Im Oktober hatten gewaltbereite Anhänger des FC Zürich eine Turnhalle bei Winterthur gestürmt. Jetzt gelang den Ermittlern ein kleiner Coup – auch dank der neuen Task-Force «Sport».
Es war ein weiterer Akt der Gewalt und Einschüchterung, mit denen unverbesserliche Fussballanhänger immer wieder für Schlagzeilen sorgen – auch abseits vom Stadion, an spielfreien Tagen, fernab der Stadt Zürich, dem eigentlichen «Schlachtfeld» rivalisierender Fangruppen: Am Abend des 16. Oktober 2024 drangen Dutzende Krawallanten aus der Anhängerschaft des FC Zürich in die Turnhalle der Sekundarschule Rickenbach bei Winterthur ein und überfielen Fans des Grasshopper-Clubs. Die GC-Supporter waren dabei, Transparente fürs Derby des folgenden Samstags vorzubereiten.
Bilanz dieser Aktion: eine zerbrochene Glastür, mehrere Leichtverletzte, FCZ-Schmierereien auf dem Schulgelände und am Bahnhof. Und ein gestohlenes GC-Transparent, das die Anhänger des FC Zürich während dem Match gegen den Erzrivalen triumphierend in die Höhe hielten – in der Südkurve im Letzigrund, dem mächtigen Fan-Block im Stadion, der den FCZ-Schlägern von Rickenbach Unterschlupf und eine Bühne bot für ihre Untaten in der Provinz.
Pyrotechnik sichergestellt
Es war ein zweifelhaftes Spektakel. Denn die Bilder aus dem Stadion zeigten auch: Fussball-Hooligans können ungestraft zuschlagen und den Sicherheitskräften danach in aller Öffentlichkeit auf der Nase herumtanzen.
Doch damit ist es nun vorbei, zumindest für eine Handvoll FCZ-Chaoten. Am Dienstag hat die Kantonspolizei vier Männer festgenommen, die an dem Überfall auf die GC-Anhänger in der Turnhalle beteiligt gewesen sein sollen. Wie die Kantonspolizei am Mittwoch in einer gemeinsamen Medienmitteilung mit der Zürcher Staatsanwaltschaft schreibt, werden die Verhafteten dringend verdächtigt, beim Angriff in Rickenbach mitgemacht zu haben.
Die Beschuldigten sind zwischen 19 und 36 Jahre alt und Schweizer Staatsbürger. Zwei von ihnen wohnen in der Stadt Zürich, zwei im Bezirk Uster. Laut dem Communiqué führte die Kantonspolizei auch Hausdurchsuchungen durch, bei denen Sprayutensilien und Pyrotechnik sichergestellt wurden. Die Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren eingeleitet, dies unter anderem wegen Raub, Landfriedensbruch sowie Hausfriedensbruch.
Ermittlungen zusammenführen
Ihren Erfolg führen die Ermittlungsbehörden unter anderem auf die Task-Force «Sport» zurück, die nach der Attacke in Rickenbach und den unschönen Szenen auf der Chilbi in Wiesendangen gegründet wurde. Dort hatten Anfang Oktober 2024 mehrere FCZ-Schläger Jagd auf GC-Anhänger gemacht.
Laut Augenzeugen attackierten die Vermummten damals auch Chilbi-Besucher, die sie für Anhänger der Grasshoppers hielten. Zwei Spieler des örtlichen FC Wiesendangen wurden niedergeschlagen, einer von ihnen musste in einem Rettungswagen der Sanität verarztet werden. Einer der Angreifer konnte in einem Festzelt vorübergehend festgenommen werden. Bei diesem Chaoten handelte es sich um einen 17-jährigen Afghanen aus der Stadt Zürich wohnt, wie die Kantonspolizei später mitteilte.
Die erwähnte Task-Force hat vor allem koordinierende Aufgaben, wie Kapo-Sprecher Florian Frei auf Anfrage sagte. Man darf sich darunter also weniger eine Spezialeinheit als vielmehr eine Abteilung vorstellen, die die klassische Polizeiarbeit unterstützt, indem sie verschiedene Erkenntnisse der Ermittler zu einem Gesamtbild zusammenfügt.
Mit Messern und Schlagstöcken bewaffnet
In diesem Fall seien etwa Fingerabdrücke, Schuhabrücke sowie Aufnahmen von Überwachungskameras ausgewertet worden, um die mutmasslichen Täter von Rickenbach zu identifizieren. «Das braucht Zeit», sagt Frei. Involviert waren unter anderem Mitarbeiter des örtlichen Polizeipostens, der Kriminalpolizei, der Sicherheitspolizei und des Forensischen Instituts Zürich.
Am Dienstag nun, über ein halbes Jahr nach der Attacke in Rickenbach, haben die Sicherheitskräfte ihrerseits zugeschlagen und die vier Tatverdächtigen an vier verschiedenen Orten verhaftet. Die Männer werden nun über die Hintergründe der Angriffe befragt. Die Kantonspolizei erhofft sich davon Informationen, die zur Identifizierung von weiteren gewaltbereiten FCZ-Chaoten führen könnten, die im Oktober 2024 die Turnhalle der Sekundarschule Rickenbach gestürmt hatten. Die Angreifer sollen mit Schlagstöcken, Messern und Pfeffersprays bewaffnet gewesen sein, wie die Tamedia-Zeitungen damals berichteten.