Der Schweizer und der deutsche Aktienmarkt hatten zuerst höher eröffnet. Zuvor sind zum Börsenschluss die Kurse in Japan wieder abgerutscht – die chinesischen Märkte haben leicht zugelegt.
Der von US-Präsident Donald Trump angetriebene Handelskrieg sorgt auch am Freitag für Unruhe an den Börsen. Während die Kurse in Japan deutlich nachgegeben haben und damit der Wall Street gefolgt sind, haben sich die chinesischen Märkte stabilisiert.
An der Schweizer Börse sah es zunächst besser aus: Der SMI ist um 0,6 Prozent höher in den Tag gestartet. Inzwischen tendiert der Index 1,4 Prozent im Minus. Vergangene Woche hatte der SMI mehr als 9 Prozent verloren. Auch der DAX hatte zum Start weiter zugelegt. In den ersten Handelsminuten am Freitag gewann der deutsche Leitindex 1,13 Prozent auf 20 795 Punkte. Am Mittag liegt er 1,6 Prozent im Minus.
Am Donnerstag hatten viele Märkte mit Erleichterung auf die Sistierung der US-Zölle während 90 Tagen reagiert und stark zugelegt. An den US-Aktienmärkten gingen die Kurse hingegen wieder zurück. Der Schweizer SMI hatte am Donnerstag vorübergehend um über 8 Prozent zugelegt, verlor dann aber den Grossteil der Gewinne wieder, und zum Schluss blieb ein Plus von 3,3 Prozent.
Chinesische Märkte stabil
Nach einem kurzen Kursrally am Donnerstag haben die asiatischen Aktienmärkte wieder auf breiter Front nachgegeben. Auf Wochensicht liegen die Märkte der Region Asien-Pazifik im Minus. Am stärksten fielen die Kurse an der Börse in Tokio, die mit ihrer hohen Liquidität die Leitbörse in Asien ist. Der Nikkei-225-Index fiel nach seiner Erholung am Vortag um 2,96 Prozent auf 33 585 Punkte.
Die Wirtschaftszeitung «Nikkei» sieht dahinter einen Doppelschlag aus Unsicherheit über die Folgen der amerikanischen Zollpolitik und einem rasanten Anstieg des Yen um 2 Prozent, der mittelfristig zusätzlichen Druck auf die Aktienkurse in Japan ausüben könnte. Mit dem Absturz der Aktien «wurde im Gleichschritt der Yen gekauft, der als risikoarme Währung gilt».
Das Problem: Je stärker der Yen wird, desto mehr schmälert die Umrechnung die Auslandgewinne der grossen Exportkonzerne. Der Investmentfonds Blackrock hat diese Woche bereits seine Empfehlung für japanische Aktien von «übergewichten» auf «neutral» gesenkt. Andere asiatische Märkte folgten diesem Trend: Der südkoreanische Kospi-Index fiel bis zum Mittag um 1,2 Prozent auf 2415 Punkte, der Straits-Times-Index in Singapur bis 11 Uhr Ortszeit sogar um 2,1 Prozent auf 3502 Punkte.
Weniger stark betroffen waren die chinesischen Märkte, die sich dem Kursrally vom Vortag nicht angeschlossen hatten. Der Hongkonger Hang-Seng-Index tendierte im späten Handel 1,4 Prozent fester, mit 20 971 Punkten, der Shanghai-Composite-Index (CSI 300) gewann 0,39 Prozent auf 3749,68 Punkte.
Die Zollverhandlungen könnten über die Zukunft des Dollars entscheiden
Die Zollpolitik der Trump-Administration, die gleichzeitig mit dem Zollmoratorium die Zölle für China auf 150 Prozent erhöht hat, könnte den Dollarverfall beschleunigen. Für den japanischen Anleihestrategen Naka Matsuzawa signalisiert der gleichzeitige Rückgang von Aktien- und Anleihekursen das Risiko einer wirtschaftlichen Verschlechterung.
Normalerweise steigen die Kurse von Anleihen während einer Krise an den Aktienmärkten, weil Anleger sie als sicherer ansehen. Doch derzeit ziehen sich viele Investoren gleichzeitig aus amerikanischen Anleihen zurück. «Das Vertrauen in die US-Politik hat einen schweren Schlag erlitten», erklärt Matsuzawa den Trend. Er geht davon aus, dass die Abflüsse aus US-Vermögenswerten anhalten werden, wenn die Verhandlungen zwischen den USA und China nicht vorankommen.
In China hoffen Händler offenbar auf staatliche Massnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft. Die Aufmerksamkeit ist nun auf ein Treffen der chinesischen Führung am nächsten Donnerstag gerichtet, bei der Massnahmen diskutiert werden sollen. Zudem gibt es Hoffnungen, dass eine Einigung mit den USA zustande kommt, nachdem Trump Verhandlungsbereitschaft signalisiert hat.
Maki Ogawa, Chefanalystin der Sony Financial Group, weitet den Fokus auf alle Handelsgespräche aus. «Ob die angeschlagene Glaubwürdigkeit des Dollars vollständig wiederhergestellt werden kann, hängt von den künftigen Zöllen ab.»