Es wird ihr zu viel Wind gemacht. Die Australierin will nicht ewig Filme drehen.
Sie will nicht mehr. Cate Blanchett kündigt an, mit der Schauspielerei aufzuhören. «I’m giving up», verlautet die Australierin in einem Interview mit der britischen Programmzeitschrift «Radio Times». Der Star aus Filmen wie «Carol», «Blue Jasmine» und «Tár» meint es ernst. «I mean it, I’m serious.» In ihrer Familie würden zwar alle die Augen verdrehen, wenn sie das sage. Aber sie habe noch anderes vor im Leben. Konkreter wird die 55-Jährige nicht.
Nun kommt das Karriereende kaum schon morgen. Ein Kinofilm unter der Regie von Jim Jarmusch wird noch dieses Jahr veröffentlicht, ebenso der neue Soderbergh, ein Indie-Film ist ausserdem in Produktion.
Passenderweise wurde das Interview im Kulturzentrum Barbican in London geführt, wo Blanchett in einer Adaption von Tschechows «Möwe» die Arkadina spielt. Vielleicht hat die Rolle der alternden Diva sie auf den Gedanken gebracht, nicht in dem Beruf zu versauern. Vielleicht plagt sie aber auch eine Sinnkrise von grösserer Tragweite.
Das «Schwachsinnigste überhaupt»
Denn Blanchett sorgt noch in anderer Hinsicht für Schlagzeilen. In Interviews äussert sie sich engagiert über gesellschaftliche Phänomene, insbesondere ein Thema treibt sie zur Weissglut. Es geht um Laubbläser. Ein Austausch mit dem Magazin «People» machte neulich die Runde, in dem die Hollywoodgrösse ihre Aversion gegen das Gartengerät sehr deutlich zum Ausdruck brachte. Der Laubbläser, sagte sie, sei «die schwachsinnigste Erfindung überhaupt» und «ein Symbol für alles, was mit uns als Spezies nicht stimmt».
Cate Blanchett leuchtet nämlich nicht ein, weshalb das Laub von einer Seite des Gartens auf die andere gepustet wird, wo es dann vom Wind wieder zurückgeblasen werde. Ob sie eher der Typ Rechen oder Besen ist, ist nicht bekannt.
Aber die Abneigung sitzt tief. Und zwar schon länger, wie ein Video auf Youtube offenbart, in dem zahlreiche Äusserungen von Cate Blanchett über Laubbläser zu einem Clip montiert sind. Wenn sie einen Laubbläser sehe, sagt die Oscarpreisträgerin, sei sie «wie ein bellender Hund, der ein Eichhörnchen» sehe: «I’m gone.»
Der Laubbläser sei für Blanchett ein Ausdruck «menschlichen Scheiterns», so resümiert «Der Spiegel» die Angelegenheit. Andererseits könnte man auch eine Übersprungshandlung hineinlesen. Handelt es sich um eine Frustration, die sich bei Blanchett über die Jahre aufgestaut hat?
Dem Kino fehlen die Böen
Wäre es denkbar, dass ihr die Schauspielerei gleichsam als ein Produzieren von heisser Luft erscheint? Mag sie deshalb nicht mehr? Es ist offenkundig, dass es dem Gegenwartskino an Gewicht fehlt. Verglichen etwa mit dem New Hollywood der 1960er und 1970er Jahre kommen aus der amerikanischen Filmindustrie viel zu selten nennenswerte Böen.
Schauspieler, könnte man auch sagen, werden von einer Produktion zur nächsten gepustet. Selbst als Star mag man sich vorkommen wie kleines Astwerk. Und ein aufgeblasener Regisseur hat etwas von einem wild gewordenen Gärtner, der mit seinem Gerät wütet.
Klar ist, dass Blanchett das Berühmtsein nicht behagt. In dem Interview mit «Radio Times» spricht sie davon, dass sie nur schon sehr ungern fotografiert werde. Ihr sind die Nebengeräusche in dem Job zu laut. Es wird ihr zu viel Wind gemacht. Und Interviews gehören auch nicht zu ihren liebsten Beschäftigungen. Plötzlich würden Sätze von ihr «hervorgehoben und kursiv geschrieben», man komme so aufdringlich daher. Dabei sei niemand langweiliger als sie selbst, sagt sie: «I find myself profoundly dull.» Vielleicht redet sie auch deshalb lieber über Laubbläser.