Die Pitti-Messe in Florenz kennt man vor allem wegen ihrer Mode. Aber auch Essen wird gross präsentiert: An der «Pitti Taste» probiert man sich durch die kulinarischen Highlights Italiens – und staunt, wie hübsch selbst Bouillonwürfel daherkommen.
Italiens erste Modenschau spielte sich nicht in der heutigen Modehauptstadt Mailand ab, sondern in Florenz. Erst in der Villa Torrigiani, dann in der Sala Bianca des Palazzo Pitti, wodurch «Pitti» bald zum Synonym für zeitgenössische Kultur und Mode wurde. Heute laufen die daraus entstandenen Messeveranstaltungen unter dem Namen «Pitti Immagine». Neben der grossen «Pitti Uomo» für Herrenmode gibt es seit Beginn der nuller Jahre auch die «Pitti Taste», die der zeitgenössischen Gastronomieszene gewidmet ist.
Hier trifft all das zusammen, was Italien zu einem kulinarischen Sehnsuchtsort macht: frisch gepresstes Olivenöl, zarter Schafskäse, eingelegtes Gemüse, Pasta aller Art und Pistazien-Crème. Köstlichkeiten, wohin das Auge blickt. Auf der «Taste» zeigen über 700 italienische Aussteller, meist generationsübergreifende Familienbetriebe, ihre selbst produzierten Delikatessen. Sie halten den Vorbeischlendernden riesige Zitronen aus Kampanien unter die Nase, reichen mit ligurischem Pesto bestrichene Brotscheiben und Gläschen mit selbstgemachtem Amaro.
Gutes Essen geht immer. Gerade in Krisenzeiten gleicht sogenanntes Comfort-Food einer tröstlichen Umarmung. Kein Wunder also, dass sich die «Pitti Taste» seit ihren Anfangszeiten verdoppelt hat. In diesen Tagen geht die 18. Ausgabe der Messe zu Ende. Zeit, sich durch die Highlights der «Pitti Taste» zu probieren und so durch die unterschiedlichen Regionen Italiens.
Besuch im Gemüse-Imperium
Einmal im Leben sollte man Paolo Petrillis Tomaten aus dem Glas gekostet haben. Das würde sicher auch Madonna bestätigen, eine seiner vielen prominenten Kunden. Paolo Petrilli baut seit 1988 Tomaten nahe der Stadt Lucera an. Spezialisiert hat er sich auf Tomatensorten, die besonders gut auf dem trockenen Boden Apuliens wachsen. Sein Geheimnis? Die Herstellung gleicht der Produktion in einem winzigen Familienbetrieb, alles wird in Handarbeit gefertigt. Etwa hundert Personen ernten die sonnengereiften Früchte und kochen sie mit ein wenig Basilikum ein. Sie schmecken so intensiv, wie es kaum eine frische Tomate schafft.
Im Emporio Vegetale der Familie Chiodi Latini werden vegane Mayonnaise und russischer Salat, bunte Linsenbällchen und frische Caponata angeboten. Das Gemüse-Imperium erinnert an die wertvolle Alternative zu Pasta und Pizza, bereitet italienische Gemüsesorten in all ihren Formen und Farben zu, befördert sie von der Beilage zum Hauptgericht. Innovativ sind die «Zolle», knusprige Halbkugeln aus Kräuter- oder Gewürz-Essenz, von Basilikum bis Safran. Wunderschöne Bouillonwürfel, die sich, mit Olivenöl beträufelt, auch perfekt für den Aperitivo eignen. Wer die Kochkünste Antonio Chiodi Latinis vor Ort erleben möchte, kann sein gleichnamiges Restaurant in Turin in der Piemont-Region besuchen.
Die Olivenölflasche als Sammlerstück
Eine essenzielle Zutat der italienischen Küche, die alles besser macht, ist das frisch gepresste Olivenöl. Nun gibt es eines aus Campomaggiore, dessen Flasche zum Sammlerstück werden könnte. Das Familienunternehmen Antico Frantoio Di Perna verkauft sein Olivenöl in von lukanischen Handwerkern von Hand gefertigten und bemalten Keramikflaschen. Es ist eine Neuinterpretation der alten lukanischen Amphoren. Die Flaschen werden in Kupfer gehüllt, mit farbigen Mustern verziert oder mit einer Marmor-Malerei veredelt, die an die bergige Landschaft der Basilicata erinnert.
Sanfte Schärfe bietet das junge Unternehmen Capsicum: mit der Pipette dosierbares Chili-Öl in vier verschieden schmeckenden Sorten. Die Schoten für ihre Tropfen reifen in der Nähe der Amalfiküste. Ein sizilianischer Traum dagegen sind die Marmeladen und der Honig der Tenuta Serravalle, eines landwirtschaftlichen Betriebs bei Catania. Er liegt im IGP-Gebiet der Blutorange und versendet die neben dem Ätna gereiften Früchte in grossen Kisten an alle, die ein wenig Süditalien gebrauchen können. Die neusten Reiskörner in den schönsten Verpackungen finden sich bei Hera nei Campi, die den Reisanbau zurück nach Kampanien gebracht haben.
Zeit für Dessert
Wie es der Volksmund sagt: Für Nachtisch ist immer noch Platz. Den leckersten bekommt man vielleicht mit den schokoladigen Cantucci-Keksen der Fratelli Lunardi, die von den Brüdern Massimiliano und Riccardo in der Toskana hergestellt werden. Wer lieber auf die Klassiker setzt, ist seit 150 Jahren bei der Pasticceria Perbellini am besten aufgehoben, die italienisches Traditionsgebäck hübsch verpackt aus Verona verschickt.
Und doch ist eine Reise durch den Italien-Stiefel noch immer der beliebteste Weg, die regionalen Speisen kennenzulernen. Ein Halt würde sich vor allem in Susegana, im Veneto, lohnen. Hier, in der Heimat des Prosecco, steht das Ferienhaus Foresteria Borgoluce mitten in den Weinbergen. Alles, was die Restaurants des Anwesens servieren, wird auf den umliegenden Feldern angebaut. Die Azienda Agricola Alturis in Udine hingegen bietet seit kurzer Zeit mit ihren sechseckigen Glamping-Chalets gemütliche Rückzugsorte. In der Nähe bewirtschaftet sie ein Agriturismo mit Restaurant, und auch hier reicht man den eigens angebauten Wein.