Die Attacken des US-Präsidenten auf das Federal Reserve haben Folgen: Amerikanische Aktien sacken weiter ab, der Dollar sinkt, Gold klettert auf ein Allzeithoch. Doch Trumps Kritik scheint einem Muster zu folgen.
Beste Freunde werden sie nicht mehr: US-Präsident Donald Trump hat den amerikanischen Notenbankchef Jerome Powell am Montag wieder hart für dessen Zinspolitik kritisiert.
Auf seinem Netzwerk Truth Social forderte Trump den Notenbankchef auf, die Zinsen sofort zu senken. Trump nannte ihn «Herr zu spät» und einen «grossen Verlierer». Er sei dafür bekannt, immer zu lange zu warten, ausser vor den Wahlen, da habe er den Demokraten mit Zinssenkungen einen Wahlsieg bescheren wollen, sagt Trump.
Powell wird damit immer häufiger zum Sündenbock des US-Präsidenten. Vergangene Woche hatte Trump auf dem gleichen Netzwerk geschrieben: «Powells Entlassung kann nicht schnell genug kommen!»
Anleger reagierten alarmiert auf die jüngste Kritik an der amerikanischen Notenbank, die die wirtschaftspolitische Unsicherheit weiter befördert. Die Aktienkurse an den US-Börsen sanken, der Dollar ebenfalls. Die Entwicklungen der vergangenen Wochen setzten sich somit fort.
Die US-Märkte schwächeln
Die amerikanischen Leitindizes fielen: Der S&P 500 sank am Montag um 2,4 Prozent, der Nasdaq um 2,6 Prozent. Die Börsen in Asien reagierten am Dienstagmorgen jedoch nur schwach auf die Marktbewegungen in den USA. Der Swiss-Market-Index (SMI) eröffnete am Dienstag 0,74 Prozent tiefer als am Vortag.
Die Renditen für US-Staatsanleihen stiegen wieder – ein Indiz, dass Anleger zunehmend das Vertrauen in die USA verlieren.
Der Dollar fiel am Montag erneut und ist handelsgewichtet nun so schwach wie letztmals vor drei Jahren. Gegenüber dem Franken stürzte der Dollar gar auf den niedrigsten Stand seit Januar 2015, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Mindestkurs gegenüber dem Euro aufhob und den Franken aufwerten liess.
Gold erreichte ein Allzeithoch, es durchbrach am Dienstag erstmals die Marke von 3450 Dollar pro Feinunze.
Trump will Powell verantwortlich machen
Es dürfte nicht das letzte Mal sein, dass Trump sich kritisch zur Zinspolitik des Federal Reserve äussert. Der US-Präsident könnte in den kommenden Wochen versuchen, den Notenbankchef für allfällige konjunkturelle Schwächen der amerikanischen Wirtschaft verantwortlich zu machen – auch wenn sie sich direkt auf die Zollpolitik des Weissen Hauses zurückführen lassen.
Mit den öffentlichen Äusserungen übt Trump auch Druck auf die nächste Zinsentscheidung des Federal Reserve aus. Diese fällt Anfang Mai. Tiefere Zinsen würden Trump helfen, die Wirtschaft anzukurbeln und den negativen Reaktionen zu seinen Zöllen an der Börse entgegenzuwirken.
Gleichzeitig würde eine Zinssenkung auch inflationäre Tendenzen befeuern. Verbunden mit den Zöllen, die ebenfalls zu höheren Preisen für amerikanische Konsumenten führen dürften, könnte dann die Teuerung zurückkehren. Powells Vermächtnis wäre bedroht. Er könnte als Notenbankchef in die Geschichte eingehen, der sich dem Druck des Präsidenten beugte und so die Teuerungsspirale wieder anwarf.
Wie weit würde Trump gehen?
Offen bleibt, wie weit Trump mit seiner Kritik an Powell gehen wird. Geht es dem US-Präsidenten nur darum, Druck auf die Notenbank auszuüben? Oder wäre er ernsthaft bereit, Powell frühzeitig von seinem Posten zu drängen und damit die Unabhängigkeit der amerikanischen Zentralbank zu verletzen?
Noch nie hat ein US-Präsident einen Notenbankchef vor Ablauf von dessen zeitlich begrenzter Amtszeit zu einem Rücktritt bewegt. Es ist umstritten, ob ein solcher Schritt überhaupt rechtens wäre.
Powells Amtszeit läuft noch bis Mai 2026. Der Notenbankchef selber sagte, dass der US-Präsident ihn nicht frühzeitig entlassen könne.
Trump sieht das jedoch entschieden anders. Als ihn vergangene Woche Journalisten fragten, ob er Powell überhaupt frühzeitig loswerden könne, sagte der US-Präsident: «Wenn ich ihn weghaben will, dann ist er sehr schnell weg, glaubt mir.» Kevin Hassett, ein führender Wirtschaftsberater Trumps, sagte am Freitag, dass die rechtlichen Abklärungen dazu liefen.