ihren Ruf zu zerstören. Der Aufruf wurde auch von namhaften Historikern wie Jörg Baberowski und Andreas Rödder unterzeichnet.